19.09.2013, 14:28 Uhr

Giftmüll unter dem Ruhrgebiet könnte gefährlich werden

Münster – Tief unter dem Ruhrgebiet lagert mehr Sondermüll als angenommen: 1,6 Millionen Tonnen teilweise toxischer Substanzen wurden zwischen Mitte der 80er Jahre und 2006 in diversen Bergwerken verklappt. Umweltschützer fürchten jetzt eine Auswaschung der Gifte durch das Grubenwasser.

Ein Bericht in den „Ruhr Nachrichten“ hat die nordrhein-westfälische Landespolitik aufgeschreckt. Das Blatt meldete vorab, was dem Umweltausschuss des Landtags am Mittwoch vorgelegt werden sollte: Unter dem Ruhrgebiet lagert Giftmüll in gewaltigen Mengen. In den Bergwerken Bergwerke Haus Aden/Monopol (Bergkamen), Walsum (Duisburg) und Hugo/Consolidation (Gelsenkirchen) waren bis 2004 etwa 580.000 Tonnen Filterstäube, Gießereialtsande und sonstige Problemstoffe eingebracht worden. Der mit Schwermetallen wie Cadmium, Blei, Arsen, Quecksilber sowie Dioxinen und Furane angereicherte Sondermüll war damals nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) als Wirtschaftsgut deklariert und unter Umgehung des Abfall- und Umweltrechts nach dem Bundesberggesetz entsorgt worden. Eine Klage des Verbandes scheiterte 1993. Hinzu kommen eine Millionen Tonnen bergbaufremder Abfälle, die in elf Zechen verklappt wurden.

Bergwerke drohen „abzusaufen“

Jetzt ist die Aufregung in der Landesregierung groß: „Wir wollen Aufklärung, auch wenn sie unangenehm und teuer wird“, sagte Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) im Wirtschaftsausschuss. Er wolle eine rasche und gründliche Untersuchung. Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) betonte: „Der Schutz von Mensch und Umwelt hat oberste Priorität. Deshalb müssen wir allen potenziellen Gefahrenquellen durch die Einlagerung schwerbelasteter Abfälle in einigen Bergwerken auf den Grund gehen und für Transparenz sorgen.“

Diese wird schnellstmöglich notwendig sein, denn die Sicherheit der eingeschlossenen Stoffe ist durchaus fraglich. Wie der aktuelle Bericht der Landesregierung zeigt, sind die Bergwerke Haus Aden/Monopol (Bergkamen), Walsum (Duisburg) und Hugo/Consolidation (Gelsenkirchen) inzwischen „abgesoffen“ oder stehen kurz davor. Damit würde der eingelagerte Giftmüll in den Grundwasserstrom gelangen. Da eine Verbindung zur Oberfläche existieren könnte, ist laut BUND „eine Gefährdung oberflächennaher Grundwasserleiter nicht ausgeschlossen, wenn Schadstoffe untertägig ausgewaschen werden“.

Auffällige Werte

Die im Rahmen der bisherigen Überwachung der Grubenwässer ausgewerteten Proben ergaben nach BUND-Angaben, dass durchaus auffällige Werte etwa für Cadmium, Zink, Arsen und Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) gemessen wurden. Dass tatsächlich kein Zusammenhang mit dem Versatzmaterial besteht, kann nach Ansicht des BUND erst durch weitere kontinuierliche Messungen belegt werden.

Die RAG und das zuständige Bergamt in Dortmund zeigten sich gegenüber den „Ruhr Nachrichten“ entspannt: Es gingen von den eingelagerten Stoffen „keine Gefahren für die Umwelt“ aus.


© IWR, 2013