24.02.2016, 07:59 Uhr

Nitsch-Studie: Deutschland verfehlt Klimaziele deutlich

Berlin – Wenn es so weitergeht wie bisher, wird Deutschland seine Klimaschutzziele deutlich unterschreiten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Energie-Experten Joachim Nitsch, auf die der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) verweist. Die Treibhausgasemissionen würden dann bis 2050 gegenüber 1990 nur um 58 Prozent statt der erforderlichen 95 Prozent gesenkt.

Bei einem „weiter so“ kann Deutschland demnach seine Treibhausgasemissionen bis 2020 nur um 32 Prozent gegenüber 1990 mindern und wird damit sein Reduktionsziel von 40 Prozent deutlich verfehlen. Für die Umsetzung der COP21-Beschlüsse von Paris wäre bis 2025 ein Anteil erneuerbarer Energien von mindestens 60 Prozent am Bruttostromverbrauch erforderlich.

Dominieren fossile Energieträger auch zur Jahrhundertmitte noch?

Das Fazit von Nitsch, dessen Studie der BEE vor dem traditionellen Neujahrsempfang des Verbandes veröffentlichte: „Die derzeitige Energiewendepolitik lässt noch keine kohärente Strategie erkennen, mit der die großen Herausforderungen eines Komplettumbaus aller Sektoren der Energieversorgung in der notwendigen Zeit bis 2050 wirksam bewältigt werden könnten.“ Zudem würden die fossilen Energieträger auch noch zur Jahrhundertmitte mit 70 – 75 Prozent Anteil das Energiesystem dominieren, wenn sich die Umbaudynamik im gesamten Energiesektor nicht erheblich verstärkt, so Nitsch, der feststellt: „Das Klimaschutzziel wäre weit verfehlt.“

Brickwedde: Deutschland hinkt bei Wärme- und Verkehrswende weit hinterher

BEE-Präsident Fritz Brickwedde findet, dass die Nitsch-Studie für die Bundesregierung ein deutliches Warnsignal ist. Der BEE habe sogar eine konservativ gerechnete Studie in Auftrag gegeben. Doch auch bei vorsichtiger Berechnung laute die Botschaft: „Wir haben keine Zeit zu verlieren!“ Brickwedde fordert daher: „Die Bundesregierung muss jetzt schleunigst Maßnahmen ergreifen, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien in den Sektoren Strom, Wärme und Verkehr effektiv und effizient voranzutreiben – vorausgesetzt sie nimmt die COP21-Beschlüsse ernst. Vor allem in den Sektoren Wärme und Verkehr hinkt Deutschland weit hinterher. Ein Abbremsen beim Ausbau des Ökostrom-Bereichs können wir uns daher ebenso wenig erlauben. Es ist unabdingbar den Ausbaukorridor für Erneuerbare Energien im Stromsektor deutlich über jene 45% anzuheben, die im Koalitionsvertrag vorgesehen sind. Bekanntlich stehen die Klima- und Energieziele der Bundesregierung unter Vorbehalt der Ergebnisse von Paris. Diese sind anzupassen, wie es die Öffnungsklausel des Koalitionsvertrags vorsieht.“

Quelle: IWR Online

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