23.02.2017, 09:31 Uhr

Fukushima: Anwohner sollen in verstrahlte Dörfer zurückkehren

Münster - Fast sechs Jahre ist die Nuklearkatastrophe von Fukushima her. Die Region um das japanische Kernkraftwerk auf der Hauptinsel Honshu wurde aufwendig gereinigt. Nun plant die Regierung die Rückkehr von Anwohnern in die Dörfer der Sperrzone rund um die Anlage. Umweltschützer warnen davor.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat eine Vielzahl von Messungen in den freigegebenen Dörfern durchgeführt und erhebt nun schwere Vorwürfe. Die Messungen hätten weiterhin deutlich zu hohe Strahlungswerte gezeigt. Der Wiederansiedlungsplan sei „totaler Wahnsinn“.

Japan plant Anwohner-Rückkehr in Dörfer der Fukushima-Sperrzone

Vor fast sechs Jahren ist es im März 2011 in Folge eines Erdbebens und Tsunamis zur Kernschmelze und dem Austritt radioaktiver Strahlung im Atomkraftwerk (AKW) Fukushima Daiichi gekommen, einer der größten Reaktorunglücke weltweit. Nun hat die japanische Regierung nach jahrelangen Aufräumarbeiten die Rückkehr der Bewohner der Sperrzonen-Dörfer geplant. Um die Voraussetzung hierfür zu schaffen, hatte Japan in einer großangelegten Aktion verseuchte Böden abgetragen, Dächer und Straßen gewaschen und verstrahltes Laub und Gras eingesammelt. Die entstandenen Millionen Kubikmeter Atommüll werden in Plastiktüten entlang der Straßen gesammelt. Dass diese Tüten nun zum Teil erste Risse aufweisen, ist nur ein kleiner Teil der Kritik von Greenpeace.

Greenpeace: Strahlung in gereinigten Gebieten immer noch viel zu hoch

Greenpeace war laut eigenen Angaben seit dem Unfall jährlich in der Region unterwegs, um die Strahlenwerte zu untersuchen. Unter anderem hatten Mitglieder der Organisation in sieben Gebäuden an unterschiedlichen Standorten der wieder zu besiedelnden Zone tausende von Strahlendosis-Messungen durchgeführt. Diese wurden zusammen mit weiteren Bodenproben ausgewertet. Auf dieser Basis hat Greenpeace die Strahlenbelastung über eine Lebenszeit hochgerechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass der durch die Regierung angestrebte Wert von 0,23 Mikrosievert pro Stunde (µSv/h) in einem Meter Höhe an allen Messstellen massiv überschritten wurde – Greenpeace zufolge zum Teil um das 3- bis 10-fache. Bei vier Häusern haben die Aktivisten außerdem in Bodennähe besonders starke Strahlenwerte gemessen. Für die Anwohner bedeuten die Rücksiedlungspläne laut Greenpeace die Wahl zwischen einem Leben in verstrahltem Gebiet mit Entschädigung oder die Zukunft in sicheren Regionen ohne die finanzielle Wiedergutmachung.

Greenpeace: Japan gefährdet das Leben der Betroffenen

Während in den Orten Häuser, Höfe, Höfe, Straßen sowie ein 20 Meter breiter Streifen rechts und links davon gereinigt wurden, bleiben Wälder, Wiesen und Berge in der Umgebung radioaktiv verseucht, so Greenpeace. Der Wind würde den belasteten Staub zusätzlich auch in die halbwegs strahlenfreien Häuser wehen. Japan gefährde so das Leben der Betroffenen, befindet die Non-Profit-Organisation. Greenpeace kritisiert in diesem Zusammenhang auch die japanische Regierung scharf. Diese wolle den Menschen glauben machen, die Region wäre komplett dekontaminiert und sicher. Die Ergebnisse der Greenpeace-Messungen zeigten jedoch, dass dort, wo die Erde ausgetauscht wurde, zwar weniger Strahlung auftrete als in Waldflächen, die gereinigten Flächen seien jedoch keineswegs strahlungsfrei. Die Regierung wolle den Eindruck erwecken, als habe sie die nukleare Katastrophe im Griff. Auf diese Weise soll der Widerstand im Land gegen die Atomkraft gestoppt werden, kritisiert Greenpeace.

Quelle: IWR Online

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