06.02.2014, 15:51 Uhr

Zu teuer: RWE mottet hochmodernes Gaskraftwerk ein

Essen – Ein hochmodernes Gaskraftwerk in den Niederlanden wird abgeschaltet. Der Grund: Der Betrieb rechnet sich bei den aktuell niedrigen Strompreisen an der Börse nicht mehr.

Die Schuld schiebt der Betreiber RWE der Energiewende zu. Aufgrund der erneuerbaren Energien sei der Strom derzeit so günstig, dass sich ein Gaskraftwerk finanziell nicht auszahlt. Der wahre Grund liegt jedoch woanders.

Deutscher Braunkohlestrom ersetzt Strom aus Gas auch in den Niederlanden

RWE wird das niederländische Gaskraftwerk Claus C ab dem 1. Juli 2014 konservieren. Das Kraftwerk steht ab dann dem Strommarkt planmäßig bis auf Weiteres nicht mehr zur Verfügung. Als Grund gibt der Essener Stromversorger an, dass vermehrt deutscher Strom aus erneuerbaren Energien ins niederländische Stromnetz gespeist wird. Das drücke dort den Preis, so dass Strom aus Gaskraftwerken nicht mehr konkurrenzfähig sei.

Tatsächlich sind die Strompreise an der Börse gesunken. Grund ist nicht zuletzt die günstige Überproduktion aus heimischer Braunkohle in Deutschland, die auf Rekordniveau gestiegen ist. Auch die gesunkenen Weltmarktpreise für Kohle machen es finanziell rentabler, die klimaschädliche Importkohle zu verheizen, als auf emissionsarme Alternativen wie Gas zu setzen. Infolge dessen steigt die Produktion aus Braunkohle und bei sinkendem Verbrauch in Deutschland erhöht sich der Stromexport ins Ausland. Auch sehr günstige CO2-Emissions-Zertifikate und EEG-Befreiungen für viele Braunkohle-Verstromer befeuern den derzeitigen Boom. 2013 ist das zweite Jahr in Folge, in dem Versorger die Verstromung aus Kohle hochgefahren haben.

Braunkohle-Stromerzeugung in Deutschland so hoch wie seit 20 Jahren nicht mehr

Die Stromerzeugung aus Braunkohle ist nach den vorläufigen Zahlen der AG Energiebilanzen im Jahr 2013 auf 162 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) angestiegen (2012: 160,7 Mrd. kWh). Das ist der höchste Stand seit dem Jahr 1990, als noch viele DDR-Kraftwerke liefen und insgesamt 170,9 Mrd. kWh Strom aus Braunkohle erzeugt wurden. Die Stromproduktion aus Steinkohle hat sich in 2013 um 6,5 Prozent auf 124 Mrd. kWh erhöht (2012: 116,4 Mrd. kWh). Das ist immerhin der höchste Stand seit fünf Jahren.

Gaskraftwerk bleibt auf "Stand-by"

Claus C ist ein flexibles Gas- und Dampfturbinenkraftwerk am Standort Essent in Maasbracht im Südosten der Niederlande. Das Kraftwerk verfügt über eine Kapazität von 1.300 Megawatt (MW) und einen Wirkungsgrad von 59 Prozent. Im Vergleich zum Vorgänger-Kraftwerk Claus B weist Claus C 40 Prozent niedrigere CO2-Emissionswerte auf. RWE erwartet, dass Gaskraftwerke im künftigen europäischen Energiemix eine wichtige Rolle spielen werden. So lange bleibt Claus C eingemottet und wartet auf den Wieder-Einsatz. Das Kraftwerk könnte dann zum Einsatz kommen, wenn das Backloading funktioniert und die Produktion aus Braunkohle dann zu teuer wird. So behält sich RWE alle Kraftwerks-Optionen offen.

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