02.05.2018, 10:25 Uhr

Neues Tool zur Bewertung von Mieterstrommodellen


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Emmerthal, Münster – Große Hoffnungen ruhten auf dem im Juni 2017 verabschiedeten Photovoltaik-Mieterstromgesetz. Für eine Belebung der Nachfrage könnte ein neues Tool des Instituts für Solarenergieforschung IISFH) zur Bewertung von Mieterstromkonzepten sorgen.

Das Potenzial für PV-Mieterstromanlagen in Deutschland ist groß. Die Resonanz bleibt aufgrund der schwierigen Abschätzung der Wirtschaftlichkeit der PV-Projekte bislang allerdings hinter den Erwartungen.

Komplexität von Mieterstromprojekten erschwert ökonomische Analyse

Das im Juli 2017 in Kraft getretene Gesetz zur Förderung von Mieterstrom gewährt einen Zuschuss für direkt im Gebäude verbrauchten Strom aus neuen PV-Anlagen auf Wohngebäuden. Die Höhe des Zuschlages hängt von der Größe der PV-Anlage und der Entwicklung des PV-Zubaus in Deutschland ab und liegt derzeit zwischen 2,2 ct/kWh und 3,8 ct/kWh. Zusätzlich entfallen beim Mieterstrom Kostenpositionen wie z.B. Netzentgelte und Stromsteuer. Mieterstrom-Anbieter können deshalb Bewohnern eines Hauses vor Ort erzeugten Strom vergünstigt anbieten.

Trotz günstiger Rahmenbedingungen und ca. 300.000 Gebäuden, die für Mieterstrommodelle mit PV-Anlage in Deutschland in Frage kommen, wurden 2017 lediglich 54 Vorhaben mit einer Gesamtleistung von nur 1,2 MW bei der Bundesnetzagentur gemeldet. Die zurückhaltende Investitionshaltung liegt nach Einschätzung des Instituts für Solarenergieforschung (ISFH) vor allem an den für die Wirtschaftlichkeit maßgeblichen, aber oftmals unbekannten Größen des Direktverbrauchs und an den hohen Kosten für die korrekte Verbrauchsabrechnung der Mieter. Für Abhilfe könnte ein neues kostenfreies Tool des ISFH sorgen.

ISFH-Berechnungstool ermöglicht individuelle Analyse des Einzelfalls

Mit dem ISFH Excel-Berechnungstool kann nach ISFH-Angaben eine ökonomische und ökologische Bewertung individuell gestalteter Mieterstromprojekte vorgenommen werden. Neben PV-Anlagen können mit dem Tool auch (von der Mieterstromförderung bisher ausgeschlossene) kleine Windkraftanlagen und Batteriespeicher sowie gekoppelte Strom-Wärme-Versorgungen mit Blockheizkraftwerken, Wärmepumpen oder Gaskesseln betrachtet werden. Dazu wird der Strom-, Heiz- und Warmwasserverbrauch des Gebäudes aus der Anzahl und Nutzungsart der im Gebäude vorhandenen Wohneinheiten berechnet. Zudem hat jeder Mieter die Wahl, an der Mieterstromversorgung teilzunehmen oder nicht.

Das Excel-Tool führt eine stündliche energetische Bilanzierung der Erzeugung und des Verbrauchs von Strom und Wärme für Referenzjahresverläufe durch und liefert eine Visualisierung der Energieflüsse sowie die ökologische und ökonomische Bewertung des gewählten Versorgungskonzeptes. Für letztere sind die gängigsten Verfahren für dynamische Wirtschaftlichkeitsrechnungen (Berechnung von Kapitalwert, Endwert, Annuitäten und Amortisationsdauer) implementiert. Die ökologische Bewertung erfolgt anhand jährlich vermiedener CO2-Emissionen.

Quelle: IWR Online

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