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19.02.2021, 13:27 Uhr Meldung drucken | Artikel empfehlen

Ohne Strom in den USA: Texanisches Energiesystem nahe dem Totalausfall

Münster - Eine ungewöhnliche Kältewelle sorgt vor allem in südlichen US-Bundesstaaten für chaotische Zustände und zwischenzeitliche Stromausfälle für Millionen von Menschen. Betroffen sind die US-Bundesstaaten Texas, Mississippi und auch Louisiana. Dabei sind die akuten Probleme bei der Energieversorgung weitgehend hausgemacht und auch nicht neu, vor allem in Texas.

Eine arktische Kältewelle hat nicht nur in Europa für sehr tiefe Temperaturen gesorgt, auch in den USA rückt die Kaltluft ungewöhnlich weit bis tief in den Süden der Vereinigten Staaten vor. Ausgefallene Kraftwerke und eine steigende Stromnachfrage bringen zudem nicht nur das Energiesystem im US-Bundesstaat Texas in ernste Schwierigkeiten und an den Rand eines Blackouts. Die Strompreise klettern rasant.

Wetter: Geteilter Polarwirbel sorgt auch in den USA für extreme Kältewelle
Die Kältewelle in Teilen von Europa sowie aktuell in den USA haben eine gemeinsame Ursache. Ein Wärmeeinbruch in der Stratosphäre über der Arktis führt zu einer Anomalie im arktischen Polarwirbel, der die kalte arktische Luft normalerweise oben zusammenhält. Der Wärmeblock schwächt jedoch den Polarwirbel, deformiert und drückt die Kaltluft horizontal auseinander, auch mit Folgen für die unteren Etagen der Wetterküche. Die arktische Luft fließt in einigen Gebieten nach Süden bis weit in die mittleren Breiten, in anderen Regionen strömt sehr warme Luft bis weit hoch in den Norden.

Energieprobleme in Texas durch Strom-Inselnetz und fehlende Reservekraftwerke
Die durch die Kältewelle ausgelöste Rekord-Stromnachfrage trifft in Texas auf Kraftwerke, die wegen der Kälte nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. Republikanische Politiker bemühen sich seitdem reflexartig, den erneuerbaren Energien einseitig die Schuld für das Desaster in Texas zu geben. So hat laut CNBC u.a. der republikanische Gouverneur Greg Abbott fälschlicherweise die Ausfälle auf erneuerbare Energiequellen wie Wind und Sonne zurückgeführt, die nur einen kleinen Teil der Energie des Staates ausmachten. Abbott hatte in einem Fox-Interview erklärt, wonach die Abhängigkeit von Wind- und Solarenergie “Texas in eine Situation gebracht habe, in der es landesweit an Strom mangele”. Dieser Behauptung hat laut CNBC selbst die eigene Energieabteilung des Bundesstaates Texas widersprochen.

Probleme der Energieversorgung in Texas hausgemacht: Strom-Inselnetz und fehlende Reservekraftwerke
Kommt es zu großen Stromausfällen in Texas, dann sind Stromimporte aus benachbarten US-Bundesstaaten nicht möglich, denn Texas hat sich stromtechnisch mit einem Inselnetz abgeschottet und fast keine Verbindung zu seinen Nachbarn. Laut einem Bericht der Financial Times (FT) will Texas mit dieser eigenwilligen Maßnahme Vorschriften und damit Eingriffe durch die US-Bundesebene vermeiden.

Wie die FT weiter berichtet, scheint eine Ursache auch der massive Verlust der Erdgasversorgung zu sein, weil Pipelines und Quellen zugefroren sind bzw. die Stromversorgung für den Betrieb der Gasanlagen nicht funktionierte. Dabei hätte Texas aus den Mängeln des staatlichen Stromnetzes bereits nach den Vorfällen im Jahr 2011 lernen können, als es schon einmal zu ähnlichen Stromausfällen bei niedrigen Temperaturen kam. Eine Ertüchtigung der Kraftwerke und Infrastruktur, um besser gegen Kälte gewappnet zu sein, hat das regulierungsscheue Texas aber nicht umgesetzt. Nicht einmal Reservekraftwerke werden in Texas vorgehalten.

Stromerzeugungs-Anlagen in Texas nicht für Kälte ausgelegt: hohe Strompreise für Ersatzstrom belasten
Die für die Golfregion extremen winterlichen Wetterbedingungen hat die Verfügbarkeit sämtlicher konventionellen und regenerativen Stromerzeugungsanlagen eingeschränkt. Davon betroffen sind auch Wind- und Solaranlagen. Der einfache Grund: Weil so niedrige Temperaturen für Texas nicht erwartet worden sind, wurden viele Windkraftanlagen aus Kostengründen nicht mit Heizungen ausgestattet, wie sie für den Betrieb in kalten Ländern wie Finnland, Schweden oder Kanada eigentlich Standard und üblich sind.

Betroffen ist auch der Energieversorger RWE. Seit dem 9. Februar 2021 ist ein Teil der Onshore-Windflotte von RWE in Texas aufgrund von Vereisungen und Netzproblemen außer Betrieb, teilte RWE mit. Das hat Folgen, denn RWE hat Teile der erwarteten Windstromproduktion im Voraus verkauft und muss jetzt die fehlenden Mengen zukaufen, um die Lieferverpflichtungen zu erfüllen. Verschärft wird die Situation dadurch, dass die ohnehin bereits hohen Strompreise durch eine Anordnung des texanischen Netzbetreibers weiter angehoben worden sind. Dadurch stiegen die Stromeinkaufspreise für die Erzeuger auf bis zu 9.000 USD pro Megawattstunde (MWh), so RWE. Unter dem Strich wird bei RWE das bereinigte EBITDA des Segments Onshore Wind/Solar in 2021 voraussichtlich mit einem niedrigen bis mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag belastet.

Mit dem Vereisungsproblem ist RWE nicht allein, auch die im regenerativen Aktienindex RENIXX gelistete Innergex Renewable Energy Inc. schätzt die negativen finanziellen Auswirkungen der aktuellen Wetterereignisse in den USA auf konsolidierter Basis auf 45 bis 60 Millionen US-Dollar.

Quelle: IWR Online
© IWR, 2021


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