16.11.2017, 10:31 Uhr

Wieso Forscher mit steigenden CO2-Emissionen rechnen

Münster/Bonn – Im Jahr 2017 werden die weltweiten CO2-Emissionen voraussichtlich wieder kräftig klettern, nachdem sie in den vergangenen Jahren nur moderat gestiegen waren. Die Hoffnung auf eine globale Trendwende hat sich damit zunächst zerschlagen. Denn trotz des Ausbaus der erneuerbaren Energien nimmt auch die Nutzung fossiler Energien immer weiter zu.

Der Forscherverbund Global Carbon Project hat in mehreren Veröffentlichungen die Entwicklung der CO2-Emissionen aus der Nutzung fossiler Brennstoffe sowie aus der Industrie für das Jahr 2017 prognostiziert. Diese decken den überwiegenden Teil der weltweiten Treibhausgasemissionen ab. Für das Jahr 2017 erwarten die Forscher wieder einen deutlichen Anstieg der Emissionen.

CO2-Ausstoß steigt deutlich stärker als in den vergangenen Jahren

Nach der Prognose der Wissenschaftler werden die weltweiten CO2-Emissionen im Jahr 2017 um zwei Prozent auf 36,8 Milliarden Tonnen ansteigen. Die Experten räumen dabei auch eine gewisse Unsicherheit ein und erwarten mindestens ein Wachstum von 0,8 und höchstens 3,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Grund für die Unsicherheit der Prognose und die angegebene Spannweite sei vor allem darin zu sehen, dass viele Daten noch nicht vorliegen. Sicher sei aber bereits, dass die Emissionen stärker als in der Vergangenheit ansteigen werden. Von 2014 bis 2016 war der weltweite CO2-Ausstoß im Mittel nur leicht um jährlich 0,4 Prozent gestiegen.

Nutzung fossiler Brennstoffe steigt weiter an – Erneuerbare federn Zuwachs nur ab

Die Ursache liegt in der immer noch ansteigenden Nutzung fossiler Brennstoffe. Daran ändern auch die gelichzeitigen Ausbaurekorde bei den erneuerbaren Energien nichts. So wird erwartet, dass der globale Kohleverbrauch in 2017 wieder ansteigt, nachdem er über die vergangenen fünf Jahre im Mittel um 0,7 Prozent gesunken war. Die weltweite Nachfrage nach Öl und Gas steigt ungebremst weiter an. Insbesondere in Asien zieht der Ölverbrauch stark an, wobei der Pro-Kopf-Verbrauch weiterhin unterhalb dem der USA und Europas liegt.

Wirtschaftswachstum treibt weiter die CO2-Emissionen

Dieser Trend wird sich nach Einschätzung der Forscher auch in naher Zukunft nicht ändern, denn der CO2-Ausstoß ist weiterhin eng mit der Weltwirtschaft verknüpft. Die gute Nachricht ist dabei, dass sich der Energieverbrauch vom Wirtschaftswachstum entkoppelt hat. Je produzierter Einheit Bruttoinlandsprodukt (BIP) wird nun weniger Energie als in der Vergangenheit benötigt. Das liegt nach der Analyse der Forscher zum Teil daran, dass vor allem die Produktion von Dienstleistungen sowie von Produkten mit geringer CO2-Intensität angestiegen ist.

Dennoch steigt der absolute Energieverbrauch weiter. Der zusätzliche Energiebedarf wurde dabei von 2000 bis 2016 im Mittel zu 80 Prozent von fossilen Energien gedeckt. Dadurch bleibt trotz des Ausbaus der Erneuerbaren der CO2-Ausstoß bezogen auf den Primärenergieverbrauch nahezu konstant. Für die nahe Zukunft erwarten die Forscher demnach auch keine weitere Reduktion der CO2-Emissionen, da für 2018 mit einem weiteren Anstieg des Welt-Wirtschaftswachstums gerechnet wird.

Keine Trendwende: China stößt wieder mehr CO2 aus

Mit Blick auf die verschiedenen Regionen der Welt erhöhen sich die CO2-Emissionen vor allem in China. Nachdem der Ausstoß 2016 konstant war, wird er 2017 nach der Prognose der Wissenschaftler um 3,5 Prozent auf 10,5 Mrd. Tonnen CO2 ansteigen. Ein Grund ist der geschätzte Anstieg des Kohleverbrauchs um drei Prozent, des Ölverbrauchs um fünf Prozent und eine Zunahme des Gasverbrauchs um zwölf Prozent steigt. Indiens Anstieg fällt 2017 mit zwei Prozent auf 2,5 Mrd. Tonnen gegenüber den im Mittel sechs Prozent im letzten Jahrzehnt zwar geringer aus, die Ursachen dafür liegen aus Sicht des Global Carbon Project aber vor allem temporären Faktoren. Nur in den USA und der EU sinken die Emissionen leicht um etwa 0,4 bzw. 0,2 Prozent auf 5,3 bzw. 3,5 Mrd. Tonnen CO2. Dies kann den sonstigen weltweiten Anstieg aber nicht kompensieren.

Immer mehr Länder entkoppeln Wirtschaftswachstum vom CO2-Ausstoß

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch in den Veröffentlichungen des Global Carbon Project. So ist in der vergangenen Dekade in insgesamt 22 Länder die Wirtschaft gewachsen, während gleichzeitig die CO2-Emissionen signifikant gesunken sind. Hierzu zählen auch Schwergewichte wie die USA, Großbritannien oder Frankreich. Diese 22 Länder stellen immerhin 20 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Deutschland gehört jedoch nicht zu dieser Gruppe. In der Bundesrepublik ist der gesamte CO2-Ausstoß nach Daten des Wirtschaftsministeriums von 2005 bis 2015 nur noch um zehn Prozent gefallen.

Das Netzwerk des Global Carbon Project wurde 2001 mit dem Ziel gegründet, ein vollständiges Bild des globalen CO2-Kreislaufs zu entwickeln. In dem Projekt sind zahlreiche namhafte Forschungsinstitute und Universitäten rund um den Globus beteiligt.

Quelle: IWR Online

© IWR, 2017