23.11.2016, 08:00 Uhr

Bedarf an Energiespeichern steigt in Deutschland

Münster/München – Mit einem höheren Anteil der erneuerbaren Energien an der Energieversorgung steigt auch die Bedeutung von Energiespeichern. Das ist bekannt. Forscher suchen weiter nach praxisnahen Wegen, Energie über längere Zeit zu speichern.

Stromspeicher können fluktuierende erneuerbare Energien wie die Wind- und Sonnenenergie ausgleichen und so auch den Ausbaubedarf im Stromnetz senken. Je nach Prognose werden laut Experten bis zu 50.000 Megawatt (MW) Speicherleistung in den kommenden Jahren benötigt.

Fraunhofer: Speicherbedarf hängt von Ausrichtung der Energiewende ab

Wie hoch der Speicherbedarf in den kommenden Jahren in Deutschland sein wird, ist stark von der zukünftigen Ausrichtung der Energiewende ab. Sicher ist jedoch, dass Stromspeicher in Zukunft eine wichtigere Rolle spielen werden. Das Fraunhofer Umsicht hat gemeinsam mit dem Fraunhofer IWES in der Metastudie „Energiespeicher“ einen zusätzlichen Kapazitätsbedarf, insbesondere im Bereich der Spitzenlastkraftwerke, von 3.000 bis 30.000 MW bis 2020 bzw. 2022 festgestellt. Bis 2030 liegt der zu installierende Speicherbedarf sogar bei 13.000 bis 50.000 MW.

Zur langfristigen Speicherung im industriellen Maßstab stehen bislang nur Pumpspeicherkraftwerke zur Verfügung, deren Ausbaupotenzial in Deutschland aufgrund der starken Umwelteingriffe aber nahezu erreicht ist. Forscher suchen daher nach Wegen, Energie im großen Maßstab langfristig zu speichern.

Energie-Speicherung in Ammoniak oder Methanol im Visier

Zu einem der Forschungszentren für Energiespeicher zählt auch das Innovationsprojekt „Storage Solutions“ bei Siemens unter Leitung von Karl-Josef Kuhn. Die Forscher untersuchen verschiedene Speichermöglichkeiten, die sich parallel für längere Phasen nutzen lassen. Im Fokus der Forscher stehen dabei Lösungen, die Elektrizität in Energieformen wandeln, die sich gut speichern lassen. Etwa in Wasserstoff oder chemische Verbindungen wie beispielsweise Ammoniak oder Methanol.

Ein Schwerpunkt bildet dabei die Power-to-Gas-Technik, bei der Wasser mittels Strom in Wertstoffe, beispielsspeise Wasserstoff umgewandelt wird. Ein erstes erfolgreiches Pilotprojekt ist der Energiepark Mainz, mit bis zu sechs MW die weltweit größte Anlage ihrer Art, wie Siemens mitteilt. „Neben der Wasserstoffelektrolyse haben wir zwei weitere Anwendungsfelder im Visier“, erklärt Kuhn. „Die Speicherung von Kohlenwasserstoffen und Ammoniak sind die nächsten Stufen.“

Kuhn: Technologie- und Lösungsverbund entscheidend für Energiewende

Daneben arbeiten die Speicherexperten an thermischen und mechanischen Speichern sowie an Druckluftsystemen, die elektrische Energie in Form von verdichteter Luft speichern. „Entscheidend für ein Gelingen der Energiewende ist aber nicht die eine Technologie, sondern vielmehr der Verbund verschiedener Lösungen, um auch in Zukunft die Stabilität der weltweiten Stromversorgung zu garantieren“, erklärt Kuhn.

Quelle: IWR Online

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