Windkraft / Neuer Spitzenwert für die Stromproduktion

Binnenland als Standort attraktiv 

Der Markt für Windkraftanlagen ist wieder auf einen Expansionspfad eingeschwenkt. Deutschland konnte seine internationale Spitzenposition bei der verfügbaren Windkraftleistung gegenügber den USA deutlich ausbauen. Die Anlagengröße steigt weiter 


Handelsblatt, Sa./So., 14./15.2.1998
jsn Düsseldorf. Der Markt für Windkraftanlagen habe 1997 in Deutschland nach einem Rückgang im Vorjahr wieder zulegen können. So beschrieb Norbert Allnoch, Leiter des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien, Münster, in einem Gespräch mit dem Handelsblatt das wichtigste Ergebnis der "Marktanalyse 1997". Nach einer Umfrage bei den Herstellern sei der Stückzahlenabsatz in Deutschland von 802 Anlagen im Jahr 1996 auf 833 Anlagen im Jahr 1997 gestiegen; gleichzeitig habe jedoch die installierte Leistung von 423 Megawatt (MW) auf 525 MW im letzten Jahr noch weitaus kräftiger zulegen können.
Mi der nunmehr verfügbaren Windkraftleistung von 2 075 MW konnte Deutschland laut Allnoch seine Spitzenposition gegenüber den USA (1 600 MW) erheblich ausbauen. Ursächlich für den hohen Leistungszuwachs hierzulande sei die vermehrte Aufstellung von Großanlagen (107) aus der 1- bis 1,5 MW-Leistungsklasse gewesen. Auf diese Weise habe die Windkraftbranche auch den Umsatz 1997 (1996) auf 1,3 (0,95) Mrd. DM besonders kräftig erhöhen können. Und Allnoch weiter: "Der Trend zur Errichtung von Windkraftanlagen im Binnenland hat sich 1997 weiter beschleunigt und damit dem Gesamtmarkt die entscheidende Absatzstützte gegeben." 1997 wurden bereits mehr als 60 % (509) der Windenergieanlagen im Binnenland errichtet; die Aufstellung in den Küstenregionen (324 Anlagen) sank damit erstmals unter die 40-Prozent-Marke.
Nach den Berechnungen Allnochs ist die Stromerzeugung aus Wind 1997 gegenüber 1996 von 2,2 auf 3 Mrd. Kilowattstunden (kWh) gewachsen. Die Windenergie sei nach der Wasserkraftnutzung (1996: rund 16 Mrd. kWh) endgültig zur zweitwichtigsten regenerativen Energiequelle in Deutschland geworden. Der Energieexperte aus Münster weist darauf hin, daß die Erfolgsstory aber nur fortgesetzt werden kann, wenn gleichzeitig der Exportmotot anläuft. Für 1998 besteht aber Optimismus: Die zu erwartende Jahresleistung in Deutschland könnte allein aufgrund der zunehmenden Errichtung von Großanlagen aus der 1- bis 1,5 MW-Klasse und bei ähnlichem Stückzahlvolumen wie 1997 im laufenden Jahr um 600 bis 700 MW klettern.
Allnoch verhehlt jedoch nicht, daß Streiterein über die Rahmendaten die Marktentwicklung massiv beeinflussen würden. In der letztjährigen Expansion steckten auch Vorzieheffekete; bis zum Herbst habe die Erwartung geringerer Vergütungssätze für später errichtete Anlagen vorgeherrscht. Auch für 1998 sei es nicht auszuschließen, daß der "doppelte Fünf-Prozent-Deckel" für den Windstrom dem Markt "kurzfristig einen deutlich expansiven Schub" gebe und sowohl die Stückzahl als auch die installierte Jahresleistung weiter ansteigen lasse. Viele Investoren dürten noch vor dem Erreichen des zweiten Fünf-Prozent-Deckels ihr Projekt realisiert sehen wollen und könnten damit einen neuen kräftigen Vorzieheffekt auslösen.
Um dem sich aufbauenden Marktdruck zu begegnen und einen anschließenden Marktrückgang wie 1996 (mit den Konkursfolgen in 1997) zu vermeiden, erscheine es daher geboten, bereits lange vor dem Erreichen der zweiten Deckelgrenze von 5 % bei den Verbundunternehmen eine politische Nachfolgeregelung für eine angemessene Vergütung aus eingespeistem Winstrom zu finden, gibt Allnoch zu bedenken.
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