12.09.2017, 10:40 Uhr

EWE schließt Korruptions-Untersuchung ab

Oldenburg - Der Aufsichtsrat des Oldenburger Versorgers EWE AG hat sich bei einer Affäre um Korruptionsverdacht positioniert. Die Botschaft des Aufsichtsrats ist eindeutig.

Die Vorwürfe waren hart: Es ging um Korruption in der Tochtergesellschaft EWE Netz, die Staatsanwaltschaft Oldenburg hatte ermittelt. Für eine abschließenden Bewertung hatte die EWE die Ergebnisse der externen Prüfungsgesellschaft KPMG herangezogen. Für den EWE-Aufsichtsrat ist das Thema nun erledigt.

Vorwürfe: Gegenleistungen für Aufträge kassiert und Sozialabgaben nicht gezahlt

Es geht um den Verdacht der Korruption. Berichten zufolge sollen Mitarbeiter von EWE Netz für Aufträge an fremde Unternehmen Gegenleistungen gefordert und erhalten haben. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hatte unter anderem im März 2017 die Räumlichkeiten einer EWE-Niederlassung in Cuxhaven durchsucht. Zudem solle es zu Unregelmäßigkeiten bei den Sozialabgaben für Mitarbeiter von EWE-Netz gekommen sein. Hauptaugenmerk der Überprüfung, deren Ergebnisse nun dem Aufsichtsrat des Versorgungsunternehmens mit insgesamt über 9.000 Mitarbeitern vorliegen, liegt bei der Aufarbeitung der Sachverhalte und der bestehenden Vorwürfe. Zudem wurden Hinweise erarbeitet, um die internen Abläufe zu verbessern und Fehler in der Zukunft möglichst auszuschließen, teilt EWE mit. Im Ergebnis erteilt der Aufsichtsrat eine weitgehende Absolution für zwei Manager.

Aufsichtsrat: Vorwürfe „schlicht und einfach haltlos“

Im Fokus der Untersuchungen stehen der Geschäftsführer der EWE Netz, Torsten Maus, sowie Timo Poppe, ehemals Aufsichtsrat der EWE Netz. Bernhard Bramlage, Aufsichtsratsvorsitzender der EWE AG, erklärte: „Die erhobenen Korruptionsvorwürfe gegen Mitarbeiter von EWE Netz haben sich nicht bestätigt – ebenso wie ein Großteil der weiteren im Raum stehenden Vorwürfe. Sie waren schlicht und einfach haltlos.“ Bei der nicht sachgerecht erfolgten steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Behandlung von Zuschlägen in der EWE Netz habe die detaillierte Prüfung ergeben, dass das Problem seinen Ursprung nicht in der EWE Netz, sondern in der EWE AG habe. „Präsidium und Aufsichtsrat haben daher keine Pflichtverletzungen bei Timo Poppe festgestellt. Bei Torsten Maus aus formalrechtlichen Gründen in geringem Umfang, die aber seiner Entlastung nicht entgegenstehen. Aufgrund dieser Faktenlage kam der Aufsichtsrat zu dem Schluss, dass einer weiteren vertrauensvollen Zusammenarbeit mit beiden nichts im Wege steht. Auch wurde der Finanzverwaltung kein Geld vorenthalten“, so Bramlage.

Compliance-Mängel schnellstmöglich beheben und vakante Vorstands-Positionen besetzen

Die Analyse der internen Kontrollsysteme bei EWE hat allerdings ergeben, dass Schwachstellen bestanden. Nun will Bramlage die richtigen Schlüsse ziehen und „diese Mängel schnellstmöglich“ beseitigen. Zudem sind noch vakante Positionen im Vorstand zu besetzen. „Die Suche nach geeigneten Kandidaten geht voran. Wir sind zuversichtlich, dass bei diesem wichtigen Thema noch in diesem Jahr die wesentlichen Weichenstellungen erfolgen“, sagt Bernhard Bramlage. Maus und Poppe waren als Kandidaten für den EWE-Vorstand zunächst im Rennen, haben die Kandidatur aber beide zurückgezogen.

Quelle: IWR Online

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