06.10.2016, 11:04 Uhr

Schweiz verbietet neue Atomkraftwerke

Bern - In der Schweiz wird es zukünftig keine neuen Atomkraftwerke mehr geben, alte AKW werden nicht ersetzt. National- und Ständerat haben der neuen Energiestrategie 2050 zugestimmt.

Am 30.09.2016 wurde in der Schweiz mit 120 zu 72 Stimmen bei 6 Enthaltungen (Nationalrat) und 35 zu 6 Stimmen bei 3 Enthaltungen (Ständerat) das erste Maßnahmenpaket zur Energiestrategie 2050 verabschiedet. Der Bau neuer Atomkraftwerke wird verboten und der Ausbau erneuerbarer Energien verstärkt.

Schweiz lässt Atomenergie auslaufen - keine Laufzeitbeschränkung

In der Schweiz hat die Kernenergie zwar keine Zukunft mehr, dennoch ist bis auf das Abschaltdatum des AKW Mühleberg im Jahr 2019 unklar, wann die alten Atomkraftwerke stillgelegt werden. Atomkraftwerke sind normalerweise auf eine betriebliche Altersgrenze von 40 Jahren ausgelegt. In der Schweiz gibt es keine Laufzeitbegrenzung für Atomkraftwerke. Die Schweizer AKW-Betreiber müssen ein neues Betriebskonzept mit "höheren Anforderungen" vorlegen. Wenn dieses Konzept durch das ENSI (Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat) genehmigt ist, erfolgt eine Verlängerung der AKW-Laufzeit um weitere zehn Jahre, egal wie alt das Atomkraftwerk ist.

Die Schweiz betreibt derzeit noch fünf AKW-Blöcke an vier Standorten: das AKW Gösgen (1.060 MW), das AKW Leibstadt (1.275 MW), das AKW Beznau (2 Blöcke à 380 MW) und das AKW Mühleberg (390 MW). Der AKW-Block 1 in Beznau ist seit 1969 am Netz und mit 46 Betriebsjahren das älteste in Betrieb befindliche Atomkraftwerk der Welt. Beznau 2 produziert seit 1971 Strom. Ein weiteres kleines Atomkraftwerk, der Schweizer Versuchsreaktor Lucens, wurde bereits nach einem Atomunfall in den 1960iger Jahren nach kurzer Betriebszeit stillgelegt.

Referendum gegen Energiewende noch möglich

Mehrere Gruppierungen und Organisationen hatten im Vorfeld aus unterschiedlichen Motiven Referenden angekündigt. Ob diese tatsächlich unterstützt bzw. durchgeführt werden, ist offen. Nach einem Bericht der Zürcher Zeitung war am Ende nur noch die SVP gegen die Vorlage, die aber ein Referendum von der Unterstützung der Wirtschaft abhängig macht. Der Dachverband der Schweizer Wirtschaft economiesuisse hatte jedoch schon im Frühjahr angekündigt, ein Referendum nicht zu unterstützen.

Quelle: IWR Online

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