21.12.2015, 10:11 Uhr

Atomenergie: Störfälle in Belgien und Russland – Schweizer AKW soll stillgelegt werden

Münster – Atomkraftwerke in aller Welt haben jüngst für Schlagzeilen gesorgt. Im belgischen Kernkraftwerk Tihange hat es Ende der vergangenen Woche gebrannt, im russischen Kraftwerk bei Stankt Petersbeurg ist ein Wasserdampf-Rohr geplatzt und das Schweizer Atomkraftwerk Mühleberg soll endgültig stillgelegt werden.

Im belgischen Atomkraftwerk Tihange nahe der deutsch-belgischen Grenze etwa 70 km südwestlich von Aachen hat ein Feuer in der Nacht von Freitag (18.12.2015) auf Samstag die automatische Abschaltung des Reaktors herbeigeführt. Laut Betreiber Electrabel habe der Zwischenfall keine Auswirkungen auf Menschen und die Natur gehabt. Das Feuer ist im nichtnuklearen Teil der Anlage entstanden.

Brand im belgischen AKW

Geplant sei Berichten zufolge, den Reaktorblock 1 in dieser Woche wieder hochzufahren. Der Druckwasserreaktor mit einer Bruttoleistung von rund 1.000 Megawatt (MW) ist vor 40 Jahren ans Netz gegangen und zählt damit zu den ältesten noch in Betrieb befindlichen Reaktoren in Europa. Die Landesregierung NRW und zahlreiche Bürgerintiativen fordern seit Jahren die endgültige Abschaltung des Atommeilers und bekräftigten nun ihre Forderungen. NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Bündnis 90/Die Grünen) hatte das Kraftwerk in Tihange auch als „Bröckel-Reaktoren“ bezeichnet.

Wasserdampf aus russischem AKW

Ein weiterer Störfall hat sich laut einem Bericht der taz im Atomkraftwerk (AKW) Sosnowy Bor etwa 70 km westlich von Sankt Petersburg ereignet. Dort sei demnach heißer Wasserdampf in die Umwelt ausgetreten, weil ein dampfführendes Rohr geplatzt war. Der zweite Kraftwerksblock wurde manuell heruntergefahren und notgekühlt. Hier betonte ein Direktor des Betreibers Rosenergoatom, dass die radioaktive Strahlung im zulässigen Normbereich liege. Es gebe keine Veranlassung, Menschen zu evakuieren. Der Wasserdampf sei nicht radioaktiv gewesen. Die Einhaltung der Strahlenwerte vor Ort habe ein Umweltschutz-Bündnis bestätigt, dennoch sei die Bevölkerung verunsichert. Das Kraftwerk „Leningrad“ besteht aus vier aktiven Blöcken mit je rund 1.000 MW Bruttoleistung.

Baldiges Ende für Schweizer AKW

Ein Ende könnte der Betrieb des AKW Mühleberg in der Schweiz bald finden. Der 1972 ans Netz gegangene Reaktor (373 MW Bruttoleistung) soll nach dem Willen des Betreibers, der BKW FMB Energie AG, 2019 stillgelegt werden. Dazu hat die BKW am 18. Dezember 2015 beim zuständigen Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation das Stilllegungsgesuch eingereicht. Zum ersten Mal wurde damit in der Schweiz der Prozess eingeleitet, der eine endgültige Außerbetriebnahme und Stilllegung eines Kernkraftwerks zum Ziel hat. Nach der Vollständigkeitsprüfung durch die Behörden werden die Unterlagen im Frühling 2016 öffentlich aufgelegt. Das Stilllegungsgesuch ist aus Sicht des Betreibers ein Meilenstein auf dem Weg zum Ende des Kernkraftwerks Mühleberg.

Quelle: IWR Online

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