18.07.2014, 08:30 Uhr

Was aus 10 deutschen Solarunternehmen seit Fukushima geworden ist

Münster - In keinem anderen Bereich hat die Politik eine Branche so ausgebremst wie in der Solarindustrie. Was drei Jahre nach Fukushima aus den zehn führenden Solarunternehmen aus dem Jahr 2011 geworden ist.

IWR Online hat sich die zehn größten Solar-Hersteller aus Deutschland aus dem Jahr 2011 genauer angesehen und den Werdegang verfolgt. Eine traurige Bilanz und ein industriepolitischer Kahlschlag in der regenerativen Branche mit dem Verlust von tausenden Arbeitsplätzen.

Solarworld AG zieht Finanzrestrukturierung durch

Im Rahmen einer radikalen Finanzrestrukturierung, die einen Schuldenschnitt für Finanzgläubiger in Verbindung mit einer Kapitalherabsetzung und anschließender Sachkapitalerhöhung vorsah, konnte die börsennotierte Solarworld AG ihre Finanzverbindlichkeiten um 57 Prozent reduzieren. Zusätzlich konnte das Unternehmen die Qatar Solar Technologies als neuen Partner gewinnen. Solarworld meldete den Abschluss der Restrukturierung im Februar dieses Jahres.

Ausverkauf bei aleo solar

Das Unternehmen aleo solar war seit 2009 Teil der Bosch-Gruppe. Diese verkündete jedoch im März 2013 die Trennung von ihrer Solarsparte. Im Februar 2014 wurde ein Vertrag mit der SCP Solar GmbH, einer Erwerbsgesellschaft eines Konsortiums, dem Sunrise Global Solar Energy aus Taiwan, Choshu Industry aus Japan sowie Pan Asia Solar aus Hong Kong angehören, geschlossen. SCP Solar GmbH übernahm die Marke "aleo" und den Produktionsstandort Prenzlau in Brandenburg. Auf der außerordentlichen Hauptversammlung von aleo solar im April 2014 wurde die Auflösung der AG und der Verkauf des operativen Geschäfts gebilligt.

Solon AG wird arabisch

Der Solarmodulproduzent Solon beantragte im Dezember 2011 die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die Kernbestandteile der ehemals börsennotierten Solon SE wurden im März 2012 von Microsol (VAE) erworben. Anfang März 2014 wurde bekannt, dass der Firmensitz der Solon Energy GmbH von Berlin in die Vereinigten Arabischen Emirate verlagert wird. Der Produktionsstandort bei Berlin-Adlershof mit 230 Mitarbeitern wurde geschlossen.

Sovello wird versteigert

Die Sovello GmbH war ein integrierter Hersteller von Solarwafern, Solarzellen und Solarmodulen mit Sitz in Bitterfeld-Wolfen, Sachsen-Anhalt. Im Mai 2012 kam es zur Insolvenzanmeldung. Die Gründung einer Transfergesellschaft mit der Hälfte der 1.000 Mitarbeiter scheiterte an der Finanzierung. Im Rahmen der Insolvenz kam es zur Stilllegung der Produktion und Entlassung der Mitarbeiter. Im Februar 2013 wurde die Insolvenzmasse versteigert.

Scheuten Solar: Endgültiges Aus im zweiten Anlauf

Im Juni 2013 meldete Scheuten Solar nach 2012 zum zweiten Mal Insolvenz an. Darunter fiel auch die deutsche Tochter, die Scheuten Solar Produktions GmbH mit Sitz in Gelsenkirchen. Im Jahre 2012 konnte die Insolvenz noch auf Grund einer Übernahme durch das chinesische Solarunternehmen Aiko Solar abgewendet werden, dieses stellte jedoch im Juni 2013 die Finanzierung ein.

