14.02.2022, 12:31 Uhr

Sunfarming entwickelt und realisiert neuartige Agri-Solar-Systeme im Rheinland


© Forschungszentrum Jülich

Erkner - Agri-Photovoltaik ermöglicht Landwirten, einen Beitrag zur Versorgung mit erneuerbaren Energien zu leisten. Gleichzeitig können die landwirtschaftlichen Nutzflächen weiter bewirtschaftet werden. Im Rheinland wurde von dem Agri PV-Spezialisten Sunfarming jetzt eine neuartige Anlage fertiggestellt.

Die Sunfarming Gruppe aus Erkner in Brandenburg hat für das Forschungszentrum Jülich und das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE im Rahmen der Strukturwandelinitiative Bioökonomie Revier eine neuartige Agri-Solar-Anlage entwickelt und umgesetzt. Die Anlage besteht aus zwei unterschiedlichen Teilsystemen mit Durchfahrtshöhen von über 2,50 m bzw. 4 m. Durch die Doppelnutzung von Photovoltaik und Landwirtschaft kann der Landwirt die Folgen des Klimawandels abfedern, den Ernteertrag durch höherwertig nutzbare Pflanzen steigern und gleichzeitig selbst Strom produzieren.

Untersuchung von unterschiedlichen Beschattungssystemen und Regenwasser-Management

In einem Kooperationsprojekt des Forschungszentrums Jülich mit dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) hat Sunfarming im Jahr 2021 den Auftrag erhalten, zwei neuartige Anlagentypen zu entwickeln und am neu entstehenden Entwicklungsraum Morschenich-Alt bei Jülich zu realisieren.

Dabei handelt es sich zum einen um eine Weiterentwicklung des Sunfarming Food & Energy Systemtyps mit höherer Durchfahrtshöhe von über 2,50 m und größerem Pfostenabstand, der den Einsatz auch größerer landwirtschaftlicher Maschinen ermöglicht. Zum anderen handelt es sich um ein Sunfarming Food & Energy Tracking System als Spezialanfertigung mit dem Sonnenstand nachgeführten Modulen zur Ertragssteigerung und einer Gesamthöhe von über 6 m und einer Durchfahrtshöhe von 4 m. Letzteres dient der Erforschung verschiedener Beschattungsszenarien der Pflanzen sowie auch einem effizienteren Regenwasser-Management, um den Pflanzenanbau klimaresilienter zu machen.

Nach einer Entwicklungszeit von knapp 9 Monaten konnte die Sunfarming Group die Gesamtanlage in Morschenich-Alt Ende 2021 installieren. Nach Fertigstellung im Februar 2022 werden die Systeme nicht nur den Rahmen für umfassende Forschungsarbeiten rund um den Pflanzenanbau in Agri-Solaranlagen bieten, sondern zudem ca. 300.000 kWh Solarenergie pro Jahr produzieren, die u.a. den Forschungsstandort mit nachhaltig erzeugter Energie versorgen und damit den Ausstoß von über 140 t Treibhausgas pro Jahr vermeiden wird.

Die Sunfarming Group kooperiert im Bereich Agri PV-Anlagen bereits seit vielen Jahren mit dem Institut für Pflanzenwissenschaften am Forschungszentrum Jülich sowohl am Standort Jülich als auch im Ausland, um die Entwicklung verschiedener Pflanzentypen unter Photovoltaik-Modulen zu erforschen. Darüber hinaus werden auch die Themen Wassermanagement sowie die Wasserversorgung von Pflanzen und Böden untersucht, um den Einfluss der PV-Systeme für die Pflanzenproduktion im Klimawandel bewerten zu können. Bei der Anlage in Morschenich-Alt ist der Austausch mit der regionalen Landwirtschaft ausdrücklich erwünscht.

Agri PV: Konkurrenz zwischen Nahrungsmittelproduktion und Energieerzeugung wird vermieden

Agri-PV-Anlagen ermöglichen eine doppelte Nutzung der Flächen: für Landwirtschaft und saubere Energieerzeugung. Dabei werden die Anlagen so konstruiert, dass eine Konkurrenz zwischen der Nahrungsmittelproduktion und der Bereitstellung von Elektrizität vermieden wird. Die Wachstumsbedingungen für die Pflanzen werden durch Schattenwurf und Wassermanagement sogar verbessert. Dies ist ein Vorteil im Hinblick auf den Klimawandel und die Energiewende.

Die Anlagen sind so installiert, dass darunter Traktoren oder sogar Mähdrescher fahren können. Für den Anbau unter den Solaranlagen eignen sich Schattenpflanzen oder Pflanzen, die regenempfindlich sind. Selbst Viehzucht könnte unter den Solaranlagen betrieben werden, da die Tiere an heißen Sommertagen den Schatten der PV-Module nutzen können.

Quelle: IWR Online

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