08.02.2021, 11:32 Uhr

Energieküste Schleswig-Holstein: Studie zum Potenzial für Wasserstoff-Wirtschaft vorgelegt


© GP Joule

Husum - Die Westküste in Schleswig-Holstein verfügt über große Potenziale für erneuerbare Energien. Eine aktuelle Studie untersucht mögliche Entwicklungspfade für den Aufbau einer Wasserstoff-Wirtschaft an der schleswig-holsteinischen „Energieküste“ und liefert vielversprechende Ergebnisse.

Lohnt es sich, ein Brennstoffzellen-Fahrzeug anzuschaffen, wenn keine Wasserstoff-Tankstelle in der Nähe ist? Lohnt es sich, Wasserstoff (H2) zu produzieren, wenn es keine Abnehmer gibt? Um dieses Henne-Ei-Problem zu lösen, wurden im Auftrag der schleswig-holsteinischen Kooperation Westküste die Potenziale für den Einsatz von Brennstoffzellen-Fahrzeugen und sinnvolle Standorte für Elektrolyseure und Wasserstoff-Tankstellen an der schleswig-holsteinischen Westküste analysiert.

Abfallwirtschaft, ÖPNV und Logistikunternehmen offen für Wasserstoffeinsatz

Um den möglichen Einsatz von Brennstoffzellen-Nutzfahrzeugen und sinnvolle Standorte für Elektrolyseure und Wasserstoff-Tankstellen zu untersuchen, hat die Regionale Kooperation Westküste der Kreise Nordfriesland, Dithmarschen, Steinburg und Pinneberg eine Studie in Auftrag gegeben. Ausgeführt wurde sie von den Unternehmen Hypion GmbH (Heide), IPP ESN Power Engineering GmbH (Kiel) sowie BBG und Partner Rechtsanwälte (Bremen).

Die Studien-Autoren befragten 16 Akteure der Abfallwirtschaft und des ÖPNV sowie die Vertreter von 40 Logistik-Unternehmen, Verbänden und weiteren Institutionen in den vier Kreisen. Die meisten standen der Anschaffung von Bussen, Lkw oder Abfallsammelfahrzeugen mit Brennstoffzellen-Antrieb offen gegenüber. Daraus ergab sich ein langfristiges Potenzial von 1.000 Brennstoffzellen-Nutzfahrzeugen beziehungsweise 5.600 Tonnen jährlichem Wasserstoff-Bedarf. Für die Herstellung dieser Wasserstoffmenge mittels Elektrolyse wären 300 Mio. kWh (300 GWh) Strom notwendig. Aktuell werden jährlich bereits rund 16 Mrd. kWh (16.000 GWh) Strom an der Westküste aus erneuerbaren Quellen erzeugt.

Vier Wasserstoff-Hubs in der Region als Konzentrationspunkte für H2-Wirtschaft

Als Konzentrationspunkte (englisch „Hubs“) oder Cluster für die Wasserstoff-Wirtschaft an der Westküste haben die Gutachter vier Regionen identifiziert: Husum / Niebüll mit geplantem Brennstoffzellen-ÖPNV-Projekt und mehreren geplanten H2-Tankstellen, Heide mit dem Reallabor Westküste 100 sowie seiner Gas-Infrastruktur, Speicher-Kavernen und bereits geplantem Autohof mit H2-Anschluss. Eine weitere Region ist Itzehoe / Brunsbüttel mit bereits vorhandener H2-Tankstelle für Pkw in Büttel und einer möglichen weiteren H2-Tankstelle in Itzehoe, Logistik-Unternehmen, Chemie-Industrie und dem Anschluss der Offshore-Windkraftanlagen. Als geeignet eingestuft wird zudem Elmshorn / Tornesch mit Logistik-Unternehmen und Abfallwirtschaft

Für die Umsetzung eines Wasserstoffnetzes Westküste empfehlen die Studien-Autoren, in den vier identifizierten Wasserstoff-Clustern die bereits angesprochenen Unternehmen mit den lokalen Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung zusammenzubringen und ihre Anregungen für den Aufbau der Wasserstoff-Hubs weiterzuentwickeln. Mit Unterstützung der regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaften sowie der potenziellen Betreiber könne dann ein konkreter Tankstellen-Standort festgelegt und auf seine Eignung untersucht werden. Im nächsten Schritt könnten mit einer Machbarkeitsanalyse die jeweiligen Betreiber- und Beschaffungsmodelle für Infrastruktur und Fahrzeuge geprüft werden. Anschließend könnte dann eine konkrete Planung der Kosten und möglichen Fördermittel beginnen.

„Unsere Unternehmen arbeiten bereits an der Umsetzung der Energiewende. Mit dem Wasserstoffnetz Westküste wollen wir sie noch gezielter vernetzen und dafür sorgen, dass diese Technologie zu Wertschöpfung in unserer Region führt“, erklärte Axel Wiese von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordfriesland. Als Projektleiter der Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein hatte er die Studie mit angeschoben und moderierte die Online-Präsentation.

Quelle: IWR Online

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