17.01.2014, 08:11 Uhr

Strompreise für Großkunden bis 2020 unter vier Cent je kWh

Münster – An der Strombörse EEX in Leipzig bewegen sich die Future-Preise für Elektrizität bis zum Lieferjahr 2020 auf einem Niveau von weniger als vier Cent pro Kilowattstunde (kWh). Trotz Energiewende und der weiteren Abschaltung von Atomkraftwerken in den kommenden Jahren ist der Future-Preis in Deutschland damit so günstig wie seit ca. acht Jahren nicht mehr.

Von diesen günstigen Preisen profitieren insbesondere Strom-Großabnehmer. Dies ist auch am VIK-Strompreisindex abzulesen. Dieser Index wird vom Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e.V. (VIK) herausgegeben und zeigt ebenfalls, dass die Mittelspannungskunden aus Industrie und Gewerbe derzeit von günstigen Preisen profitieren.

Strompreise: Terminmarktpreise tauchen 2013 erstmals unter 4-Cent-Marke ab

Die Terminmarktpreise für Grundlast-Strom haben im Jahr 2013 weiter kräftig nachgegeben und dabei die Marke von vier Cent je kWh unterschritten. Dabei mussten die Großkunden im Januar 2013 noch deutlich tiefer in die Tasche greifen als im Dezember. Der mittlere Preis für Strom zur Lieferung im Jahr 2014 lag im Monat Januar bei 4,31 Cent/kWh. Doch bereits im Mai tauchte dieser mittlere Monatspreis erstmals unter die 4-Cent-Grenze. Im Dezember betrug das Monatsmittel schließlich nur noch 3,69 Cent/kWh. Seit Anfang 2014 ist auch der Strom für das Jahr 2020 handelbar. Wie sich zeigt, bewegen sich aktuell sämtliche Preise für Strom in den kommenden sechs Jahren unter dieser 4-Cent-Schwelle. Dabei spielt für die Marktteilnehmer offenbar keine Rolle, dass im Rahmen der Energiewende in Deutschland bis zum Jahr 2020 noch drei Kernkraftwerke (Grafenrheinfeld, Gundremmingen B und Philippsburg) abgeschaltet werden. Der aktuelle Preis für eine kWh Strom im Jahreskontrakt für das Jahr 2020 notiert bei 3,84 Cent/kWh (Abrechnungspreis vom 15.01.2014, Daten: EEX).

VIK-Index ebenfalls auf dem Niveau von 2005

Der Strompreisindex des Energiefachverbands der Industrie VIK bestätigt das derzeit günstige Strompreis-Niveau. Der VIK-Index für Mittelspannungskunden aus Industrie und Gewerbe bewegt sich derzeit bei 136,7 Punkten und damit in etwa auf dem Niveau von 2005. Zwischenzeitlich war der Index deutlich angestiegen und markierte im Jahr 2008 bei über 230 Punkten seinen bisherigen Höchststand.

Niedrige Strom-Einkaufspreise kommen beim Verbraucher nicht an

Während die großen Stromkunden aus Industrie und Gewerbe also von günstigen Preisen profitieren, kommt davon bei den privaten Endkunden und den gewerblichen Kleinverbrauchern wenig an. Im Gegenteil: Diese Kundengruppen sind gerade zum Jahreswechsel wieder mit steigenden Strompreisen konfrontiert worden. Ursachen für dieses Missverhältnis liegen u.a. im Vermarktungsmechanismus nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG).

Dieser sorgt dafür, dass der EEG-Strom an den Börsen vermarktet werden muss und dort für sinkende Preise sorgt. Gleichzeitig lässt er den Finanzierungsbedarf durch die EEG-Umlage steigen, weil die Einnahmenseite belastet wird. Zudem werden bei der EEG-Umlage immer mehr große Industrieunternehmen von der Zahlungspflicht befreit, so dass die Kleinverbraucher noch stärker belastet werden. Es wartet also eine Menge Arbeit auf Energieminister Sigmar Gabriel hinsichtlich der angekündigten EEG-Reform.

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Zum VIK-Strompreis-Index (Webseite des VIK)


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