14.10.2015, 08:37 Uhr

AEE-Metaanalyse: Wieviel Bioenergie darf es sein?

Berlin – Die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) aus Berlin hat sich im Rahmen einer Metanalyse mit der Bioenergie beschäftigt. Für den Umstieg auf erneuerbare Energien gilt die Bioenergie als wichtige Stütze, doch in der Wissenschaft bestehen zum Teil sehr unterschiedliche Einschätzungen darüber, in welchem Umfang und mit welchen Schwerpunkten die Bioenergie künftig zum Einsatz kommen sollte.

Darum geht es in der neuen AEE-Untersuchung "Nutzungspfade der Bioenergie für die Energiewende". Die Metaanalyse soll zeigen, wie die Vorzüge der Bioenergie im Strom-, Wärme- und Mobilitätssektor künftig verstärkt zur Geltung kommen können.

Bioenergie-Potenzial im Stromsektor bei KWK-Anwendungen groß

Das Flächenpotenzial zur Nutzung der Bioenergie ist begrenzt. Dennoch zeigt die neuen AEE-Analyse, dass der Biomassenutzung in vielen Studien insgesamt noch ein deutliches Steigerungspotenzial zugesprochen wird. Für die verstärkte Nutzung der Bioenergie kristallisieren sich demnach zwei Hauptströmungen heraus. Zum einen liegen Studien vor, die die Bioenergie vorrangig zur Stromerzeugung in flexiblen Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) betrachten. Die Bioenergie kann demzufolge ihre Stärken zum Ausgleich der fluktuierenden Stromproduktion aus Windkraft- und Solaranlagen voll zur Geltung bringen.

Andere Studien haben stärker die Biokraftstoffe im Blick. Ein Fokus dabei sei, dass es in bestimmten Bereichen wie bei schweren Nutzfahrzeugen sowie im Flug- und Schiffsverkehr an Alternativen für eine Versorgung mit erneuerbaren Energien mangele. Weitgehend Einigkeit herrscht in den analysierten Studien darüber, dass die traditionelle, durch die Holzenergie geprägte Dominanz des Wärmesektors als Nutzungspfad für die energetische Biomassenutzung langfristig zurückgeht.

Schwerpunkt der Bioenergie noch im Wärmesektor

Momentan liegt der Schwerpunkt der Energiebereitstellung aus Biomasse im Wärmesektor. Von den knapp 195 Milliarden Kilowattstunden (kWh), die 2014 in Deutschland durch Biomasse bereitgestellt wurden, entfielen 113 Mrd. kWh auf den Wärme-, 32 Mrd. kWh auf den Kraftstoff- und 49 Mrd. kWh auf den Stromsektor. Die optimistischsten Studien für den Strombereich sehen die Möglichkeit, die Stromerzeugung aus Biomasse noch um mehr als zwei Drittel auf knapp 83 Mrd. kWh bis zum Jahr 2030 auszubauen. Noch weitaus stärker soll die installierte Leistung der Anlagen wachsen. Die Möglichkeiten zur Kraftstoffbereitstellung werden in der Spitze sogar noch weit höher eingestuft, allerdings gegenüber dem heutigen Stand auf einer veränderten Rohstoffbasis. So greifen die Hersteller von Biokraftstoffen aktuell vor allem auf bewährte Ackerpflanzen wie Raps oder Roggen zurück. Für die langfristige Entwicklung rechnen viele Studien mit neuen Biokraftstoff-Produkten, die aber noch nicht am Markt sind.

Für die Metaanalyse, die im Rahmen des Forschungsradars der AEE veröffentlicht wurde, nahm die Agentur zwölf Publikationen im Hinblick auf ihre wesentlichen Annahmen und Ergebnisse zu den künftigen Nutzungspfaden der Bioenergie in Deutschland unter die Lupe. Zu den betrachteten Studien gehören einerseits umfassende Energie- und Klimaschutzszenarien und andererseits Studien mit Fokus auf bestimmten Anwendungen wie dem Strom- oder dem Verkehrssektor.

Quelle: IWR Online

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