IWR-Start | News | Windenergie | Offshore Windenergie | Solarbranche | Bioenergie | Energiejobs | Intern
Energiejobs-Newsletter | RENIXX World | Veranstaltungen | Stromwechsel | Newsletter | |
 
03.03.2023, 14:23 Uhr Meldung drucken | Artikel empfehlen

Studie: Vögel weichen Rotorblättern von Offshore-Windturbinen gezielt aus

Berlin - Das Risiko, dass Vögel mit den Rotorblättern von Windenergieanlagen kollidieren, ist oft ein wesentlicher Konfliktpunkt bei der Realisierung von Windenergieprojekten. Nun zeigt eine umfassende und technologisch moderne Untersuchung, dass Seevögel Rotorblättern von Windturbinen besser ausweichen können, als bislang angenommen.

Seevögel weichen den Rotorblättern von Offshore-Windturbinen gezielt aus. So lautet das Kernergebnis einer neuen Studie, in der die Flugwege Tausender Vögel in der Nähe von Windturbinen in der Nordsee erfasst wurden. Ein weiteres Kernergebnis ist, dass während der zweijährigen Untersuchungsphase mit Kameras und Radar kein einziger Vogel aufgezeichnet wurde, der mit einem Rotorblatt kollidierte.

Keine Kollision erfasst - Vögel zeigen artbedingt unterschiedliche Ausweichreaktionen
Im Rahmen einer großangelegten Untersuchung zu den möglichen Beeinträchtigungen von Seevögeln durch Offshore-Windenergieanlagen haben Forschende mit Hilfe von Radar und Kameras das Verhalten von Seevögeln in der Bucht von Aberdeen in der Nordsee an der Ostküste Schottlands über einen Zeitraum von zwei Jahren überwacht. Eingehend untersucht wurde dabei das Verhalten von Silbermöwen, Tölpeln, Dreizehenmöwen und Mantelmöwen in der Zeit ihrer größten Aktivität von April bis Oktober.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Bewegungsmuster der Vögel in der Nähe der Rotorblätter ab einer Entfernung von ca. 120 m anpassen und zunehmend präziser werden, je näher die Vögel den Rotoren kommen. Zudem zeigten sich einige Unterschiede zwischen den untersuchten Seevögeln. Bei Silbermöwen und Dreizehenmöwen konnte ein waagrechtes Ausweichen in größerem Abstand zu den Rotorblättern, nämlich 90–110 Meter bzw. 140–160 Meter, beobachtet werden, während Tölpel und Mantelmöwen erst 40 bzw. 50 Meter vor den Spitzen der Rotorblätter auswichen.

Während der Studie wurde kein einziger Zusammenstoß zwischen einem Vogel und einem Rotorblatt beobachtet. „Das ist die wichtigste Erkenntnis“, so der Leiter des Projekts Henrik Skov. Oft werde behauptet, dass sehr kostspielige Lösungen erforderlich seien, um Kollisionen der Vögel mit Rotorblättern von Windenergieanlagen zu vermeiden. „Dabei können die Arten, die wir verfolgt haben, diesen perfekt ausweichen. Sie können wirklich gut in der Umgebung von Windenergieanlagen überleben“, so Skov weiter.

Einzigartige technische Untersuchungsmethodik
An Land ist es vergleichsweise einfach, die Auswirkungen von Windturbinen auf die Vogelwelt zu überwachen. Auf See gestaltet sich diese Aufgabe bei oft rauen Wetterbedingungen schwieriger.

Die einzigartige, bisher ungenutzte technische Lösung für die aktuelle Untersuchung vor der schottischen Küste bestand darin, die Daten von Radar und Kameras zu kombinieren. So konnte die Seevogelart identifiziert und ein dreidimensionales Bild der Flugmuster der Vögel erstellt werden, inklusive der Ausweichwege im Umfeld der Rotorblätter.

„Bei Intervallen von zweieinhalb Sekunden wissen wir genau, wo sich die Vögel in einer dreidimensionalen Welt befinden. Wir können beschreiben, wie sie sich an Windturbinen verhalten, wie weit sie von ihnen entfernt sind und welche aktuellen Wetterbedingungen herrschen“, so Skov.

Ein neuer Maßstab für Vogelstudien - Verbesserte Vorhersagen des Kollisionsrisikos
Wie bei den meisten Studien weisen die Ergebnisse in mehrere neue Richtungen. Cox ist davon überzeugt, dass das Modell mit dem Einsatz einer Kombination von Radar und Kameras neue Maßstäbe für die Berechnung des Kollisionsrisikos setzen kann. Zwar seien bislang nur vier Vogelarten untersucht worden, nach Einschätzung des Leisters der Untersuchung kann das Modell jedoch auf weitere Arten von Seevögeln bzw. Analysen im Zusammenhang mit Onshore-Windparks angewendet werden.

Die Ergebnisse könnten möglicherweise den Weg für einfachere Genehmigungsverfahren für Offshore-Windparks ebnen. Da bislang erhebliche Unsicherheiten in Bezug auf das Kollisionsrisiko bestanden haben, habe es bislang eine unnötig vorsichtige Herangehensweise an das Problem gegeben. Bei mehr oder weniger jedem Projekt sei das Risiko, dass Vögel mit Rotorblättern kollidieren, zu hoch bewertet worden, so Robin Cox, Vattenfalls Projektmanager für die Studie.