Solarwatt AG: Insolvenzverfahren wird aufgehoben

Der Hersteller von kristallinen Solarmodulen Solarwatt meldete im Juni 2012 Insolvenz an, konnte jedoch durch einen Restrukturierungsplan erfolgreich saniert werden. Im Zuge der Sanierung konnte auch ein Strategieschwenk zum Solarsystemanbieter beschleunigt werden. Mitte Oktober 2012 wurde das Insolvenzverfahren aufgehoben und im Januar 2013 erfolgte eine Umwandlung in die Rechtsform der GmbH. Im Juni diesen Jahres verkündete Solarwatt, dass es sich Teile der insolventen Centrosolar Gruppe gesichert hat.

Centrosolar Group AG: Verkauf und Auslandsgeschäft

Probleme gab es auch bei der börsennotierten Centrosolar Group AG. Nach Schutzschirmverfahren und Insolvenzverfahren einiger Tochtergesellschaften, das noch immer nicht abgeschlossen ist, konnten inzwischen bereits wichtige Hürden genommen werden. So wurden Teile des Unternehmens von der Solarwatt GmbH und der Solar-Fabrik AG übernommen, wodurch zahlreiche Arbeitsplätze gesichert wurden. Fortgeführt wird die Centrosolar Group AG noch mit dem Betrieb des Photovoltaik-Systemanbieters Centrosolar America.

Q-Cells AG wird südkoreanisch

Das 1999 in Berlin gegründete Unternehmen produzierte Solarzellen und war eines der Flaggschiffe der Solarbranche. Zeitweise erreichte das börsenntierte Unternehmen den Spitzenplatz im TecDAX hinsichtlich der Marktkapitalisierung. Anfang April 2012 beantrage Q-Cells beim zuständigen Amtsgereicht die Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Die Tochtergesellschaft Solibro wurde im Juni 2012 an das chinesische Unternehmen Hanergy Holdings Group verkauft. Q-Cells selber wurde im August gleichen Jahres von dem südkoreanischen Unternehmen Hanwha übernommen. Das Unternehmen ist unter dem Namen Hanwha Q-Cells GmbH weiter in der Branche tätig.

Keine Insolvenz bei der Solar-Fabrik

Die Solar-Fabrik AG aus Freiburg ist ein Anbieter kristalliner Solarmodule. Im Juni 2013 ist es zu einer Vertriebspartnerschaft zwischen der Solar-Fabrik AG und dem Photovoltaik-Großhändler Baywa r.e. Solarsysteme GmbH gekommen. Anfang Juli diesen Jahres wurde bekannt, dass die Solar-Fabrik AG das "Werk 2" der insolventen Centrosolar Sonnenstromfabrik GmbH in Wismar samt seiner 143 Mitarbeiter übernimmt. Dort soll ab August die Modulproduktion fortgeführt werden.

Conergy AG: Vertrieb an Amis – Produktion an Chinesen

Das in Hamburg ansässige börsennotierte Solar-Unternehmen hatte zweitweise 1.500 Mitarbeiter in 16 Ländern beschäftigt. Nach vorangegangener finanzieller Notlage im Juli 2013 stellte das Solarunternehmen beim Amtsgericht Hamburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Anfang Oktober 2013 wurde ein Übernahmevertrag mit der Kawa Capital Management, Inc. aus den USA abgeschlossen, die die internationalen Vertriebs- und Serviceeinheiten von Conergy übernahm. Die insolvente Conergy Tochtergesellschaft Conergy Solarmodule GmbH mit dem Modulwerk in Frankfurt an der Oder wurde von dem chinesischen Astronergy übernommen und in Namen Astronergy Solarmodule GmbH umbenannt. Mit der Übernahme einer weiteren Conergy-Tochtert, der Mounting Systems, durch die deutsche Beteiligungsgesellschaft Nordwest Industrie Group (NWI) konnte das Insolvenzverfahren Ende 2013 abgeschlossen werden. Insgesamt konnte nach Ende des Verfahrens dreiviertel der 1.000 Arbeitsplätze gerettet werden.

Übernahmen insolventer Solar-Hersteller aus Deutschland: Was ist aus Q-Cells, Sunways, Scheuten & Co. geworden?

Übersicht des Solarenergie-Branche in Deutschland


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