08.03.2016, 09:55 Uhr

RWE vor neuen Einschnitten - Probleme mit britischer RWE Tochter

Essen – Der Essener Energiekonzern RWE hat die vorläufigen Zahlen für das Jahr 2015, die bereits Mitte Februar veröffentlicht worden waren, bestätigt. Große Probleme bereitet die britische Tochter Npower, das Vertriebsgeschäft soll nun umfassend restrukturiert werden. Medien berichten über einen geplanten Abbau von 2.500 der insgesamt knapp 10.000 Jobs.

RWE hebt hervor, im Geschäftsjahr 2015 die Nettoschulden um fast ein Fünftel auf 25,1 Mrd. Euro verringert zu haben. Ausschlaggebend dafür waren der erfolgreiche Verkauf von RWE Dea sowie weitere Desinvestitionen und die Anhebung der Diskontierungssätze für Pensionsrückstellungen. In 2016 soll laut RWE-Prognose das bereinigte Nettoergebnis deutlich sinken. Grund sei der Margenverfall in der konventionellen Stromerzeugung. Eine deutliche Ergebnisverbesserung meldet der Konzern hingegen für den Bereich erneuerbare Energien.

RWE erzielt auch 2015 einen Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von über 7 Mrd. Euro

Die RWE-Aktie steigt im Handel am Dienstagmorgen nach der Veröffentlichung um 1,6 Prozent auf 11,47 Euro an (Xetra, Stand 9:38 Uhr). RWE hat 2015 bei etwa einem Außenumsatz auf Vorjahresniveau in Höhe von 48,6 Mrd. Euro einen "bereinigten" Gewinn in Höhe von 1,13 Mrd. Euro erzielt. Das sind 12,2 Prozent weniger als noch im Jahr 2014 (1,28 Mrd. Euro). Im Jahr 2016 soll diese Kennziffer auf nur noch 0,5 bis 0,7 Mrd. Euro sinken. Ein wesentlicher Grund dafür ist laut RWE der preisbedingte Margenverfall in der konventionellen Stromerzeugung, der mit effizienzsteigernden Maßnahmen nur teilweise aufgefangen werden kann. Zudem wirkt sich der Wegfall von Sondereffekten aus. Restrukturierungsmaßnahmen im britischen Vertriebsgeschäft seien angelaufen, RWE rechnet hier aber auch für 2016 noch mit Belastungen. Immerhin erzielt RWE auch in 2015 einen Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Höhe von 7,02 Mrd. Euro. Das bedeutet einen leichten Rückgang um 1,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr (EBITDA 2014: 7,13 Mrd. Euro).

Terium: Probleme im britischen Vertriebsgeschäft

Die Ende 2015 beschlossene strategische Neuaufstellung des RWE-Konzerns ist nach Darstellung des Konzerns gut im Zeitplan. Die neue Tochtergesellschaft, in der erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb im In- und Ausland gebündelt werden, wird am 1. April 2016 an den Start gehen. Rückblickend auf das Jahr 2015 berichtet Peter Terium, Vorstandsvorsitzender der RWE AG: „Im vergangenen Jahr hatten wir mit einer Reihe von Schwierigkeiten zu kämpfen – von energiepolitischen Diskussionen über Probleme im britischen Vertriebsgeschäft bis hin zum weiteren Preisrückgang im Stromgroßhandel. Aber ich blicke mit Stolz auf die Leistung der Mitarbeiter zurück. Denn wir haben gemeinsam den RWE-Konzern in der Spur gehalten. Dabei haben wir eine Reihe schwerer Entscheidungen treffen müssen. Wir haben so die Weichen für neue unternehmerische Perspektiven gestellt. Die energiepolitischen Herausforderungen belasten uns allerdings weiter.“ Terium kommentierte die Streichung der Dividende für die Stammaktien: „Wir sind uns bewusst, dass wir damit viele Aktionäre enttäuscht haben.“ Gemeint sind vor allem zahlreiche Kommunen und Staädte in NRW, die eine Dividende in ihren Haushalten einkalkuliert hatten.

Ergebnis-Verdopplung bei Erneuerbaren – 1.000 MW Windleistung neu

Das Ergebnis im Unternehmensbereich erneuerbare Energien hat sich gegenüber 2014 mehr als verdoppelt: Es stieg von 186 auf 493 Mio. Euro. Wesentlich dazu beigetragen hat, dass 2015 neue Windparks mit einer Gesamtkapazität von rund 1.000 Megawatt (MW) kommerziell in Betrieb genommen wurden, darunter die Offshore-Windparks Nordsee Ost nahe Helgoland (295 MW) und Gwynt y Môr vor der Küste von Wales (576 MW; RWE-Anteil im Oktober 2015 von 60 auf 50 Prozent reduziert). Damit haben die Erneuerbaren nach Gas und Kohle nun den größten Anteil am Erzeugungsportfolio von RWE. „Die erneuerbaren Energien entwickeln sich immer mehr zu einer tragenden Säule unseres Geschäfts“, sagt Peter Terium. „Neben dem operativen Geschäft gilt 2016 unser ganzes Augenmerk dem Konzernumbau, um die Voraussetzungen für weiteres Wachstum zu schaffen,“ so Terium weiter.

Fällt jede vierte Stelle bei Npower weg?

Probleme bereite hingegen das Geschäft in Großbritannien. Das Unternehmen plant zusätzliche Maßnahmen zur Stärkung der operativen Schlagkraft. Der Schwerpunkt dieser Maßnahmen liege auf der konventionellen Stromerzeugung und dem britischen Vertriebsgeschäft, das umfassend restrukturiert werden solle. Damit ist vor allem die britische RWE-Gesellschaft Npower gemeint. Nach einem Bericht von Sky News sollen dort 2.500 Jobs gestrichen werden, um die finanzielle Lage zu verbessern. Npower beschäftigt nach eigenen Angaben etwa 9700 Mitarbeiter. Insgesamt beschäftigte RWE 2015 mit rund 59.800 Mitarbeitern in etwa so viele Menschen wie noch im Jahr zuvor.

Quelle: IWR Online

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