19.11.2015, 16:43 Uhr

Großbritannien steigt aus der Kohle aus

London / Münster – Großbritanniens Energieministerin Amber Rudd hat den Kohleausstieg ihres Landes bis zum Jahr 2025. Stattdessen will sie unter anderem auch auf Gas- und Atomkraftwerke setzen.

Großbritannien will seine Kohlekraftwerke in den kommenden Jahren Schritt für Schritt vom Netz nehmen. Kohle sei „nicht die Zukunft“, so Rudd. Grundsätzlich begrüßen Umweltorganisationen den Kohleausstieg. Die geplante Errichtung zusätzlicher Gaskraftwerke wird jedoch kritisch gesehen.

Erdgas und Atom statt Kohle – wo bleiben die Erneuerbaren?

Rudd von den Conervatives sprach von einem „Reset“ der britischen Energieversorgung. Die von ihr skizzierte Umstellung in der Stromversorgung stelle einen der kostengünstigsten Beiträge dar, den Großbritannien zur Reduzierung CO2-Emissionen leisten könne. Die moderne britische Wirtschaft könne nicht von schmutzigen und alten Kohlekraftwerken abhängen. Die Nutzung von Erdgas sei hingegen entscheidend für die Energiesicherheit des Vereinigten Königreichs, so Rudd. In den kommenden zehn Jahren sollen daher neue Gaskraftwerke gebaut und in Betrieb genommen werden. Erdgas ist zwar mit geringeren CO2-Emissionen verbunden als Kohle, ist jedoch ebenfalls ein fossiler Energieträger, der erheblich zum Klimawandel beiträgt.

Oxfam durchaus zufrieden – Kanzlerin Merkel nun am Zug

Oxfams Klimaexperte Bastian Neuwirth kommentierte die Nachricht aus Großbritannien so: „Die Ankündigung der Briten kommt kurz vor dem Pariser Klimagipfel zur rechten Zeit. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel müssen dem Beispiel Großbritanniens folgen und einen Plan für ein Ende der Kohlekraft auch in Deutschland vorlegen. Das Festhalten an der klimaschädlichen Kohle ist nicht nur unverantwortlich, sondern auch unnötig. Bei einem konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien könnte in Deutschland im Jahr 2040 das letzte Kohlekraftwerk vom Netz gehen."

Neuwirth forderte, dass auch die Bundeskanzlerin nächste Woche auf dem UN-Klimagipfel in Paris den schrittweisen, sozialverträglichen und konsequenten Ausstieg Deutschlands aus der Kohlekraft bis spätestens 2040 ankündigen solle. Kohlekraftwerke würden den Klimawandel verschärfen. Folgen wie Dürren, Überschwemmungen oder schwere Stürme würden Armut und Hunger insbesondere in armen Ländern weiter verschlimmern, so der Oxfam-Sprecher.

WWF UK bemängelt Strategie zu erneuerbaren Energien

David Nussbaum, Chef der Naturschutzorganisation WWF in Großbritannien, zeigte sich gespalten. Er begrüßt den Ausstieg aus der Kohle, aber er ist mit der Strategie für erneuerbare Energien nicht einverstanden. Die britische Regierung hebe den Mix der Technologien hervor, so Nussbaum. Aber der Weg zu einer CO2-armen und kostengünstigen Wirtschaft liege aus seiner Sicht darin, die regenerativen Energien ambitioniert auszubauen, und zwar sofort.

Quelle: IWR Online

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