24.05.2016, 15:12 Uhr

Solarstrom ernten auf Balkonien

Hamburg – Die Solarstrom-Erzeugung auf dem eigenen Balkon ist mit einem per Crowdfunding finanzierten, innovativen Photovoltaik-Modul jetzt ohne größere Komplikationen möglich. Benötigt werden ein Balkon, eine Steckdose und natürlich die Sonne.

Ein etwa rund 1,40 Meter hohes und 70 Zentimeter breites, mobiles Solarmodul ist das Herzstück dieses Minikraftwerks. Die Verbindung mit einer normalen Steckdose genügt, damit das Modul Sonnenstrom in das häusliche Netz einspeist, so die Hersteller. In Deutschland sind die regulatorischen Hürden für den Einsatz des Kleinst-Kraftwerkes allerdings noch höher als in andere EU-Staaten, doch damit wollen sich die Befürworter des neuen Produkts nicht abfinden.

Integrierter Wechselrichter regelt die Solarstrom-Einspeisung

Möglich macht dies ein integrierter Wechselrichter, der die Einspeisung von bis zu 150 Watt Spitzenleistung regelt. Das neue System ist ab sofort in Deutschland und Österreich erhältlich.

„Es gibt viele Menschen, die ihren Strom selbst produzieren wollen, aber nur über einen Balkon oder eine Terrasse verfügen“, sagt Namenspate Simon Niederkircher von der homemade.energy GmbH, einer Tochter der österreichischen oekostrom AG, die das Solarkraftwerk mit dem Namen „simon“ vertreibt. „Für sie haben wir den simon als möglichst unkompliziertes Solarmodul entwickelt. Es ist sofort startbereit und wandelt dann Sonnenlicht in Strom um.“

Solarlösung für Mieter mit Balkon oder Terrasse

Bislang waren es vor allem Hausbesitzer, die auf ihren Dächern Photovoltaikanlagen installierten. Nun können sich auch Mieter aktiv an der Energiewende beteiligen. „Schon immer war der Ausbau der Erneuerbaren zu einem großen Teil durch privates Engagement getrieben“, sagt Nils Müller, Vorstand von Greenpeace Energy, „wir wollen die Teilnahme an der Energie-Revolution nun noch mehr Menschen ermöglichen. Je mehr mitmachen, desto stärker ist die Identifikation mit dem Ziel einer vollständigen Energiewende in Deutschland und Österreich, die wir für den Klimaschutz so rasch wie möglich brauchen.“ Greenpeace Energy hatte im Jahr 2015 das Crowdfunding für das Mini-Solarkraftwerk simon begleitet und unterstützt nun auch dessen Vertrieb: So erhalten Kunden und Genossenschaftsmitglieder von Greenpeace Energy einen Zuschuss zum Befestigungssystem für den simon.

Produziert wird das PV-Modul im österreichischen Klagenfurt, wobei auf möglichst kurze Lieferwege für die Bauteile geachtet wurde und bei der Fertigung ausschließlich erneuerbare Energien eingesetzt werden. Zudem ist der simon komplett recycelbar. „Mit der Entscheidung für die Produktion in Österreich haben wir keinen Kostenvorteil“, sagt Simon Niederkircher, „wir haben uns aus ökologischen Gründen dafür entschieden.“ So sind auch die Transportwege zu den Käufern in Österreich und Deutschland klimafreundlich kurz.

Thema Sicherheit: Produkt soll "ärgerliche Hürden" in Deutschland einreißen

Der Betrieb eines simon in einem ordnungsgemäßen Hausnetz ist rundum sicher, wie Gutachten belegen. Dabei wurden alle zentralen Sicherheitsaspekte wie Schutz vor Stromschlag, automatische Schutzabschaltung oder Schutz vor Brandgefahr durch zertifizierte Prüfinstitute bestätigt.

Allerdings üben deutsche Netzbetreiber Widerstand laut Greenpeace Energy gegen den Anschluss solcher steckerfertigen Mini-Solarkraftwerke und verunsichern nach Ansicht des Ökostromversorgers die Nutzer. Dabei würden sich die Betreiber auf das derzeit geltende Regelwerk zum Anschluss von Stromerzeugungsanlagen ans Netz zurückziehen, das aber in diesem Punkt laut Greenpeace Energy veraltet ist. Ebenso sicherheitsbewusste Nachbarstaaten wie die Schweiz, die Niederlande und demnächst auch Österreich würden Mini-Solarkraftwerke von der Größenordnung des simon unter Bagatellgrenzen fallen lassen. 500 Watt Leistung und mehr könnten dort ganz unbürokratisch ins Hausnetz eingespeist werden. „Die ärgerlichen Hürden in Deutschland wollen wir mit dem simon einreißen. Auch bei uns soll jeder seinen Strom ganz einfach zu Hause erzeugen und aktiv das Klima schützen können“, sagt Nils Müller. Den Käufern in Deutschland bietet die homemade.energy GmbH Unterstützung im Anmeldeprozess beim jeweiligen Netzbetreiber an.

Quelle: IWR Online

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