Kurzfassung zum Vortrag auf der E-world of energy
v. 08.-09.02.2000
Vortragstitel: Marktperspektiven, Einsatz und Wirtschaftlichkeit
regenerativer Energiequellen
Nach dem das OPEC-Kartell mit seiner Preispolitik in den siebziger Jahren
kurzzeitig einen stärkeren Einsatz erneuerbarer Energien auslöste,
ließ in den achtziger Jahren und parallel mit dem kräftigen
Rückgang der Ölpreise das Interesse an der Nutzung dieser Energiequellen
wieder spürbar nach. Die Renaissance zu Beginn der neunziger Jahre
war angesichts des weltweit vorhandenen Energieüberangebotes eigentlich
erstaunlich. Eine Ursache für diese Entwicklung ist in der zunehmenden
Sorge um den Schutz von Klima und Umwelt sowie in dem teilweise gespaltenen
Verhältnis der Bevölkerung zur Kernenergie in einigen wichtigen
Industriestaaten zu suchen. Die unterschiedliche nationale „Sensibilität"
für das Thema Energie in Verbindung mit den vorhandenen eigenen regenerativen
Energiequellen haben in den jeweiligen Ländern zu unterschiedlichen
Prioritäten bei der Förderung erneuerbarer Energien geführt.
So steht beispielsweise in Deutschland der Stromsektor im Mittelpunkt des
Interesses, während in Österreich die regenerative Wärmeerzeugung
(Bioenergie, Solarthermie) Vorrang hat. Staatliche Förderprogramme
und deren Nachahmung in anderen Ländern sorgen letztendlich dafür,
daß sich verschiedene Teilmärkte für regenerative Energieanlagen
mit allerdings sehr unterschiedlicher Wachstumsdynamik entwickeln konnten.
Als herausragendes Beispiel für eine erfolgreiche Marktinitialisierung
gilt die Windenergienutzung. Im letzten Jahrzehnt wurden weltweit Windenergieanlagen
mit einer Leistung von über 12.500 Megawatt installiert. Waren zu
Beginn der neunziger Jahre rund um den Globus rd. 2.000 Megawatt Windkraftleistung
am Netz und die Jahresneubaurate lag bei etwa 200 - 300 Megawatt, so wird
die Zubaurate bereits 1999 auf rd. 3.000 Megawatt ansteigen. Der Trend
zu immer leistungsstärkeren Anlagen sowie die Serienproduktion haben
zudem dazu geführt, daß die spezifischen Investitionskosten
im letzten Jahrzehnt kontinuierlich gesunken sind.
Bei der Photovoltaik wird in diesem Jahr eine Steigerung des globalen
Marktvolumens von rd. 150 auf ca. 190 Megawatt PV-Leistung erwartet. Im
Vergleich zur Entwicklung des Windenergiemarktes befindet sich der PV-Markt
damit auf dem Wachstumsniveau von 1990. Unterstellt man eine ähnliche
Marktdynamik, so könnte im Jahr 2010 die weltweite Jahresproduktion
bei rd. 3000 MW PV-Leistung liegen. Im internationalen Ländervergleich
nimmt Japan aufgrund des schon seit einigen Jahren laufenden weltweit größten
nationalen Förderprogramms derzeit die Spitzenposition ein.
Während sich die öffentlichen Diskussionen im Zusammenhang
mit dem Einsatz erneuerbarer Energien häufig auf den energiewirtschaftlichen
Aspekt und den potentiellen Beitrag am jeweiligen nationalen Energiebedarf
konzentrieren, wird zunehmend auch das industrielle Potential wahrgenommen.
So stehen beispielsweise in Ländern wie Dänemark oder Deutschland,
in denen in einem frühen technologischen Entwicklungsstadium die Windenergie
unterstützt wurde, heute die wichtigsten Produktionsstätten für
diese regenerativen Energieanlagen. Zusätzlich hat sich neben den
reinen Herstellerbetrieben ein Netzwerk aus Forschung und Entwicklung sowie
eine leistungsstarke Zulieferindustrie etablieren können.
In Deutschland hat die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien
zu einer deutlich höheren Nachfrage nach dezentralen Energieanlagen
und Dienstleistungen geführt. Bereits 1999 erreicht der Umsatz mit
der Herstellung und Errichtung regenerativer Energieerzeugungsanlagen (Wind-,
Solar-, Wasser-, Bio- und Geoenergie) nach einer vorläufigen IWR-Schätzung
ein nationales Marktvolumen in Höhe von rd. 3,5 Mrd. Euro (1998:
3 Mrd. Euro) und sichert damit rd. 28.000 Arbeitsplätze. Allein im
Bundesland Nordrhein-Westfalen konnten über 1.000 Firmen ermittelt
werden, die direkt oder indirekt auf dem Gebiet der regenerativen Energietechnologie
tätig sind.
Es gibt gute Gründe dafür, daß sich der regenerativen
Energieerzeugung sowie dem regenerativen Anlagen- und Systembau längerfristig
große Zukunftsperspektiven eröffnen. So dürften die Regierungen
zunehmend unter industriellen Zugzwang geraten, die technische und wirtschaftliche
Entwicklung auf dem regenerativen Energiesektor auch im eigenen Land zu
unterstützen. Der weltweite Anstieg des Energiebedarfs bleibt nicht
zuletzt aufgrund des anhaltenden Bevölkerungswachstums ungebrochen,
wenngleich die wirtschaftliche Entwicklung und das wirtschaftliche Wachstum
zunehmend mit einen effizienteren Umgang mit Energie einhergeht. Auf EU-Ebene
ist geplant, den Anteil der erneuerbarer Energien bis zum Jahr 2010 zu
verdoppeln. Letztendlich dürften die volatilen Öl- und Gaspreise
bzw. die auf der Zeitschiene immer wieder mit unterschiedlicher Stärke
auftretenden öffentlichen Diskussionen um den globalen Klima- und
Umweltschutz oder die Verknappung fossiler Energieträger dafür
sorgen, daß der weltweite Markt für regenerative Energieanlagen
kontinuierliche Steigerungsraten bzw. Zwischenphasen mit ausgeprägten
Wachstumschüben aufweisen wird.
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Dr. Norbert Allnoch
Internationales Wirtschaftsforum
Regenerative Energien (IWR)
Tel.: 0251-83-33995
http://www.iwr.de
Münster, den 22.02.2000
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