22.03.2017, 08:40 Uhr

Streit um Balkon-Photovoltaik zwischen Westnetz und Greenpeace

Münster – Am vergangenen Freitag meldete der Energieversorger Greenpeace Energy, dass der Netzbetreiber Westnetz seinen Widerstand gegen Mini-Solaranlagen, die beispielsweise an Balkonbrüstungen installiert über eine einfache Steckdose ans Netz geschlossen werden können, aufgebe. Doch davon will Westnetz nichts wissen.

Greenpeace Energy gab am Freitag (17. März 2017) bekannt, dass die Innogy-Tochter Westnetz nach einem Verfahren vor der Bundesnetzagentur (BNetzA) auf Druck von Greenpeace Energy den Anschluss von Mini-Solaranlagen ermögliche und verweist dazu insbesondere auf ein Westnetz-Schreiben an die BNetzA. Der Netzbetreiber liest das jedoch ganz anders.

Westnetz und Greenpeace Energy streiten vor der BNetzA

Mit Mini-Solaranlagen oder auch „Stecker-Solar-Geräten“ auf Balkonen oder Terrassen kann jeder einen Beitrag zur dezentralen Energiewende leisten. Ihr Anschluss wird mit Verweis auf Sicherheitsbedenken jedoch häufig von den zuständigen Verteilnetzbetreibern blockiert. Greenpeace Energy wollte für eine Stromkundin des Versorgers in einem Verfahren vor der BNetzA den Anschluss der Anlage durchsetzen.

In einem Schreiben vom 21. Oktober 2016 räumt Westnetz denn auch ein, dass durch die fragliche Mini-Solaranlage keine schädlichen oder störenden Rückwirkungen auf das Versorgungsnetz zu befürchten seien. Unter Einhaltung der anerkannten Regeln der Technik sei der Anschluss der Anlage also möglich.

Westnetz: Durch Anlagen drohen Sach- und Personenschäden

Wirklich anschließen darf die Kundin die Anlage jedoch nicht, wie Westnetz auf Nachfrage von IWR Online feststellt. Um angeschlossen zu werden, müsse die Anlage den Vorschriften des Verbandes der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik e.V. (VDE) entsprechen, was nicht der Fall sei. Bei einem Anschluss drohen Sach- und Personenschäden, so Westnetz.

Ein Anschluss setzte nicht nur die Änderung der VDE-Normen voraus, sondern auch eine Weiterentwicklung der Technik. Wenn sich die VDE-Vorschriften ändern, werde sich Westnetz natürlich daran halten. Im Übrigen handele es sich bei der vor der BNetzA diskutierten Anlage um einen Einzelfall. Westnetz werde die fragliche Anlage nicht anschließen.

Greenpeace Energy: Studien belegen Anlagensicherheit

Greenpeace Energy zeigt sich gegenüber IWR Online von dem Zurückrudern von Westnetz irritiert. Man sei enttäuscht, dass Westnetz nicht die Chance genutzt habe, sich als innovativer Energieversorger an die Spitzte der Energiewende zu stellen. Die Mini-Solaranlagen seien sicher, wie Greenpeace im Verfahren vor der BNetzA mit Verweis auf zahlreiche Studien u.a. vom Fraunhofer ISE, dem TÜV sowie der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control aufgezeigt habe. Zudem werden die Anlagen in Österreich und der Schweiz ohne Probleme eingesetzt.

Greenpeace strebt beim VDE demnach die Schaffung einer neuen Produktnorm für Solar-Minianlagen sowie einer Bagatellgrenze bis zu einer Anlagenleistung von 600 Watt an und erwartet große Fortschritte aus einem neuem Normungsverfahren. Die Technik sei viel weiter als die Normen.

Quelle: IWR Online

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