Regenerative Energiewirtschaft:
Weltmarkt im Visier

von Norbert Allnoch


Die aktuellen Diskussionen um die regenerativen Energien in Deutschland sind derzeit fast ausschließlich energiepolitisch motiviert und spiegeln vor allem den parteipolitischen Dissens in Deutschland wider. Der Hauptgrund für diese Situation ist im wesentlichen das bisherige Primat der Politik auf dem Stromsektor in einem weitgehend monopolistisch geprägten Marktumfeld. In dem Streit um die richtige energiepolitische Weichenstellung lähmen aber die kausalen Verknüpfungen zwischen Kernenergie, Kohle und den regenerativen Energien die industriepolitischen Handlungsoptionen und führen zur politischen Polarisation der Gesellschaft mit der Folge, daß eine Diskussion der erneuerbaren Energiequellen fast immer im Kreuzfeuer des politischen Farbenspiels erfolgt. Auf der Strecke bleiben einerseits die Unternehmen, die auf kalkulierbare Rahmenbedingungen für ihre wirtschaftlichen Aktivitäten angewiesen sind und andererseits die oft beklagte Nichtanwendung und Umsetzung zukunftsweisender Technologien in Deutschland. Das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) will sich vor allem den industriewirtschaftlichen Aspekten der erneuerbaren Energien widmen und zur Verbesserung der strukturellen Rahmenbedingungen beitragen. Die Ziele des IWR sind:

- Schaffung eines Zentrums für die Bündelung der interdisziplinären Aktivitäten auf dem Gebiet der regenerativen Energien und 
- Initialisierung einer Branche Regenerative Energiewirtschaft.

Bisher gab es keine politisch neutrale und unabhängige Plattform, auf deren Grundlage eine Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft auf dem Gebiet der regenerativen Energien möglich ist. Das vorrangige Ziel des IWR ist es, allen Beteiligten in der Wissenschaft mit ihren unterschiedlichen Disziplinen (Naturwissenschaften, Recht, Technik, Wirtschaft, etc.) und den in der Wirtschaft aktiven Firmen, die normalerweise auch nur partikular auf dem Gebiet der regenerativen Energien tätig sind (z.B. Maschinenbau, Elektroindustrie, etc.), eine gemeinsame Schnittstelle zu bieten, um die Wahrnehmung der industriewirtschaftlichen nationalen und internationalen Chancen auf einem Zukunftsfeld zu ermöglichen. 

In einem ersten Schritt hat das IWR mit einem neuen Informationsnetzwerk "Regenerative Energiewirtschaft" unter der IWR-Adresse http://www.iwr.de im Internet auf über 550 Informationsseiten (incl. Job- und Kontaktbörse), 350 Links und mit über 1.000 nationalen und internationalen Adressen (Stand: Mai 97) den Grundstein für dieses Ziel gelegt. Des weiteren ist speziell für kleine und mittelständische Unternehmen eine Fülle von exportrelevanten Informationen (Auslandskontakte, Exportfinanzierung, Exportkreditversicherung, etc.) abrufbar. Firmen und Institutionen können unter einem Dach ihre Produkte und Dienstleistungen weltweit via Wirtschaftsschaufenster präsentieren. Derzeit nutzen monatlich bereits 5.000 bis 6.000 nationale und internationale Teilnehmer diesen Informationsservice, der in Kürze auch auf CD-ROM verfügbar sein wird.

Die Gründung des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien ist beispielsweise vom Bundeskanzleramt, dem Wirtschafts- und Wissenschaftsministerium oder dem Bellagio-Forum for Sustainable Development einhellig begrüßt worden. Frau Bundesumweltministerin Merkel betonte, daß nicht nur aus umwelt-, sondern auch aus wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischer Sicht die Schaffung einer Branche "Regenerative Energiewirtschaft" anzustreben sei. Grundvoraussetzung für die Entwicklung einer Regenerativen Energiewirtschaft ist es allerdings, den ordnungspolitischen Handlungsrahmen in Deutschland so zu gestalten, daß die auf diesem Gebiet tätigen Unternehmen verläßliche Rahmenbedingungen für eine technologische und industriewirtschaftliche Entfaltung vorfinden. Der Erfolg der weltweit führenden Windindustrie in Dänemark ist letztendlich nur auf die rechtzeitige Besetzung eines neuen Industriefeldes in einem frühen technologischen Entwicklungsstadium zurückzuführen. Angesichts der Globalisierung und Internationalisierung der Märkte erscheint es notwendiger denn je, mit hoher Flexibilität und Schnelligkeit auch auf Nischenmärkten rechtzeitig Flagge zu zeigen, um den industriellen Anschluß auf einem technologischen Zukunftsfeld nicht zu verpassen. Aufgabe der Politik ist es, die entsprechenden Rahmenbedingungen hierfür zu schaffen.


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