10.12.2021, 12:42 Uhr

RWE und Kawasaki planen Wasserstoff-Gaskraftwerk in Lingen


© RWE AG

Essen – Der Essener Energiekonzern RWE setzt in Zukunft auf wasserstoffbasierte Gaskraftwerke. Um Erfahrungen mit dem Betrieb solcher Anlagen zu sammeln, planen Kawasaki und RWE in Lingen jetzt ein Pilotprojekt. Diese Art der CO2-freien Stromversorgung könnte zukünftig deutlich an Fahrt gewinnen.

Der Wettlauf auf dem Markt für wasserstoffbetriebene Gasturbinen steht zwar noch am Anfang, doch das Potenzial ist gewaltig. Hersteller wie Siemens Energy oder Kawasaki setzen auf flexible Gasgemische, die in den Turbinen eingesetzt werden können.

Grüne Wasserstoff-Kraftwerke - RWE und Kawasaki kooperieren

Im Rahmen ihrer Strategie „Growing Green“ hat RWE im November 2021 angekündigt, mindestens 2 Gigawatt Gaskraftwerkskapazität zuzubauen, um die Energiewende mit flexibler Leistung zu unterstützen. Die neuen Anlagen werden mit einem klaren Dekarbonisierungspfad versehen, teilte RWE mit. Für bestehende Anlagen entwickelt RWE einen Fahrplan, um sie grün umzurüsten.

RWE Generation SE (RWE) plant in Lingen den Bau einer wasserstoffbetriebenen Gasturbine. Mit ihr soll im RWE Gaskraftwerk Emsland die Verstromung von Wasserstoff erprobt werden. Das Vorhaben ist nach RWE-Angaben eines der ersten weltweit, bei dem eine Gasturbine 100 % Wasserstoff in industriellem Maßstab in Strom umwandelt. Die Anlage mit einer Leistung von 34 Megawatt (MW) könnte Mitte 2024 in Betrieb gehen.

Hohe Flexibilität beim Gasgemisch notwendig – neu entwickelte Verbrennungs-Systeme

Die neuen Wasserstoff-Gaskraftwerke müssen in der kommenden Anfangsphase mit einem unterschiedlichen Mischungsverhältnis aus Wasserstoff und Erdgas sicher arbeiten können. Die Kawasaki Gasturbine bietet maximale Brennstoffflexibilität und kann mit jeder beliebigen Kombination aus Erdgas und Wasserstoff betrieben werden. Während des Pilotprojekts soll die Kawasaki-Turbine vor allem in Betriebslastbereichen zwischen 30 % und 100 % getestet werden. Das entspricht Lastverläufen von Gasturbinen, wie sie in einem Stromnetz mit hohem Anteil an wetterbedingt schwankenden Erneuerbaren Energien zu erwarten sind.

Im Projektverlauf sollen zwei von Kawasaki entwickelte Verbrennungs-Systeme zum Einsatz kommen. Beide wurden in 1-MW-Varianten bereits bei einem Demonstrationsprojekt in Kobe (Japan) erfolgreich getestet. In Lingen würden diese Technologieprinzipien erstmals auf industriellen Maßstab skaliert werden.

Lingen wird zum Wasserstoff-Hotspot für RWE

Der Standort Lingen spielt eine Schlüsselrolle in RWEs Wasserstoffstrategie: Im Rahmen des Projekts GET H2 plant das Unternehmen, dort bis 2024 eine erste 100-MW-Elektrolyseanlage zu errichten, die unter Einsatz von Offshore-Windstrom aus der Nordsee grünen Wasserstoff erzeugen wird. Die Kapazität dieser Anlage soll bis 2026 auf 300 MW und bis 2030 auf 2 GW ausgebaut werden. Ziel des GET H2-Projekts ist es, gemeinsam mit nationalen und europäischen Partnern die kritische Masse zu schaffen, die erforderlich ist, um den Aufbau einer überregionalen europäischen Wasserstoffinfrastruktur in Gang zu setzen und einen starken europäischen Wasserstoff-Markt zu entwickeln.

Über den Zukunftsmarkt für Wasserstoff-Gasturbinen

Der EU-Green Deal und die nationale Umsetzung in den EU-Mitgliedsstaaten hat eine deutliche Strahlkraft entfaltet. Mit dem zukünftigen Trend zur Dekarbonisierung der Wirtschaft gewinnt „grüner“ Wasserstoff eine immer stärkere Bedeutung. Dies schlägt auch auf den Hersteller-Markt für Gasturbinen durch. Kawasaki hat nun neue Verbrennungs-Systeme entwickelt, die im RWE-Kraftwerk getestet werden soll.

Gasturbinen werden sich in Zukunft allerdings nur noch verkaufen lassen, wenn sie ein hohes Maß an Brennstoff-Flexibilität aufweisen und mit einem Anteil von bis zu 100% Wasserstoff betrieben werden können. Investoren werden sich daher bei heutigen Investitionsentscheidungen im häufigre zusichern lassen, dass diese Turbinen auch zukunftsfähig sind, d.h. mit Wasserstoff betrieben werden können. So hat Siemens Energy erst kürzlich eine entsprechende Zertifizierung „H2-Ready“ für seine Kraftwerke vom TÜV Süd erhalten. Siemens Energy ist derzeit am Bau mehrerer Kraftwerke beteiligt, die teilweise oder vollständig mit Wasserstoff befeuert werden sollen.

Quelle: IWR Online

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