22.05.2014, 17:27 Uhr

Eine Vision wird real: 100 Prozent erneuerbarer Strom in Schleswig-Holstein

Kiel – Schleswig-Holstein wird als erstes Bundesland so viel Strom aus erneuerbaren Energiequellen gewinnen, dass damit der Bruttostrombedarf im Küstenland komplett gedeckt werden kann. Doch damit nicht genug: Für die nächsten Jahre wird sogar erwartet, dass im Norden Deutschlands dreimal so viel Strom aus Erneuerbaren erzeugt wie verbraucht wird.

Damit erfüllt sich im Strombereich in Schleswig-Holstein eine Vision, wie sie von vielen Pionieren der Regenerativen Energiewirtschaft lange Zeit verfolgt wurde. Die Prognose für die nächsten Jahre fällt besonders im Bereich der Windenergie überraschend dynamisch aus. Schleswig-Holstein entwickelt sich zudem zu einem wichtigen Energie-Knotenpunkt in Nordeuropa.

Strombedarf rechnerisch zu 100 Prozent durch Erneuerbare gedeckt

Wie das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Schleswig-Holstein mitteilt mit, kann der der komplette Stromverbrauch Schleswig-Holsteins aktuellen Berechnungen zufolge alleine aus Sonnen-, Wind- und Bioenergie gedeckt werden kann. "Wenn das Windjahr mindestens durchschnittlich wird, können wir mit den 2014 installierten Anlagen die 100-Prozent-Marke erreichen. Dann sind wir im Strombereich zumindest rechnerisch voll mit erneuerbarer Energie versorgt", sagte der Energiewendeminister Robert Habeck (Grüne). Bereits im vergangenen Jahr soll der Anteil von grünem Strom bei 90 Prozent gelegen haben, zeigt eine Hochrechnung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW).

Erneuerbare Energien decken zukünftig 300 Prozent des Bruttostromverbrauchs

Voraussichtlich werden in diesem Jahr Windenergieanlagen mit einer Leistung von 1.100 Megawatt (MW) neu installiert. Diese konsequente Energiewendestrategie möchte Schleswig-Holstein beibehalten. Habeck rechnet aufgrund einer Potenzialanalyse, die das Ministerium in Auftrag gegeben hatte, damit, dass in den nächsten zehn Jahren der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch sogar auf 300 Prozent steigt. Basierend auf der Potenzialuntersuchung berechnet das Ministerium die Ausbauerwartung für erneuerbare Energien in den nächsten Jahren: Laut den Berechnungen werden bis 2025 erneuerbare Energien mit einer Leistung von 16.300 bis 16.600 MW installiert. Vor allem wird ein kräftiger Zubau von Windenergie an Land erwartet. Der Onshore Ausbau soll schwerpunktmäßig in den nächsten fünf Jahren stattfinden. Das Ministerium erwarte bis 2025, über 10.500 MW an installierter Windenergie-Leistung zu verfügen. "Wir haben als Land zwischen den Meeren extrem gute Windstandorte. Das ist Schleswig-Holsteins Kapital", sagte Habeck. Bei der Solarenergie wird eine installierte Leistung von 2.500 bis 2.900 MW erwartet. Lediglich die Stromerzeugung aus Biomasseanlagen soll nur geringfügig steigen.

Schleswig-Holstein als Energiedrehscheibe in Nordeuropa

Aus der Studie nimmt das Ministerium auch die Grundlagen für die Netzausbauplanungen. "Die Daten zeigen, dass die Planungen auf einem guten Weg sind. Es muss immer gelten: So viel Netzausbau wie nötig, so wenig wie möglich", betont Habeck. Dadurch, dass die Stromleitung zwischen den skandinavischen Speicherkraftwerken und den süddeutschen Verbraucherzentren ausgebaut werden, entwickle sich Schleswig-Holstein zu einer „Energiedrehscheibe“ in Nordeuropa. Der nächste Schritt sei nun, diesem Knotenpunkt Flexibilität wie ein dynamisches Lastmanagement zu geben.

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