25.03.2013, 14:42 Uhr

Globale Energieversorgung: Gehen Kohle, Öl, Gas und Uran schon früher zur Neige?

Berlin - Die globale Versorgungslage mit fossilen und atomaren Rohstoffen ist entgegen den in der Öffentlichkeit kommunizierten Prognosen sehr angespannt. Dies zeigen die Ergebnisse einer neuen wissenschaftlichen Studie im Auftrag der Energy Watch Group (EWG) zur zukünftigen Ressourcenverfügbarkeit. Die Studie enthält ein weltweites Versorgungsszenario mit fossilen und nuklearen Brennstoffen bis 2030. Die Analysen in der Studie belegten, dass billige und bisher reichlich vorhandene fossile Energieträger zu Ende gehen. Neben Erdöl wurde auch die Verfügbarkeit von Erdgas, Kohle sowie die Situation der Uranversorgung für die Nutzung der Kernenergie untersucht.

Fördermaximum bei Kohle und Gas 2020 erreicht

Der Studie zufolge ist es sehr wahrscheinlich, dass um das Jahr 2030 die weltweite Erdölförderung um etwa 40 Prozent gegenüber 2012 zurückgehen werde. Sowohl Erdgas- als auch die Kohleförderung würden vermutlich um das Jahr 2020 das Fördermaximum erreichen. Allein China’s Kohlebedarf wachse bereits jetzt schneller als die heimische Förderung. Die künftige Versorgung des internationalen Kohlemarktes werde vor allem von der Entwicklung in Australien und Indonesien abhängen. Beim Gas wird die Lage ähnlich eingeschätzt. Die Gasförderung in den USA werde um 2030 deutlich unter dem heutigen Niveau liegen. Dabei komme hinzu, dass neue Fördertechnologien wie Fracking umstritten und in den meisten Fällen von schlechterer Qualität seien. Auch die Gasförderung der größten Felder in Russland sei bereits im Rückgang.

Fell: "Werden schnell an unsere Grenzen stoßen"

Laut Werner Zittel, Autor der Studie, stehe die Welt damit am Scheideweg seiner Energieversorgung. "Politik, Wirtschaft und Verbraucher müssen verstehen, dass wir jetzt Maßnahmen ergreifen müssen, um zukünftige Versorgungsengpässe zu vermeiden.", so Zittel. Der Initiator der Energy Watch Group, Hans-Josef Fell (Bündnis 90/ Grüne), geht davon aus, dass "spätestens der bald erwartete Rückgang der weltweiten Erdölförderung zu deutlichen Versorgungsproblemen führen wird. Über ein oder zwei Jahrzehnte betrachtet wird der Rückgang so groß werden, dass er nicht durch eine Substitution mit Erdgas und Kohle ausgeglichen werden kann. Auch die Kernenergie wird keinen wesentlichen Einfluss auf die zukünftige Energieversorgung haben. Wir werden schnell an unsere Grenzen stoßen."

Über die Energy Watch Group

Die EWG ist ein internationales Netzwerk von Wissenschaftlern und Parlamentariern. Dieses Projekt wird unterstützt durch die Ludwig-Bölkow-Stiftung und die Reiner Lemoine Stiftung. Die Energy Watch Group beauftragt Wissenschaftler mit der Erstellung von Studien und Analysen unabhängig von politischer oder ökonomischer Einflussnahme. Themen sind unter anderem die Verknappung fossiler und nuklearer Energieträger sowie Strategien zur Sicherung einer langfristig stabilen Energieversorgung zu annehmbaren Preisen. Die Wissenschaftler sammeln und analysieren nicht nur ökologische, sondern vor allem auch ökonomische und technologische Zusammenhänge.


Grafik: Entwicklung der Ölförderung in der Nordsee (1971 - 2011)

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