25.09.2015, 10:08 Uhr

Forschung: Wie die Akzeptanz bei Windenergie-Projekten gesteigert werden kann

Karlsruhe - Das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI erforscht im EU-Projekt "WISE Power" die gesellschaftliche Akzeptanz der Onshore-Windenergie. Eine Erkenntnis lautet: Die Windenergiebranche greift bereits jetzt auf viele Maßnahmen zur besseren Information und Konsultation von Bürgern zurück, setzt diese jedoch nicht immer gezielt um.

Die bei "WISE Power" entwickelten Strategien setzen bei einer konsequenten Umsetzung an. Die Bürgerinformation und -beteiligung soll ausgeweitet werden, um so eine höhere Akzeptanz der Windkraft zu erreichen.

Akzeptanz-Probleme auch auf der Husum Wind besprochen

Das Projekt "WISE Power", das im Rahmen des Intelligent Energy Europe Programms der EU vom Fraunhofer ISI, der Deutschen Energie-Agentur (dena) sowie weiteren europäischen Partnern durchgeführt wird, setzt sich mit der gesellschaftlichen Akzeptanz der Windenergie auseinander. Dabei ist auch von den sogenannten "Social Acceptance Pathways" (SAPs) bzw. soziale Akzeptanz-Strategien die Rede. Sie sollen die Planungssicherheit für neue Windanlagen verbessern. Auf einem Workshop im Rahmen der Husum Wind haben das Fraunhofer ISI und die dena in Kooperation mit dem Bundesverband Windenergie e.V. (BWE) die bisherigen Projektergebnisse präsentiert. Diese stützen sich auf eine Auswertung von 40 Ratgebern und Handbüchern, 15 wissenschaftlichen Artikeln und Berichten sowie eine Expertenbefragung zur Akzeptanz von Windanlagen mit über 200 Teilnehmern aus 13 Ländern.

Bestehende Akzeptanz-Maßnahmen oft unsystematisch

Zentrales Ergebnis des Workshops ist, dass die Vertreter der Windenergiebranche großes Interesse an aufbereitetem Wissen und Strategien wie den "Social Acceptance Pathways" (SAP) als wünschenswert für ihre Arbeit ansehen. Diese europaweit anwendbaren Strategien wurden aufbauend auf den bisherigen Projektarbeiten entwickelt und kürzlich in einer vorläufigen Version veröffentlicht. Sie sollen zu einer ganzheitlichen und maßgeschneiderten Beteiligungsstrategie für Windkraft-Projekte verhelfen. Sie enthalten eine Reihe von Maßnahmen zur innovativen Finanzierung sowie zur Information, Konsultation und Beteiligung von Bürgern. Die Branche hob auf dem Workshop speziell die Themen Bürger-Information und -Konsultation hervor. Diese sollen künftig noch früher bzw. bei auftretenden Problemen im Planungsprozess neuer Windanlagen stärker berücksichtigt werden. Akzeptanz-Maßnahmen sind häufig bereits jetzt fester Bestandteil von Windkraft-Vorhaben. Aufgrund paralleler Anforderungen wie Genehmigungsverfahren werden sie allerdings nicht immer systematisch umgesetzt, so das Fazit der Forscher. Hier setzen die SAPs an, indem sie in unterschiedlichen Projektstadien Unterstützung bei der Strategieumsetzung bieten.

Personal-Engpässe verhindern häufig Kommunikations-Maßnahmen für Windprojekte

Dr. Elisabeth Dütschke, die das Projekt "WISE Power" am Fraunhofer ISI koordiniert, nennt einige Herausforderungen für Akzeptanz-Maßnahmen bei Windenergie-Projekten: "Unser Workshop bestätigt die Ergebnisse unserer Befragung: Auf Projektebene bestehen oft Kapazitätsengpässe, es fehlt etwa an Personal für die Umsetzung von Kommunikations-Maßnahmen. Zudem führen aus Sicht der Windenergiebranche die sich ändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen wie die Einführung eines Ausschreibungssystems für die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien zu großen Herausforderungen – die frühzeitige Aufnahme eines Diskussionsprozesses mit betroffenen Kommunen und Bürgern wird dadurch komplizierter." Dütschke weist zudem auf weitere Rahmenbedingungen hin, welche den Kommunikationsprozess um Windenergie-Projekte erschweren können: Dazu gehören etwa sich wandelnde gesellschaftliche und kulturelle Faktoren wie das Demokratieverständnis der Bürger. Dieses beziehe sich zunehmend auf einzelne Projektvorhaben und weniger auf den Projekten vorgelagerte Prozesse wie Raumordnungsverfahren, so die Projektpartner.

Auf Grundlage der Erkenntnisse dieses und weiterer Workshops in den Partnerländern werden die sozialen Akzeptanz-Strategien validiert und weiterentwickelt. Anschließend werden sie in Gestalt eines interaktiven Tools allen relevanten Windenergie-Akteuren im Zusammenhang mit deren Projekten zur Verfügung gestellt, die daraus die für sich relevanten Erkenntnisse ableiten.

Quelle: IWR Online

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