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14.01.2022, 15:36 Uhr Meldung drucken | Artikel empfehlen

Hoher Strompreis lässt EEG-Überschüsse auf über 10 Milliarden Euro anschwellen

Münster - Auf dem von den Übertragungsnetzbetreibern geführten EEG-Konto schlummert mit Stand Ende Dezember 2021 erstmals ein Rekord-Guthaben von mehr als 10 Milliarden Euro. Grund für den Milliardenüberschuss sind ausgerechnet die gestiegenen Börsenstrompreise. Doch die Auswirkungen der aktuellen Turbulenzen auf dem Strommarkt reichen weiter.

Die Strom- und Gasmärkte erscheinen derzeit außer Rand und Band zu sein. Tatsächlich folgt auf die Zeit der jahrelangen, extrem niedrigen Börsenstrompreise nur eine schnelle, aber heftige Korrektur. Allerdings mit weitreichenden Folgen.

Warum der Überschuss auf dem EEG-Konto derzeit so stark steigt – Wertigkeit des Ökostroms nimmt zu
Die Gründe für den wachsenden Milliarden-Überschuss auf dem EEG-Konto sind die stetig sinkenden Vergütungsätze für die regenerative Stromerzeugung und die aktuell steigenden Börsenstrompreise. In den Ausschreibungen der vergangenen Jahre wurde den Betreibern für Windkraftanlagen an Land eine Mindestvergütung für den eingespeisten Windstrom von mittlerweile nur noch unter ca. 6 ct/kWh und für Photovoltaik-Strom von ca. 5 ct/kWh zugesichert. Den erzeugten Wind- und Solarstrom müssen die Betreiber zwangsweise an der Strombörse verkaufen, so will es das Gesetz. Nur wenn der Verkaufserlös an der Strombörse unterhalb diesem zugesicherten Mindestpreis liegt, wird die Differenz über das EEG-Konto ausgeglichen. Liegt der Verkaufserlös für den EEG-Ökostrom oberhalb der Mindestvergütung, wird das EEG-Konto nicht belastet.

Im Jahr 2021 sind die Strompreise am Spotmarkt der Börse seit Mai 2021 im Monatsmittel von 5,3 ct/kWh auf 22,11 ct/kWh im Dezember gestiegen. Durch die hohen Börsenstrompreise steigen die Verkaufserlöse für den EEG-Strom rasant, d.h. auch regenerative EEG-Altanlagen aus den frühen EEG-Jahren, die noch eine deutlich höhere Mindestvergütung erhalten, belasten das EEG-Konto gar nicht mehr oder immer weniger.

Turbulenzen auf dem europäischen Strommarkt: warum die Preise klettern
Noch im Jahr 2020 lagen die Börsenstrompreise mit Tiefstkursen unter 2 ct/kWh auf dem Niveau des Jahres 2000, d.h. auf einem Niveau von vor über 20 Jahren. Ein Hauptgrund für diese niedrigen Börsen-Strompreise war der über Jahre wachsende Stromanteil an erneuerbaren Energien, der zu einem stetig steigenden Überangebot auf dem Strommarkt führte. „An die jahrelangen Überkapazitäten mit extrem niedrigen Preisen auf dem Strommarkt haben sich viele Akteure gewöhnt und die Zeichen des Wandels nicht rechtzeitig erkannt“, so IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch in Münster.

Seit Mitte des Jahres 2021 steigen die Börsenstrompreise nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Hintergrund sind beispielsweise fossile Kraftwerks-Stilllegungen, fehlende Kraftwerks-Verfügbarkeiten durch Wartungsverschiebungen wegen Covid-19 sowie zusätzliche, kurzfristige Ausfälle von Atomkraftwerken auf Grund unvorhergesehener Störungen. Allein die plötzliche Abschaltung von vier Atomkraftwerken in Frankreich vor Weihnachten hat laut dem französischen Netzbetreiber RTE zu einem massiven Stromimport bis an die Grenze der technischen Verfügbarkeit geführt, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Strompreise in ganz Europa.

Anstieg der Strompreise: Gewinner und Verlierer
Der Anstieg der Strompreise hat unterschiedliche Auswirkungen. Die Strommarkt-Turbulenzen Ende 2021 haben vor allem Strom-Discounter getroffen, die nicht über länger laufende Strom-Lieferverträge verfügen und sich nun tagesaktuell zu den hohen Strompreisen eindecken mussten. Die Folge sind zahlreiche Pleiten von Strom-Billiganbietern, deren Kunden nun aufgefangen werden müssen und in die teure Grundversorgung fallen. Auch industrielle Kunden, die sich überwiegend kurzfristig mit Strom eindecken und keine eigene Erzeugung vorhalten, sind vom Preisanstieg betroffen.

Besser dran sind Strom-Bestandskunden, die Strom bei einem Energieversorger beziehen, der über einen Liefervertrag mit einer mehrjährigen Laufzeitzeit verfügt und die Strompreise wegen der aktuellen Marktturbulenzen nicht erhöhen muss. Diese Stromkunden profitieren noch von der sinkenden EEG-Umlage von 6,5 (2021) um fast 3 ct auf 3,72 ct/kWh ab Januar 2022. Gewinner sind Stromerzeuger und Kraftwerksbetreiber, die zu Tagespreisen produzieren und von den steigenden Strommargen profitieren.

IWR: Lange Phase extrem niedriger Börsen-Strompreise in Europa ist vorbei
Nach Einschätzung des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR) in Münster sind die Zeiten des extrem billigen Börsenstroms der vergangenen Jahre erst einmal vorbei. Höhere Strompreise am Markt sind auch notwendig, damit in neue Kraftwerke investiert wird. Allnoch: „Auf der Kalkulationsbasis von 2 ct/kWh Strom rechnen sich keine neuen Kraftwerke, weder neue Gaskraftwerke noch solche mit grüner Wasserstoffoption.“ Wie hoch die Börsenstrompreise in Zukunft steigen, das dürfte in Deutschland einerseits vom Tempo der Stilllegung konventioneller Kraftwerke, vom beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und vom Neubau von Gaskraftwerken mit Wasserstoffoption abhängen.

Über die EEG-Umlage in Deutschland
Die EEG-Umlage wurde bereits im Jahr 2000 (EEG 2000) eingeführt und folgte dem Stromeinspeisungsgesetz aus dem Jahr 1991. Mit der Einführung der Verordnung zum EEG-Ausgleichsmechanismus im Jahr 2010 hat die Politik einen richtungsweisenden Paradigmenwechsel eingeleitet. Der EEG-Strom musste nun zwangsweise an der Börse verkauft werden, die Differenz zwischen den Zahlungen an die Anlagenbetreiber und den Verkaufserlösen an der Börse wurde über das EEG-Konto ausgeglichen. In den Folgejahren bauten sich so gewaltige Strom-Überkapazitäten am Markt stetig auf und diese drückten auf die Börsen-Strompreise, die auf immer neue Tiefstkurse fielen. Dieser Trend hat sich seit 2021 umgedreht, die Börsen-Strompreise steigen wieder und die EEG-Umlage sinkt in der Folge deutlich. Die Bundesregierung hat aber beschlossen, die EEG-Umlage zum 01.01.2023 ganz abzuschaffen.

Quelle: IWR Online
© IWR, 2022


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