04.08.2016, 15:53 Uhr

Neubewertung: Zehn Milliarden Euro Abschreibung auf Uniper

Essen – Der Energiekonzern E.ON, der seine Kraftwerkstochter Uniper im September 2016 eigenständig an die Börse bringen will, steht offenbar vor erheblichen Abschreibungen für diese Gesellschaft. Wie das Handelsblatt berichtete, handele es sich um Wertminderungen im Umfang von rund zehn Milliarden Euro.

E.ON selbst hat dazu noch keine eigene Veröffentlichung verbreitet. Auf Nachfrage des Manager-Magazins habe E.ON lediglich bestätigt, dass bereits im April ein möglicher Korrekturbedarf für Uniper eingeräumt worden sei. Uniper soll zum Buchwert an die Börse gebracht werden. Offensichtlich sind die bisherigen Bewertungen der Assets viel zu hoch ausgefallen.

Abschreibungen von zehn Milliarden Euro stehen im Raum

Doch die Höhe der im Raum stehenden Abschreibungen lässt aufhorchen. Der Nettobuchwert von Uniper wird derzeit mit 15,5 Milliarden Euro beziffert. Laut Handelsblatt schätzt ein mit dem Börsengang vertrauter Manager den Wert aber nur auf 4 bis maximal 5,5 Milliarden Euro ein. Das würden Abschreibungen von rund zehn Milliarden Euro bedeuten. Das E.ON-Spinoff ist für die Bereiche konventionelle Stromerzeugung und Energiehandel zuständig.

Kraftwerke verlieren an Wert

Aufgrund der in den letzten Jahren stark gesunkenen Großhandelspreise für Strom ist auch der Wert der konventionellen Kraftwerke eingebrochen, heißt es. Mehrere Kraftwerksbetreiber haben in der Vergangenheit bereits umfangreiche Abschreibungen vorgenommen. Dies verändert zwar nicht die Liquiditätssituation der betroffenen Unternehmen, aber deren Bilanzsumme. So sah sich auch E.ON Konkurrent RWE für das Geschäftsjahr 2015 zu einer nicht cashwirksamen Wertberichtigung in Höhe von 2,1 Mrd. Euro auf deutsche und britische Kraftwerke veranlasst.

Wie schlecht geht es den Stromversorgern wirklich?

In der Vergangenheit haben die Stromversorger bereits Milliarden-Abschreibungen wegen Wertberichtigungen auf Kraftwerke und erworbene Beteiligungen vorgenommen. Das führt regelmäßig zu hohen - nicht cashwirksamen - rein bilanziellen Verlusten. Auf der anderen Seite hat E.ON für das abgelaufene Geschäftsjahr 2015 erst kürzlich eine Dividende von 0,50 Cent je Aktie ausgeschüttet. Die Dividendensumme belief sich für das Jahr 2015 laut Konzernbilanz auf knapp eine Milliarde Euro.

Im Aktienkurs von E.ON spiegelt sich die Nachricht über diesen drohenden, heftigen Wertverlust im Aktienhandel am heutigen Donnerstag bislang kaum wider. Analysten und Investoren haben diesen Aspekt offenbar längst berücksichtigt. Das Wertpapier gibt heute nur um 0,4 Prozent auf 9,17 Euro nach (Stand 15:31 Uhr, Börse Stuttgart).

Quelle: IWR Online

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