14.09.2015, 16:15 Uhr

Nach AKW-Ausfall: Tschechien muss 1.000 MW Kraftwerks-Leistung importieren

Münster – Ende der vergangenen Woche hat der Ausfall eines Atomkraftwerks-Blocks in Tschechien für erheblichen Zusatzbedarf an elektrischer Leistung aus dem Ausland gesorgt. Block zwei des Atomkraftwerks Temelin in Südböhmen ist wegen Vibrationen an der Turbine ungeplant vom Netz genommen worden.

Block 1 des Atomkraftwerks (AKW) Temelin war bereits eine Woche zuvor vom Netz genommen worden, sodass beide Reaktoren mit einer Bruttoleistung von jeweils gut 1.000 Megawatt (MW) gar keinen Strom mehr produziert haben.

AKW-Block 2 bleibt wohl zwei Wochen vom Netz

Der unplanmäßige Ausfall dieser Kraftwerkskapazitäten hat einen erheblichen Ersatzbedarf ausgelöst. Medienberichten zufolge hatte der tschechische Übertragungsnetzbetreiber CEPS einen Importbedarf von 700 bis 1.000 MW Leistung genannt. Allerdings sollte der Block 1 bereits am Sonntag wieder ans Netz gehen, wodurch sich die Lage wieder entspannen würde. In Block 2 sollen nun Inspektionsarbeiten durchgeführt werden, damit die genaue Ursache der Vibrationen ermittelt werden kann. Betreiber ist der tschechische Energieversorger CEZ, der zunächst von einer zweiwöchigen Abschaltung ausgeht.

Tschechiens Atomstrom-Anteil von rund 36 Prozent soll steigen

Block 1 sollte in der vergangenen Nacht wieder ans Netz gehen. Probleme mit der speziellen Rückschlagkappe in der Wasserleitung im nichtnuklearen Teil der Anlage sind laut CEZ inzwischen behoben worden. Seit Jahresbeginn hatte Block 2 des AKW Temelin 3,6 Mrd. Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt, Block 1 sogar 5,1 Mrd. kWh. Etwa 36 Prozent des tschechischen Stroms stammt aus den Kernkraftwerken des Landes (2013). Neben dem AKW Temelin sorgen noch vier Reaktoren am Standort Dukovany mit zusammen gut 1.800 MW Leistung für Atomstrom. Tschechiens Regierung will vier weitere Reaktoren bauen lassen. Doch einerseits kommt Widerstand gegen diese Pläne u.a. von der österreichischen Regierung. Zudem scheinen auch die erforderlichen Markt-Rahmenbedingungen für derartige Pläne nicht gegeben. Denn noch im vergangenen Jahr hatte CEZ eine Ausschreibung für zwei neue Kernreaktor-Blöcke am Standort Temelin gestoppt. Grund war die fehlende Wirtschaftlichkeit.

Quelle: IWR Online

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