14.06.2018, 18:05 Uhr

Biokraftstoff-Industrie befürchtet Absatzeinbruch - Verbände gespalten

Rapsfeld
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Berlin - Der Biokraftstoffindustrie-Verband befürchtet einen Einbruch bei Biodiesel und Bioethanol, wenn die Europäische Kommission, das Parlament und der Rat ihren in Brüssel getroffenen Kompromiss zur EE-Richtlinie umsetzen. Der Mittelstandsverband abfallbasierter Kraftstoffe e.V. ist dagegen optimistischer.

Die EU-Institutionen hatten sich in der Nacht (13/14.06.2018) auf eine Neuregelung der Erneuerbare Energien-Richtlinie (RED II) für die Zeit von 2021 bis 2030 geeinigt. Nach dem neuen Gesetzesvorhaben sollen Erneuerbare Energien im Jahr 2030 einen Anteil von nominell 14 Prozent im Verkehr erreichen.

Verband: Biokraftstoffe aus Agrarrohstoffen werden rausgedrängt

Die Kritik der Biokraftstoff-Industrie richtig sich daran, dass bestimmte Kraftstoffe und Anwendungen wie die Elektromobilität auf Straße und Schiene sowie Erneuerbare Energien im Flug- und Schiffsverkehr mehrfach auf das Ziel angerechnet werden. So wird beispielsweise die Elektromobilität 4-fach auf das 14-Prozentziel angerechnet. Sie drängen damit herkömmliche Biokraftstoffe aus Agrarrohstoffen aus der Nutzung, so dass ihr möglicher Absatz nach Berechnungen des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) sinkt. Während ihr Anteil an der im Verkehr verbrauchten Energie derzeit bei rund 3,8 Prozent liegt, wird er durch die neue Richtlinie auf etwa 1,9 Prozent halbiert, so die Einschätzung. „Dies ist ein schlechter Tag für die Biokraftstoffindustrie, die europäische Landwirtschaft und den europäischen Klimaschutz“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer beim VDB. Der Kompromiss werde auch nicht die Entwicklung von fortschrittlichen erneuerbaren Kraftstoffen anzureizen.

Landwirte verlieren Einnahmequelle

Mit einer Halbierung des Absatzes von herkömmlichem Biodiesel und Bioethanol wird auch die Nachfrage nach Agrarrohstoffen aus diesem Sektor einbrechen. „Durch die neue Regelung verlieren die deutschen und europäischen Landwirte eine wichtige Einnahmequelle. Im ländlichen Raum werden zudem Arbeitsplätze abgebaut“, sagte Baumann. In Bezug auf die Nutzung von Palmöl als Rohstoff für die Biodieselproduktion sagte Baumann: „Die Begrenzung der Palmölnutzung auf dem Niveau von 2019 halten wir für einen akzeptablen politischen Kompromiss.“

Mittelstandsverband abfallbasierter Kraftstoffe e.V. (MVaK) begrüßt Einigung zur Neufassung der EE-Richtlinie RED II

Die abfallbasierte Kraftstoff-Industrie sieht den gefundenen Kompromiss dagegen positiv. Im Unterschied zum ursprüngliche Entwurf der RED II, der im November 2016 von der Europäischen Kommission vorgelegt wurde, seien viele wichtige Punkte verbessert worden. Neben dem Ziel von 14 Prozent erneuerbarer Energien im Verkehrssektor solle der Anteil abfallbasierter Kraftstoffe erhöht werden, um dieses Ziel nachhaltig zu erreichen.

Detlef Evers, Geschäftsführer des MVaK dazu: "Auf Basis der Informationen, die uns vorliegen, sehen wir in dem Kompromiss einen verlässlichen Rahmen und eine Perspektive für unsere mittelständischen Mitglieder. Gleichzeitig wird aber auch das Engagement unserer Mitglieder gewürdigt, durch die Sammlung gebrauchter Speiseöle und die Produktion von Biodiesel daraus regionale Wertschöpfung zu schaffen und die CO2-Emissionen im Straßenverkehr zu reduzieren.“

Quelle: IWR Online

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