28.05.2021, 16:49 Uhr

Neustart Solarindustrie: Meyer Burger eröffnet Solarmodulfabrik an ehemaligem Solarworld-Standort


© Meyer Burger AG

Thun, Schweiz / Freiberg - Nach der Inbetriebnahme der Solarzellenproduktion in Thalheim (Bitterfeld-Wolfen) hat die Schweizer Meyer Burger Technology AG nun planmäßig auch die Hightech-Modulfabrik im sächsischen Freiberg in Betrieb genommen. Damit hat der Wandel vom reinen Equipment-Zulieferer zum Hersteller von Solarzellen und –modulen einen weiteren Meilenstein erreicht.

Nach dem politischen Abwürgen der Solarindustrie in Deutschland in den 2010er Jahren keimt neue Hoffnung an den alten Solar-Produktionsstandorten auf. Wirtschaft und Politik sehen einen wichtigen Punkt auf dem Weg zum Neustart der Solarindustrie in Europa erreicht. Doch so schnell können die Folgen des Kahlschlags nicht überwunden werden.

Alte Solarstandorte neu belebt: Inbetriebnahme der neuen Modulfertigung nach 8 Monaten Umbauzeit

Die Eröffnung der neuen Meyer Burger Solarmodulfertigung in Freiberg hat am 26.05.2021 vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie digital stattgefunden. Die sächsische Landesregierung mit Ministerpräsident Michael Kretschmer und Wolfram Günther, Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Walburga Hemetsberger, CEO des Verbandes Solar Power Europe, Dr. Stephan Lowis, Vorstandsvorsitzender des Energieversorgers EnviaM, Klimaforscher Dr. Udo Engelhardt und Dr. Gunter Erfurt, CEO von Meyer Burger nahmen an einer Podiumsdiskussion zu den Perspektiven der europäischen Solarindustrie teil.

Meyer Burger hat die ehemalige Solarworld-Fabrik innerhalb von acht Monaten umgebaut und auf seine SmartWire-Fertigungslinien umgerüstet. Nach dem Abschluss des Hochlaufs besteht zunächst eine jährliche Nominalkapazität von 0,4 GW oder rund 3.000 Modulen pro Tag. Die moderne und umweltfreundliche Fertigungsanlage bietet mehr als 200 neue, hochqualifizierte Arbeitsplätze. Der Ausbau auf 1 GW Kapazität - statt 0,8 GW wie bisher geplant - am Standort Freiberg ist vorbereitet und wird schnellstmöglich angestrebt, womit weitere Arbeitsplätze entstehen werden.

Mit der Eröffnung der beiden Fabriken, der Etablierung aller Lieferketten und dem Aufbau der Fertigungs- und Vertriebsorganisationen hat Meyer Burger wie geplant wesentliche Meilensteine entlang der Transformation vom reinen Anlagen- und Technologieanbieter zum integrierten Hersteller von Solarzellen und -modulen erreicht.

IWR: Neustart der europäischen Solarindustrie nach beispiellosem politischen Kahlschlag in Deutschland

Die Solarindustrie in Deutschland war noch zu Beginn der 2010er Jahre weltweit führend, als der deutsche Solarmarkt durch eingeleitete politische Maßnahmen des damaligen Umweltministers fast schlagartig einbrach. Innerhalb von zwei Jahren gingen die PV-Zubauzahlen in Deutschland von über 8.000 MW (2012) auf rd. 1.000 MW (2014) und damit um fast 90 Prozent zurück. Die Folge war eine beispiellose Abwicklung der deutschen Solarindustrie mit einem Verlust von zigtausenden an Industrie-Arbeitsplätzen. Die deutschen Solarproduzenten konnten den kurzfristigen deutschen Marktausfall so schnell gar nicht auf Märkten in anderen Ländern kompensieren, auch weil es diese Märkte außerhalb des abgeschotteten chinesischen Solarmarktes zu dieser Zeit und in der notwendigen Größe gar nicht gab.

„Noch heute hält sich das mediale Märchen, dass der Grund für den Niedergang der deutschen Solarindustrie allein die billige chinesische Konkurrenz gewesen ist“, so IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch. Allnoch: „Die damaligen politisch Verantwortlichen wollten im Ergebnis keine industrIelle Solar-Wertschöpfung in Deutschland, haben dieses Ziel auch konsequent verfolgt und das industrielle Zukunftsfeld schlicht anderen Ländern überlassen. Wenn man die zahlreichen politischen Förderaktivitäten rund um die Elektromobilität und den Wasserstoff sieht, dann hat sich an der Grundhaltung und Einstellung zur deutschen Solarbranche - auch heute noch - fast nichts geändert.“

Quelle: IWR Online

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