24.06.2016, 09:55 Uhr

Elektromobilität: Schweden weiht Autobahn mit Oberleitung ein

München – Eine zentrale Herausforderung der Elektromobilität besteht in der optimalen Versorgung der Elektromotoren mit Strom. Während bei den allermeisten Elektroauto-Modellen eine möglichst effiziente, leichte und leistungsstarke Batterie den Strom liefern soll, sind für den Güterverkehr auf der Straße auch andere, überraschende Konzepte denkbar. Ein spektakuläres System wird nun in Schweden getestet.

In Schweden ist die weltweit erste Elektro-Autobahn oder e-Highway in Betrieb gegangen. Die schwedische Infrastrukturministerin Anna Johansson und der Energieminister Ibrahim Baylan haben in dieser Wochde den Startschuss für das erste System dieser Art auf einer öffentlichen Straße gegeben. Oberleitungen versorgen die Lastkraftwagen (LKW) dabei mit Strom.

System senkt lokale Luftverschmutzung

Auf einem zwei Kilometer langen Autobahnabschnitt der Autobahn E16 nördlich von Stockholm wird für die nächsten zwei Jahre ein Oberleitungssystem des deutschen Technologie-Konzerns Siemens für LKW getestet. Dabei kommen zwei Diesel-Hybrid-Fahrzeuge des Fahrzeugherstellers Scania zum Einsatz, die für den Einsatz unter der Oberleitung angepasst wurden.

Roland Edel, Chefentwickler bei der Siemens-Division Mobility, erklärte: "Der Siemens-eHighway ist im Vergleich zu Verbrennungsmotoren doppelt so effizient. Die Siemens-Innovation versorgt LKW über eine Oberleitung mit Strom. Das bedeutet nicht nur eine Halbierung des Energieverbrauchs, sondern auch eine Verringerung der lokalen Luftverschmutzung."

Elektrifizierte Straßen sollen Transportwesen ergänzen

Mit dem zweijährigen Testbetrieb möchten die schwedische Transportbehörde Trafikverket und der Regierungsbezirk Gävleborg nun Erkenntnisse darüber sammeln, ob sich das Oberleitungs-Konzept für eine kommerzielle Nutzung und einen weiteren Ausbau eignet. Anders Berndtsson, Chefstratege der schwedischen Transportbehörde Trafikverket: "In Schweden wird der mit Abstand größte Teil der Güter auf der Straße transportiert. Nur ein begrenzter Teil kann auf andere Verkehrsmittel verlagert werden. Um LKW auch weiterhin für den Güterverkehr einsetzen zu können, müssen wir die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aufheben. Elektrifizierte Straßen sind deshalb eine perfekte Ergänzung zum Transportwesen."

Kontakt zur Strom-Oberleitung bei 90 km/h aufnehmen

Kernelement des Systems ist ein intelligenter Stromabnehmer in Kombination mit einem Hybridantriebssystem. Ein Sensorsystem ermöglicht dem Stromabnehmer bei einer Geschwindigkeit bis 90 Kilometern pro Stunde, den Kontakt zur Oberleitung herzustellen und zu unterbrechen. Entsprechend ausgerüstete Lastwagen versorgen sich während der Fahrt aus Oberleitungen mit elektrischer Energie und fahren dann effizient und lokal emissionsfrei. Dank des Hybridsystems ist auch ein Betrieb ohne Oberleitung möglich. Die Flexibilität herkömmlicher LKW bleibt erhalten. Die eHighway-Technologie verfügt über eine offene Konfiguration. So können neben dem in Schweden zum Einsatz kommenden Diesel-Hybrid-Antrieb alternativ beispielsweise Batterie- oder Erdgaslösungen realisiert werden.

Elektro-Highway-Projekt auch in Kalifornien in Arbeit

Siemens baut derzeit auch in Kalifornien ein eHighway-Demonstrationsprojekt auf. Dies erfolgt im Auftrag der der regionalen Behörde zur Überwachung der Luftqualität, des South Coast Air Quality Management District (SCAQMD) und in Zusammenarbeit mit dem Fahrzeughersteller Volvo. Im Laufe des Jahres 2017 werden im Umfeld der Häfen von Los Angeles und Long Beach verschiedene Lastwagen-Konfigurationen im Zusammenwirken mit der Elektro-Autobahn getestet.

Quelle: IWR Online

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