19.05.2023, 15:05 Uhr

DolWin4 und BorWin4: Amprion kauft Fläche für Bau von Konverter im Industriepark Lingen


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Dortmund - Angesichts der ambitionierten Ziele für den Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland ist für die nächsten Jahre eine hohe Markt-Ausbaudynamik erforderlich. Das gilt neben dem Bau von neuen Windparks auch für den Aufbau leistungsfähiger Netzinfrastrukturen. Bei den Projekten Dolwin4 und Borwin4 hat Amprion nun einen wichtigen Zwischenschritt erreicht.

Die Amprion Offshore GmbH hat ein etwa 25 Hektar großes Grundstück im Industriepark Lingen erworben. Dort soll 2028 die Konverterstation für die Offshore-Netzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4 in Betrieb genommen werden. Auch die Genehmigungsanträge für die Schaltanlage und Freileitungsanbindung hat Amprion kürzlich eingereicht.

Optimale Bedingungen für Konverterstation am Standort Lingen

Amprion plant die beiden Netzanbindungsprojekte DolWin4 und BorWin4 aufgrund ihrer großen Länge in Gleichstromtechnik. So können große Energiemengen über weite Strecken verlustarm transportiert werden. Da das Übertragungsnetz in Deutschland überwiegend Wechselstromtechnik verwendet, wird in der Nähe des Netzverknüpfungspunktes Hanekenfähr (Lingen/Ems) eine Konverterstation mit zwei Konverteranlagen benötigt. Sie wandeln den ankommenden Gleichstrom in Wechselstrom um, damit er ins Übertragungsnetz eingespeist werden kann.

Der Konverterstandort wurde im Rahmen einer detaillierten Untersuchung als vorzugswürdig ermittelt und seit etwa Mitte 2021 durch Amprion detaillierter ausgeplant. Nach Angaben von Amprion-Gesamtprojektleiter Eric Zieschang sprechen insbesondere die industrielle Vorprägung im Industriepark sowie die unmittelbare Nähe zur Umspannanlage für die Fläche.

In den vergangenen zwei Jahren hat die Stadt Lingen die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen, um das Projekt zu realisieren. Kürzlich hat der städtische Ausschuss für Planen, Bauen und Mobilität den Satzungsbeschluss zum dazugehörigen Bebauungsplan gefasst. Dieser bildet die Grundlage für die anstehenden Genehmigungsverfahren nach dem Bundesimmisionsschutzgesetz.

Amprion hat den ersten von zwei Genehmigungsanträgen am 19.04.2023 beim Staatlichen Gewerbeaufsichtsamt Osnabrück eingereicht. Darin wird die der Konverterstation vorgelagerte „Schaltanlage Hilgenberg“ betrachtet. Der Genehmigungsantrag für die Konverterstation soll Ende 2023 folgen. In Q4 2023 rechnet Amprion mit dem Spatenstich für die Bauarbeiten der Schaltanlage. 2025 soll dann der Bau der Konverterstation beginnen, die durch eine 380 Kilovolt-Freileitung an die bestehende Amprion-Umspannanlage angeschlossen wird. Der Baubeginn ist für Q4 2023 geplant.

Über die Offshore-Netzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4

Die weitestgehend parallel verlaufenden Offshore-Netzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4 gehören zu den wichtigen Energiewende-Projekten in Deutschland. Sie sollen 2028 in Betrieb gehen. Von den Nordsee-Windparks aus verlaufen die Kabel zunächst 60 bzw. 125 Kilometer auf See. Sie unterqueren die Insel Norderney und erreichen im Bereich Hilgenriedersiel die Küste. Von dort aus verlaufen sie noch rund 155 Kilometer als Erdkabel in Richtung der Umspannanlage Hanekenfähr in Lingen (Ems), wo sie ans Amprion Übertragungsnetz angeschlossen werden. Dort ging kürzlich das Kernkraftwerk Emsland vom Netz. DolWin4 und BorWin4 sollen sicherstellen, dass die weggefallene Erzeugungskapazität durch 1.800 MW (1,8 GW) Offshore-Windenergie Leistung ersetzt wird.

Quelle: IWR Online

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