06.10.2017, 16:38 Uhr

Energieeffizienz: IEA-Chef warnt vor globalen Rückschritten

Berlin – Die Internationale Energieagentur (IEA) hat einen neuen Bericht zur globalen Energieeffizienz-Entwicklung vorgestellt. Neben der Darstellung der erreichten Erfolge beim Energiesparen wird aber auch eine problematische Entwicklung aufgezeigt.

Im Beisein von Wirtschafts- und Energieministerin Brigitte Zypries (SPD) stellte Dr. Fatih Birol, Exekutivdirektor der IEA, den „Energy Efficiency Market Report 2017“ im Bundeswirtschaftsministerium in Berlin vor. Birol sieht einerseits deutliche Fortschritte bei der Steigerung der globalen Energieeffizienz, doch der IEA-Chef äußert sich auch kritisch.

Verlangsamung bei der Implementierung neuer Effizienz-Maßnahmen

IEA-Direktor Birol stellte den Energieeffizienz-Bericht am Donnerstag (05.10.2017) in Berlin vor. Die 143 Seiten starke Analyse zeigt deutliche Fortschritte bei der Steigerung der globalen Energieeffizienz in den vergangenen Jahren. Doch es bedürfe zusätzlicher Anstrengungen. Birol erklärte: „Dieser Nutzen, von dem wir alle profitieren, wurde insbesondere durch standardsetzende Instrumente ermöglicht. Wir beobachten jedoch seit dem Jahr 2016 eine Verlangsamung bei der Implementierung neuer Maßnahmen.“

Der Appell des IEA-Direktors richtet sich an die Machthaber dieser Welt: Es sei von großer Bedeutung, dass Regierungen zusätzliche Maßnahmen zur Erhöhung der Effizienz des gesamten Energieverbrauchs ergreifen, betonte Birol. Auch im Vorwort des IEA-Berichts geht Birol auf dieses Problem ein. Regierungen würden nicht mit neuen Regelungen und Maßnahmen zur Effizienz-Steigerung nachkommen. Stattdessen würden sie sich auf die bestehenden Rahmenbedingungen stützen. Daher besteht das Gefahr, dass man auf dem Weg zu mehr Energieeffizienz wieder zurückfalle, so Birol.

China beschleunigt globale Energieeffizienz

Laut dem Bericht haben sich einige Kennziffern der globalen Energieeffizienz in den letzten Jahren verbessert. So sei die Energieintensität, gemessen durch den Verbrauch von Primärenergie pro einer Einheit des Bruttoinlandprodukts, in 2016 um 1,8 Prozent gesunken. Seit 2010 ist diese Kennziffer im Schnitt sogar um 2,1 Prozent pro Jahr gefallen, was deutlich besser war als im Zeitraum 1970 bis 2010 (-1,3 Prozent). Besonders erfolgreich war in dieser Hinsicht übrigens China, so der Bericht. In 2016 hätte sich die Energieintensität lediglich um 1,1 Prozent verbessert, wenn man den Beitrag Chinas unberücksichtigt lassen würde.

Zypries: Deutsche Haushalte können mit Energieeffizienz Geld sparen

„Am saubersten ist die Energie, die gar nicht verbraucht wird“, unterstreicht auch Wirtschaftsministerin Zypries. „Deshalb muss die Energieeffizienz weiter gesteigert und der Energieverbrauch dadurch reduziert werden. Das vermindert Treibhausgasemissionen, verbessert die Versorgungssicherheit und kommt ganz konkret privaten Haushalten zugute, die laut IEA in Deutschland dadurch durchschnittlich fast 500 Euro pro Kopf an Energiekosten pro Jahr sparen können.“

Die Bundesregierung hat für das Jahr 2015 einen Rückgang des Primärenergieverbrauchs in Deutschland um 8,3 Prozent im Vergleich zu 2008 festgestellt. Bis 2020 soll dieser Verbrauch nach den Plänen der Bundesregierung um weitere 20 Prozent sinken.

Quelle: IWR Online

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