In der Forschung wurde davon ausgegangen, dass diese kumulative Auswirkung von Zusammenstößen größer ist als die Population dieser Seevögel tragen kann, was eindeutig negative Auswirkungen auf Genehmigungsverfahren hat. „Mit diesem Projekt konnten wir Daten erheben, die wir hoffentlich dafür nutzen können, Kollisionsrisiken präziser vorherzusagen. Wir können so realistischere Zahlen für die Abschätzung der kumulativen Auswirkungen von Windparks in der Nordsee ableiten“, so Cox weiter.

Quelle: IWR Online
© IWR, 2023


Mehr Nachrichten und Infos aus der Regenerativen Energiewirtschaft
Windenergie und Vögel: Studien von Max-Planck-Institut liefern neue Erkenntnisse
Lemke und Habeck legen Eckpunkte für schnelleren Windkraft-Ausbau und einheitliche Artenschutzregeln vor
Black Blade für mehr Vogelschutz: Wirkung schwarzer Flügel auf Windkraftanlagen in den Niederlanden
Windenergie und Vogelschlag: Erstes kamerabasiertes Antikollisionssystem validiert
Stellenangebot ESWE Versorgungs AG (Wiesbaden): Ingenieur (m/w/d) Energiewirtschaft im Bereich Netzdatenmanagement
Firmen Profil und Kontakt: ENOVA Power GmbH
Stadtwerke Heidelberg Netze GmbH (Heidelberg) sucht: Elektrotechniker (m/w/i) als Bezirksleiter (m/w/i) Kabel- und Freileitungsnetz
Workshop: 25. Workshop Kolbenverdichter
Bewerten Sie diese Meldung:
Sehr interessant | Interessant | Geht so | Uninteressant  

Meldung drucken | Artikel empfehlen
 

Aktuelle IWR-Ticker-Meldungen:


19.04.2024 - Schnellerer Ausbau und mehr Akzeptanz für Wind und Solar - Niedersächsischer Landtag verabschiedet Windgesetz
18.04.2024 - 19 Prozent Einkommensverlust weltweit: Schäden durch den Klimawandel übersteigen Vermeidungskosten mehrfach
16.04.2024 - Nach dem Atomausstieg in Deutschland: Regenerative Stromerzeugung steigt deutlich, fossile Stromerzeugung geht weiter zurück
16.04.2024 - Ampel-Fraktionen einigen sich beim Klimaschutzgesetz und Solarpaket
15.04.2024 - LEAG baut grünes Wasserstoff- und Stromspeicherzentrum in Sachsen
15.04.2024 - Börse KW 15/24: RENIXX freundlich - EDPR weitet Rumänien-Geschäft aus - Nordex: Großauftrag aus Südafrika - Fuelcell: US-Auftrag und Kooperation - Bloom: US-Steuergutschriften
12.04.2024 - Schweizer Alpiq übernimmt Mehrheit an finnischer Wasserstoff-Pionierin P2X Solutions und hebt Synergieeffekte
12.04.2024 - EU-Parlament gibt grünes Licht für zentrale Reformen des Gas- und Strommarktes
11.04.2024 - Solarstrom direkt ins Werk: Juwi Solarpark liefert Strom für Verpackungshersteller Spies Packaging
10.04.2024 - Fristen drohen zu verstreichen: Verbände warnen vor herbem Rückschlag beim Windenergie-Ausbau
10.04.2024 - Tesvolt startet Bau von neuer Batterie-Gigafactory in Lutherstadt-Wittenberg
09.04.2024 - Brasilien startet mit dem Ausbau der Offshore-Windenergie
08.04.2024 - Erneuerbare Energien: RENIXX-Aktienindex schließt erstes Quartal 2024 im Minus
08.04.2024 - Klimaschutz: EnBW nimmt 24 MW-Großwärmepumpe in Stuttgart-Münster offiziell in Betrieb

 
 
 

Business- und Wirtschaftsthemen Erneuerbare Energien

  

Suche in IWR - Newsticker Original-Pressemitteilungen


© IWR - Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien

IWR Digitale Medien - One Stop Media Shop für die Energiewirtschaft
Pressemitteilungen IWR-Pressedienst.de | Marketing Energiefirmen.de | Recruiting Energiejobs.de | Termine Energiekalender.de |

Energienetzwerk der Energiewirtschaft und Branchenverbund
iwr.de | Windbranche.de | Offshore-Windenergie | Solarbranche.de | Bioenergie-Branche | Solardachboerse.de | RenewablePress.com | RenewableEnergyIndustry | Windindustry | Offshore-Windindustry | Energiefirmen | Energiespeicher | Energieeffizienz | Klimaschutz | Windkalender | Stromkalender

Verbraucherportale Energie - Strom- und Gasanbieter
Strompreisrechner.de | Stromtarife.de | Solardachboerse.de | Energiehandwerker.de


Home-IWREnglishWindenergieSolarenergieWasserkraftBioenergieGeoenergieEmail/Kontakt