IWR erhält den Europäischen Solarpreis 1999
Vortrag von Dr. N. Allnoch anläßlich der Verleihung
des Europäischen Solarpreises am 27.11.1999 in Frankfurt
Als die Idee zu diesem Informationsnetzwerk „Regenerative
Energiewirtschaft im Internet" im Jahr 1995 geboren wurde, hielt sich
die Begeisterung allerorts gelinde gesagt „in Grenzen". Die Grundidee
zu
diesem Projekt entsprang einem Bündel an Beobachtungen, die aus
unserer
Sicht die Entwicklung der erneuerbaren Energien nicht gerade förderten:
1. Die Nachfrage nach Informationen zu den regenerativen Energien war
sehr hoch, allerdings waren diese häufig schwer zugänglich
und nur
dezentral an verschiedenen, teilweise unbekannten, Standorten bzw.
Stellen vorhanden.
2. Die Menschen, die sich aus klima- und umweltpolitischen Gründen
mit
der Wind-, Solar-, Wasser- Bio-, und Geoenergie beschäftigten,
engagierten sich oftmals in ihren eigenen Gruppen, ohne einen
erkennbaren Bezug zu den anderen erneuerbaren Energiequellen.
3. In der Wirtschaft waren mit dem Anlagenbau oder der -installation
unterschiedliche Branchen wie beispielsweise die Elektroindustrie,
der
Maschinenbau oder das Handwerk involviert.
4. In der Wissenschaft entstanden Arbeiten in verschiedenen
Fachdisziplinen wie Jura, Wirtschaft oder den Ingenieur- oder den
Naturwissenschaften, deren Autoren kaum Verbindungen zu den
Nachbardisziplinen hatten.
Das Ziel war damit klar vorgegeben: Schaffung einer großen gemeinsamen
Informationsplattform, so daß ein ganzheitliches eigenes Bild
der
„Regenerativen Energiewirtschaft" sichtbar werden konnte. Das Instrument
für die Lösung des Gesamtkonzepts war auch kein Problem und
schnell
gefunden, das Internet. Es hatte die entscheidenden Vorteile: Ein
schnelles Kommunikationsmedium und eine ideale Möglichkeit,
Informationen zu bündeln bzw. vernetzt darstellen zu können
und trotzdem
den Überblick nicht zu verlieren. Wer einmal ein Fachbuch gelesen
hat,
der findet immer wieder Stellen, an denen er gerne zu dem einen oder
anderen Punkt vertiefende Informationen wünscht - aber hierzu
ein
anderes Buch benötigt. Das Internet bietet die einzigartige Möglichkeit
der gezielten Informationsvernetzung, ohne dass der Nutzer den Überblick
oder den inhaltlichen Gesamtfaden eines Informationsbeitrages verliert.
Mit diesem inhaltlichen Anspruch ging es an die Umsetzung des Vorhabens.
Aber wohin man auch kam, Verständnis gab es wenig, denn das Internet
zu
dieser Zeit hatte nicht nur Vorteile, sondern auch erhebliche Nachteile:
Das Internet war ein sehr junges Medium und kaum jemand konnte etwas
damit anfangen. Ja, man kann sagen, die Menschen konnten sich kein
Bild
vom Internet und den Möglichkeiten machen, weil sie zu der Zeit
noch
keinen Zugang zu dieser neuen Technologie hatten. Für so eine
„komische
Idee" wollte denn auch zunächst niemand Geld geben und die Firmen
sahen
ebenfalls kein Potential oder keinen Nutzen. Noch schneller waren die
Kritiker mit ihrem Urteil zur Hand: das bringt nichts, das wird nie
ein
Massenmedium - wer hat schon bitte schön Internetzugang, viel
zu hohe
Telefonkosten. Manche hatten gerade einmal ein müdes Lächeln
übrig.
Die ersten Anfänge waren in der Tat sehr mühselig und teilweise
wenig
ermutigend. Technische Probleme mit der EDV, kaum Softwareprogramme,
die
die Entwicklung einer Website unterstützten, eben Pionierarbeit.
Auch
die Vermittlung des Vorhabens nach außen war äußerst
schwierig und ist
es teilweise immer noch. Wie soll man auch einem Außenstehenden
die
Vorteile und das gewaltige Potential des Internets nahebringen, wenn
manche Entscheidungsträger selbst nicht einmal einen Computer
bedienen
können? Da helfen dann auch noch so schöne Konzepte, ausgearbeitete
Studien oder bunte Grafiken rein gar nichts.
Wenn heute auf mittlerweile rd. 1.000 Informationsseiten eines der
größten Informationsnetzwerke zum Thema „regenerative Energien"
seit
1995 entstanden ist und monatlich schon rd. 25.000 Besucher aus
dem
Inland und vermehrt auch aus dem Ausland registriert werden können,
dann
hat sich die Mühe wohl gelohnt. Dass dies letztendlich so gekommen
ist,
das ist in erster Linie ein Verdienst aller Mitarbeiter des IWR, die
tagtäglich an der Weiterentwicklung dieses Gemeinschaftswerkes
arbeiten
und das Netzwerk mit Leben erfüllen. Aber auch denjenigen, die
an den
Startbedingungen mitgewirkt und das Projekt mit begleitet haben, sei
an
dieser Stelle herzlich gedankt: dem NRW-Wirtschaftsministerium, das
eine
Anschubfinanzierung ermöglichte und Herrn Prof. Dr. Werner von
der
Universität Münster, der im Rahmen einer Kooperation den
Wissenstransfer
zwischen Wissenschaft und Wirtschaft persönlich unterstützt
und aktiv
gefördert hat.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, mancher Kritiker von einst schaut
heute täglich ins Internet, um die neuesten Informationen abzurufen.
Andere, die die IWR-Entwicklung zunächst im Internet untätig
mit
verfolgt haben, ärgern sich heute, dass sie die Entwicklung verschlafen
haben, zu spät aufgewacht sind und das Potential zur damaligen
Zeit
nicht erkannten.
Bei näherer Betrachtung zeigen sich viele Parallelen zur Entwicklung
der
regenerativen Energien, die sich - global gesehen - auch heute noch
in
der Startphase mit all den Mühseligkeiten und Rückschlägen
befindet.
Viele hier können ein persönliches Lied davon singen. Aber
- auch das
Internet hat ganz klein angefangen und ist innerhalb kürzester
Zeit zu
einem Wachstumsmotor geworden, der seinesgleichen sucht - vor allem
dank
veränderter Rahmenbedingungen wie den gesunkenen Telefongebühren.
Es ist
derzeit das am schnellsten wachsende Kommunikationsmedium und ich bin
heute froh, dass wir fast von Anfang an mit dabei gewesen sind. Denn
nur
aus dieser Position und mit den gewonnenen Erfahrungen zu Beginn der
Entwicklung können wir als selbständige und unabhängige
Institution
heute erfolgreich bestehen. In der Volkswirtschaftslehre nennt man
das
„Realisierung von Pioniergewinnen". Ich würde mir wünschen,
dass wir
eines Tages genau das auch von der Nutzung der erneuerbaren Energien
werden sagen können und der Industriestandort Deutschland eine
führende
Rolle bei der Entwicklung und industriellen Produktion regenerativer
Energietechnologien spielt. Wenn wir mit dem IWR und dem
Informationsnetzwerk „Regenerative Energiewirtschaft im Internet" dazu
ein kleines Stückchen beigetragen haben, dann hat sich unsere
Mühe
gelohnt.
Dr. Norbert Allnoch
Münster, den 05.11.1999
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