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Regenerative Energien, © IWR


Internationales Wirtschaftsforum

Regenerative Energien (IWR)

 

Kommentar

Quelle: VDI nachrichten vom 13. Juli 2001, Nr. 28, S. 2:

Energie: Der Streit um die Ölreserven der Welt erhält durch den neuen Report "Oeldorado 2001" der ExxonMobil neue Nahrung
Wie viel Öl darf´s denn sein ?
"Bis heute wurden keine Weichen gestellt, um den fossilen Energieverbrauch zu mindern oder die Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren," kritisiert Dr. Norbert Allnoch, Leiter des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien.

Foto: Zillmann

VDI nachrichten, Münster, 13.7.01

Die alljährlich gleiche Botschaft lautet:
Die Ölversorgung ist sicher. Ist sie das wirklich? Dr. Norbert Allnoch, Leiter des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien, warnt davor, solche Prognosen allzu ernst zu nehmen.


Konsens besteht darin, dass langfristig die endlichen fossilen Energieträger wie Öl, Gas, Kohle durch erneuerbare Energien ersetzt werden müssen. Seit der Club of Rome zu Beginn del 70er Jahre über die Grenzen des Wachstums nachgedacht hat, wurden keine erkennbaren Weichen gestellt, um den weltweiten fossilen Energieverbrauch zu mindern oder die Abhängigkeit vom Öl entscheidend zu reduzieren. Im Gegenteil: Der Verbrauch fossiler Energieträger geht in einem ungeheuren Tempo weiter. So soll beispielsweise nach dam jüngsten Szenario der Internationalen Energieagentur in Paris ohne eingreifende politische Maßnahmen der Weltölverbrauch auch in den kommenden 20 Jahren weiter kräftig ansteigen. Meldungen über stetig verbesserte Techniken der Ölexploration und -gewinnung oder die jährlich veröffentlichten Statistiken über die Öl- und Gasreserven wähnen uns in der scheinbaren Sicherheit, ein Ende der fossilen Energien liege in weiter Feme. Fein säuberlich werden die von den Nationen herausgegebenen Daten über die Reserven von den Ölkonzernen aufgelistet und kommentiert. Eine alljährlich gleiche Botschaft lautet: "Die Ölversorgung ist sicher. " Ein Schelm, war Böses dabei denkt. Und tatsachlich weist beispielsweise der Oeldorado 2001-Report der ExxonMobil zum Ende des vergangenen Jahres weltweite Ölreserven in Höhe von rd. 140 Mrd. t aus. Bei einem globalen Verbrauch im Jahr 2000 von 3,5 Mrd. t erhält man durch einfache Division die angegebene Reichweite von 40 Jahren.
Abgesehen davon, dass der retrospektive globale Jahres-Verbrauchswert für zukünftige Jahre irrelevant ist und Aussagen über die sicher gewinnbaren Reserven auf Grund del Ölpreisabhängigkeit ungenau sind, stimmen noch einige weitere Aspekte nachdenklich. Nicht die Angaben von neutralen Stellen, sondern die Regierungsangaben bzw. die veröffentlichten Daten der einzelnen Nationen bilden die statistische Grundlage.

Denen muss man nicht glauben, wie das Beispiel Mexiko zeigt. Im Jahr 1999 wurden in Mexiko die Ölreserven einer "Neubewertung" unterzogen und auf Grund der geänderten Datenlage - quasi mit einem Federstrich - die eigenen offiziellen Landesreserven kurzerhand um 40 % reduziert. Es würde mich nicht wundem, wenn die Produktions- und Reservezahlen von OPEC-Staaten auf Grund des Quotenpokers eher an einer politischen Strategie ausgerichtet sind. Die großen Ölquellen auf diesem Planeten sind längst bekannt und werden seit langem ausgebeutet. Größere Neufunde sind vergleichsweise selten und diese erreichen nicht annähernd den weltweiten Jahresverbrauch. Eine steigende Nachfrage nach fossilen Energieträgem auf Grund des globalen Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums und eine zunehmende Industrialisierung in Drittstaaten könnte daher eine noch höhere Produktion aus bestehenden und bekannten Ölfeldern erfordern. Ich bezweifle, dass die OPEC langfristig in der Lage sein wird, ihre Produktionen entsprechend den Marktanforderungen nach Belieben anzupassen und beispielsweise rückläufigen Förderungen außerhalb der OPEC zu kompensieren. Bisher ist ein Anpassungsdruck auf die Weltgemeinschaft, ausgelost durch eine Klimaänderung bzw. eine zur Neige gehende fossile Energieversorgung, nicht spürbar. Gleichwohl ist nicht das letzte Verfügbarkeitsdatum fossiler Energieträger entscheidend, sondern jener weit vorher liegende Zeitpunkt, an dam die maximal erreichbare globale Förderungsleistung ihren oberen Wendepunkt erreicht hat und eine weiter ansteigende Nachfrage nicht mehr vollständig gedeckt werden kann. Bleibt nur zu hoffen, dass die bisherige kollektive Verdrängung des Problems keinen evolutionsgeschichtlichen "Anpassungsschock" auslöst, nur weil die statistischen Zahlen auf dam Papier die reale Situation eher verschleiert haben.

NORBERT ALLNOCH

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