Zum Capital-Beitrag: "Das Milliardengeschenk -
Windräder. Die Ökosymbole mutieren zum Renditerenner
für Topverdiener. Im Angebot: 15 Prozent jährlich nach Steuern.
Vielleicht gibt's noch mehr - wenn Rot-Grün hält, was es verspricht.
Die Zeche zahlen Stromverbraucher und Steuerzahler." (Autor: Ulrich von
Lampe)
Zum Artikel in der Zeitschrift Capital
Der Capital-Beitrag (Heft Nr. 11, 1998, S. 173 - 177) beschäftigt
sich mit der Windenergie im Allgemeinen und speziell mit Beteiligungsmöglichkeiten
(Windfonds) an Windparkprojekten. Wie in dem Capital-Beitrag mit der Sachlichkeit
umgegangen wird, zeigt das nachfolgende Beispiel, bei dem es insbesondere
um den IWR-Anteil geht.
Zusammenhängender Auszug aus dem Capital-Artikel:
"Das Milliardengeschenk"
>> ... Ökonomisch effizienter Umweltschutz wie in Großbritannien,
wo die Regierung Einspeiselizenzen an die billigsten Anbieter versteigert,
hat politisch wenig Chancen. Dagegen würde die Windkraftlobby, deren
Einfluß mit dem 27. September stark gestiegen ist, Sturm laufen.
Natürlich spielen die Traumrenditen von Zahnärzten und Steuerberatern
bei ihrer Argumentation keine Rolle. Es geht um höhere Ziele wie die
Rettung vor dem Treibhauseffekt - als ob von den 6000 Propellern, die 1,01
Prozent des deutschen Stroms erzeugen, das Weltklima abhinge - und die
Jobmaschine der Zukunft.
Im marktwirtschaftlichen Großbritannien bieten "fast ausschließlich
ausländische Anbieter" den Windstrom "teilweise bis auf Grenzkostenbasis
an", (1) sagt Norbert Allnoch, Leiter des Münsteraner
Windinstituts IWR, und formuliert die grüne Version der Transrapid-Ideologie
(2):
Nur durch die milliardenschwere Subventionierung konnte sich in Deutschland
"eine nennenswerte Herstellerindustrie entwickeln".
Sie zählt exakt 1650 Beschäftigte (3).>>
Erläuterungen und Hintergründe
(1) Die bis zu dieser Stelle (1)
wörtlich zitierten 9 Worte sind völlig aus dem Zusammenhang gerissen.
In diesem Teilabschnitt des Autors Ulrich von Lampen geht es eigentlich
um die verschiedenen Modelle zur Novellierung des Stromeinspeisungsgesetzes,
insbesonderei um das IWR-Nachfrageimpulsmodell
und um die Nachteile des englischen NFFO-Modells, wie diese im Herbstgutachten
1998/99. Zur Lage der Wind- und Solarenergienutzung in Deutschland
beschrieben wurden. Hier heißt es dazu im Originaltext (die im Capital-Artikel
zitierten Worte sind fett markiert):
"In diesem durch das Ringen um die beste Ausgangsposition gekennzeichneten
Spannungsfeld werden nationale Modifizierungsvorschläge zur Förderung
regenerativer Energien gegenwärtig vor allem auf der Grundlage staatlicher
Instrumente (Steuern bzw. Abgaben) oder auf der Basis einer lediglich zwischen
den Energieträgern ausgerichteten Wettbewerbsfähigkeit diskutiert.
So wird beispielsweise in Anlehnung an die auf den brancheninternen Wettbewerb
beruhenden Versteigerungsverfahren der britischen NFFO-Runden (NFFO = Non
Fossil Fuel Obligation) eine kontingentierte Leistungsabnahme regenerativer
Energien favorisiert [9]. Dieses nachfrageorientierte Modell verschärft
zwar den brancheninternen Wettbewerb und ermöglicht vergleichsweise
geringere Windstromerzeugungskosten, gleichwohl wird kritisch auf eine
Reihe von Nachteilen des Modells hingewiesen. So basiert die externe Festlegung
über die Art und Höhe der Mengenkontingente keineswegs auf dem
marktwirtschaftlichen Prinzip zwischen Anbietern und Nachfragern, sondern
konserviert auf dem regenerativen Strommarkt die staatliche Ausübung
der Nachfragefunktion. Des weiteren zeigen die britischen Erfahrungen,
daß bei jeder Tranche nur die exzellenten Standorte und Lagen mit
den höchsten Windgeschwindigkeiten im Wettbewerb miteinander konkurrieren.
