07.07.2017, 09:43 Uhr

Sonnenbrille produziert Solarstrom

Karlsruhe - Organische Solarzellen sind flexibel, transparent und leicht – und sie lassen sich in beliebigen Formen und Farben herstellen. Forscher haben jetzt eine Sonnenbrille vorgestellt, die Strom produziert. Die Technik könnte auch in Fensterscheiben eingesetzt werden und diesen Sektor revolutionieren.

Forscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) stellen nun in der Fachzeitschrift Energy Technology eine Sonnenbrille mit farbigen, halbtransparenten Solarzellen in den Glasflächen vor. Die Einsatzmöglichkeiten gehen weit darüber hinaus.

KIT-Forscher entwickeln smarte Sonnenbrille

Die Solarbrille kann einen Mikroprozessor und zwei Displays mit Strom versorgen. „Wir bringen die Energie dahin, wo es keine andere Solartechnik kann“, sagt Dr. Alexander Colsmann, Leiter der Arbeitsgruppe Organische Photovoltaik am Lichttechnischen Institut (LTI) des KIT. Die „smarte“ Sonnenbrille, die der Wissenschaftler und sein Team am KIT als Produktstudie hergestellt haben, versorgt sich selbst mit Strom, um die Sonneneinstrahlung und Umgebungstemperatur zu messen und anzuzeigen. Die perfekt in ein handelsübliches Kunststoffgestell eingepassten Solarzellen-Gläser sind jeweils 1,6 Millimeter stark und etwa sechs Gramm schwer - ähnlich wie die Gläser einer herkömmlichen Sonnenbrille. In den Bügeln sind der Mikroprozessor und die beiden Displays untergebracht, auf denen sich die Information über Sonnenstärke und Temperaturhöhe in einer Balkengrafik ablesen lässt.

Solarbrille funktioniert auch im Innenraum

Die Solar-Brille funktioniert auch im Innenraum bei einer Beleuchtungsstärke von 500 Lux, die der einer üblichen Büro- oder Wohnraumbeleuchtung entspricht. Dabei produziert jedes der beiden „smarten“ Brillengläser unter Raumbeleuchtung 200 Mikrowatt elektrische Leistung, die ausreichen würde, um Anwendungen wie zum Beispiel ein Hörgerät oder einen Schrittzähler zu ermöglichen.

Zukunft: Glasfassaden produzieren Strom

Ein weiteres Anwendungsfeld ist die Einbindung in Gebäuden: Da Glasfassaden etwa von Hochhäusern häufig abgedunkelt werden müssen, liege es nahe, das absorbierte Licht mittels organischer Solarmodule zur Stromgewinnung zu nutzen, so Colsmann. Eine Vision sei es, künftig große Flächen im Rolle-zu-Rolle-Verfahren kostengünstig mit organischen Solarzellen zu beschichten, so der Ingenieur, der sich am Materialwissenschaftlichen Zentrum für Energiesysteme des KIT unter anderem mit dem Grundlagenverständnis organischer Solarzellen und Halbleiterbauelemente befasst.

Quelle: IWR Online

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