17.11.2016, 15:13 Uhr

Klimaschutz durch Biomasse-Monitoring aus dem Weltall

Marrakesch – Wissenschaftler wollen mit Hilfe modernster Satellitentechnik Rodungen und andere Flächenumwandlungen aus dem All aufspüren. Dadurch kann auch ein Beitrag für den internationalen Klimaschutz geleistet werden. Das überzeugt die Bundesregierung.

Im Rahmen eines breit angelegten Projekts sollen mit Hilfe der Satellitentechnik weltweite Daten über land- und forstwirtschaftliche Flächen erhoben werden. Die Bundesregierung erhofft sich so den Aufbau nachhaltiger Lieferketten. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hat im Rahmen der 22. Klimakonferenz in Marrakesch das Nachhaltigkeitsprojekt bewilligt.

Satelliten-gestütztes System soll für nachhaltige Lieferketten sorgen

Es geht um die Internet-Plattform mit dem Titel Global Risk Assessment Services (Gras). Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hatte bereits die Entwicklung des ersten Prototypen gefördert, der seit 2015 online ist und anhand von Satellitendaten Informationen zu Anbauflächen nachwachsender Rohstoffe und zu Landnutzungsänderungen liefert. Nun soll das Projekt ausgeweitet werden. Schmidt: „Die Bioökonomie geht einher mit einem weltweit steigenden Handelsaufkommen an Biomasse. Dies mit dem Schutz wertvoller Lebensräume und dem Klimaschutz in Einklang zu bringen – dabei kann uns das neue Gras-System unterstützen." Gras soll künftig noch umfangreichere und genauere Daten zu noch mehr land- und forstwirtschaftlichen Flächen weltweit liefern und so den Aufbau nachhaltiger und entwaldungsfreier Lieferketten erleichtern. Damit kann ein wichtiger Beitrag zur Reduktion der klimaschädlichen Emissionen aus Entwaldungen geleistet werden, so Schmidt.

Schmidt überreicht Zuwendungsbescheid an Kölner Firma

Schmidt überreichte dabei auch den Zuwendungsbescheid an die Global Risk Assessment Services GmbH aus Köln, die damit bis 2019 eine Förderung des BMEL für die Weiterentwicklung des Gras-Systems erhält. Aktuelle Satellitengenerationen wie die seit 2014 bzw. 2015 im All befindlichen Sentinel-1- und -2-Satelliten aus dem Copernicus-Programm der ESA liefern immer bessere Bilder der Erde. So können Flächennutzungen verlässlicher und auch im Zeitablauf erkannt werden. Von diesem technischen Fortschritt soll nun auch das System Gras profitieren. Im Ergebnis können Auditoren im Rahmen einer Nachhaltigkeitszertifizierung beispielsweise Unternehmen, die Rodungen vornehmen, aus Lieferketten ausschließen. Die Wiederanpflanzung von bereits bestehenden Plantagen von der Regenwaldrodung kann erkannt werden, betont die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe in einer Mitteilung zu diesem Thema.

Gras II soll ab 2020 zur Verfügung stehen

Die Forscher wollen in Zukunft weitere Nachhaltigkeitsinformationen an die Geodaten koppeln, zum Beispiel zur Artenvielfalt, zur Ressource Wasser oder zu sozialen Indikatoren. Zudem soll eine Warnfunktion bei Waldbränden und die Erkennung von kleinräumigen Entwaldungen integriert werden. Schließlich sind auch neue Abschätzungen der ober- und unterirdischen Kohlenstoffgehalte von Flächen und die Darstellung der Ergebnisse in Kohlenstoff-Karten geplant. Der erste Gras-Prototyp war lediglich für Anwendungen in der Landwirtschaft konzipiert. Nun soll das System stärker auf die Bedürfnisse einer nachhaltigen Forstwirtschaft ausgerichtet sein. Zudem soll Gras II weitere Länder in Süd- und Mittelamerika, Südostasien, Afrika und Australien abdecken, ebenso wie weitere europäische Länder. Ab 2020 ist vorgesehen, dass das erweiterte Gras-System zur Verfügung steht.

Quelle: IWR Online

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