IWR-Pressemitteilung: Herbstgutachten 97/98: Zur Situation der Wind- und Solarenergienutzung in Deutschland

2000 MW Windkraftleistung in Deutschland bis Ende 1997 - Windmarkt stagniert, Zuwachsraten bei der Solarenergie

IWR stellt Herbstgutachten 1997/98 zur Wind- und Solarenergienutzung vor / Nervosität in der Windbranche / Solarbranche weitgehend optimistisch / 1,7 Mrd. Branchengesamtumsatz

Münster - "Der Windmarkt kann sich nach dem deutlichen Rückgang im vergangenen Jahr aufgrund von Sondereinflüssen auf niedrigem Niveau stabilisieren, während der Markt für solarthermische Anlagen durch ein robustes Wachstum gekennzeichnet ist." Das ist, so Norbert Allnoch, Leiter des Internationalen Wirtschaftsforum Regenerative Energien, ein Ergebnis des diesjährigen Herbstgutachtens 97/98. "Vor allem die anhaltenden Diskussionen um das Stromeinspeisungsgesetz haben bei der Windenergie deutliche Bremsspuren auf dem Markt hinterlassen und zu einem Verdrängungswettbewerb unter den Herstellern geführt", erläuterte Allnoch. Der Konkursantrag des zweitgrößten deutschen Herstellers hat den Wettbewerbern kurzfristig eine Sonderkonjunktur beschehrt und auch Vorzieheffekte aufgrund zu erwartender geringerer Vergütungspreise konnten den Markt bisher stabilisieren. Insgesamt werden Ende 1997 über 2000 MW Windkraftleistung in Deutschland errichtet und damit die internationale Marktführerschaft vor den USA (1650 MW) erreicht sein. Die Stromerzeugung aus Wind wird voraussichtlich auf rd. 3,3 Mrd. kWh (1996: 2,2 Mrd. kWh) ansteigen.
Die Entwicklung auf dem Solarmarkt ist dagegen von Optimismus gekennzeichnet. Mit den Förderprogrammen des Bundes und der Länder sind allein seit 1990 rd. 87.000 solarthermische Anlagen zur Warmwasser- und Heizungsnutzung mit einer Kollektorfläche von 600.000 m² gefördert worden. "Die Förderung, eine verbesserte Öffentlichkeitsarbeit, geringere Kosten und die zunehmende Bereitschaft der Heizungsbaufirmen und des Handwerks zum Anlagenverkauf haben entscheidend zu dem derzeit robusten Marktwachstum mit jährlichen Zuwachsraten zwischen 20 und 25% beigetragen", erläuterte Allnoch.
Dagegen fehlen dem Markt für Photovoltaikanlagen (Solarzellen zur Stromerzeugung) in Deutschland die langfristigen Perspektiven, wie sie etwa in den USA mit dem angekündigten 1 Mio Dächerprogramm oder in Japan mit dem 400 MW Projekt vorhanden sind.
Allnoch schätzt für 1997 das Marktvolumen der Wind- und Solarenergietechnologie in Deutschland auf rd. 1,7 Mrd. DM und bedauerte die aktuelle politische Diskussion um die Wind- und Solarenergienutzung. "Was nutzt uns eine international anerkannte entwicklungstechnische oder energie- und umweltpolitische Spitzenposition, wenn die Produktionsstätten für diese neuen Technologien aufgrund besserer industriewirtschaftlicher Perspektiven im Ausland sind", beklagte Allnoch die einseitige Debatte um die erneuerbaren Energien.

Münster, den 05.09.1997

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