Letztendlich konnte sich in Großbritannien im Unterschied zu Deutschland
und Dänemark unter den Bedingungen des NFFO-Modells keine eigene,
nennenswerte Herstellerindustrie entwickeln. Die langen Zeiträume
der Inaktivität zwischen den Ausschreibungen führen dazu, daß
die fast ausschließlich ausländischen WEA-Anbieter Großbritannien
als reinen Absatzmarkt ansehen, aufgrund der Serienfertigung gewisse Chargen
teilweise bis auf Grenzkostenbasis anbieten und so potentiellen
nationalen Anbietern keine Entwicklungschancen geben."
(2) ... und formuliert die grüne Transrapid-Ideologie
In einem Telefongespräch zwischen dem Autor des Capital-Beitrages
und dem IWR hat IWR-Leiter Dr. Norbert Allnoch die industriewirtschaftlichen
Aspekte der regenerativen Energietechnologien beschrieben und die politisch-neutrale
IWR-Sichtweise dargestellt. Danach gilt es aus IWR-Sicht, in Deutschland
neue und zukunftsfähige Technologien (ob Transrapid, Windenergieanlage
oder Solarzelle) nicht nur zu entwickeln, sondern auch die Voraussetzungen
für eine Serienanwendung und die anschließende weltweite Vermarktung
zu schaffen. Dazu ist neben der technologischen Entwicklung ein heimischer
Demonstrations- und Anwendungsmarkt erforderlich, damit diese Produkte
anschließend auch exportiert werden können. Dies gilt für
den Transrapid gleichermaßen wie für Windenergieanlagen
oder Solarzellen. Es kann nach IWR-Auffassung nicht sein, daß wie
bei Computern, Faxgeräten, etc. zunächst die Grundlagenentwicklung
von neuen Techniken in Deutschland erfolgt, die wirtschaftliche Anwendung
und Umsetzung aber in anderen Ländern vorgenommen wird und dieselben
Produkte anschließend wieder importiert werden.
(3) ...Nur durch die milliardenschwere Subventionierung
konnte sich in Deutschland "eine nennenswerte Herstellerindustrie entwickeln".
Sie zählt exakt 1650 Beschäftigte
Auch diese Sätze sind völlig aus dem Zusammenhang gerissen
und der Inhalt wird verkürzt dargestellt. Im Original aus dem Herbstgutachten
liest sich das so:
... "Mit der guten Anlagenkonjunktur ist eine wachsende Beschäftigungszahl
im Anlagen- und Komponentenbau sowie dem Dienstleistungssektor verbunden.
In diesem Jahr steigt die Zahl der bei den WEA-Herstellern im Inland direkt
Beschäftigten von 1.250 (1997) auf rd. 1.650 erstmals seit zwei
Jahren wieder an, während in Dänemark ein seit 1993 kontinuierlich
positiver
Beschäftigungstrend zu beobachten ist (Bild 2). Legt man ein
ähnliches Verhältnis von direkt zu indirekt Beschäftigten
von etwa 1: 4 zugrunde, so entfallen in Deutschland mittlerweile über
8.000 Arbeitsplätze auf die nationale Windindustrie. Zusätzlich
ist noch die derzeit unbekannte Anzahl an Arbeitsplätzen einzubeziehen,
die aufgrund der direkten Zulieferung von Komponenten an ausländische
Hersteller entstanden sind.
Bild 2: Die Beschäftigungsentwicklung
in der deutschen und dänischen Windindustrie "
Fazit
Wenn alle Beiträge in der Zeitschrift Capital derartig einseitig
dargestellt werden wie in diesem Artikel, kann man erhebliche Zweifel an
der Sachlichkeit und Ausgewogenheit anmelden. Das Urteil darüber kann
sich jeder Leser allerdings am besten selber bilden. (iwr)
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