21.11.2016, 15:34 Uhr

Umweltminister will Atomkraftwerke nicht einmotten

Kiel/Geesthacht/Münster – Je näher der Atomausstieg in Deutschland rückt, desto mehr gerät der Rückbau der Atomkraftwerke in den Fokus der Aufmerksamkeit. Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Robert Habeck (Grüne) hat sich nun entschieden gegen den „sicheren Einschlusses“ von Atomkraftwerken ausgesprochen.

In der Debatte um den Atomausstieg hat sich Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Robert Habeck gegen den „sicheren Einschluss“ von Atomkraftwerken (AKW) ausgesprochen. Damit wird das Problem nur in die Zukunft verlagert, kritisiert der Minister.

AKW-Einmottung verschiebt Entsorgungs-Problematik

„Zu starten ohne Landebahn“, ist nach Meinung von Energiewendeminister Robert Habeck schon immer der Kardinalfehler der Atompolitik gewesen. Anlässlich seines Besuchs des Atomkraftwerks Krümmel begrüßt Habeck daher die Entscheidung der Kommission zur Überprüfung der Finanzierung des Kernenergieausstiegs (KfK), den Einschluss von Atomkraftwerken zu verbieten.

„Die zunehmende Debatte, ob die Meiler nicht eingemottet werden sollten und man sie dann für Jahrzehnte stehen lässt, führt in die falsche Richtung“, erklärt der Minister. Das Problem wird so nur verschoben. In einigen Jahrzenten fehlen dann entsprechende Experten mit eigenen Anlagenerfahrungen. Schon jetzt liegt das Durchschnittsalter beim AKW-Betreiber Vattenfall bei fast 50 Jahren, führt Habeck aus.

Zwei Stilllegungsstrategien für Atomkraftwerke

Deutschland hat in der Vergangenheit zwei unterschiedliche Stilllegungsstrategien verfolgt. Neben dem direkten Abbau unmittelbar nach der endgültigen Abschaltung, können Anlagen auch zunächst für mehrere Jahrzehnte in einem sicheren Zustand eingeschlossen und anschließend abgebaut werden. Zu diesen Atomkraftwerken zählt der schon fast in Vergessenheit geratene Thorium-Hoch-Temperatur-Reaktor (THTR) in Hamm-Uentrop, Nordrhein-Westfalen. Seit 1988 ist der Reaktor eingemottet und bis 2030 soll der aktuelle Zustand bleiben. Niemand weiß derzeit wohl genau, was dann passiert und ob es dann noch Fachkräfte für den Rückbau gibt.

Atomkonzerne können sich von der Zwischen- und Endlagerung freikaufen

Die Debatte um den Rückbau der Atomkraftwerke gewinnt mit dem kürzlich beschlossenen Atom-Deal der Bundesregierung erneut Schwung. Auf Empfehlung der KfK geht die Verantwortung für die Zwischen- und Endlagerung des Atommülls gegen eine Zahlung von 23,6 Milliarden Euro an den Staat über. Die Atomkonzerne sind weiterhin für den Rückbau der Atom-Meiler verantwortlich.

Minister Habeck bewertet den Entwurf alles in allem als vernünftig. „Es ist nicht die reine Lehre, aber wenigstens eine Lösung. Ohne sie würde die Last vollständig bei den Steuerzahlern liegen, falls die Konzerne mal pleitegehen und die Rückstellungen nicht gesichert sind.“ Der entsprechende Gesetzentwurf soll am Freitag (25.11) im Bundesrat erstmals beraten werden.

Quelle: IWR Online

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