12.09.2014, 11:46 Uhr

NRW will Bioenergie-Politik neu ausrichten

Düsseldorf - In Nordrhein-Westfalen sollen Rest- und Abfallstoffe wie Gülle, Bioabfall und Altholz zukünftig verstärkt zum Einsatz kommen. Das Umweltministerium des Landes hat eine Potenzialstudie vorgelegt, die die Grundlage zur Erstellung einer neuen Bioenergie-Strategie bilden soll. Jetzt will das bevölkerungsreichste Bundesland bei der Bioenergie-Nutzung Vollgas geben.

Die NRW-Landesregierung will die Bioenergie-Politik des Landes neu ausrichten. Grundlage ist die jetzt vorgestellte NRW-Potentialstudie zur Bioenergie. Danach ist vorgesehen, beispielsweise den Einsatz von Mais als Energiepflanze deutlich zu reduzieren und verstärkt auf Rest- und Abfallstoffe zu setzen. Geplant ist auch, dass neue, effizientere Technologien stärker unterstützt werden. Die Anreize sollen so ausgestaltet werden, dass der Ausbau der Bioenergie in Nordrhein-Westfalen qualitativ und nachhaltig erfolgt.

Remmel: NRW ist das Land der Zukunftsenergien

Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) betonte, dass die Windenergie weiterhin die tragende Säule der Energiewende ‚made in NRW’ bleiben werde. Doch er sieht auch bei der Bioenergie unausgeschöpfte Potenziale. Das geht laut NRW-Klimaschutz- und Umweltministerium aus der dritten Potenzialstudie über den Einsatz regenerativer Energien in NRW hervor, die sich speziell der Nutzung von Bionergie widmet.

„NRW ist das Land der Zukunftsenergien“, sagte Minister Remmel. „Bis 2025 wollen wir rund 30 Prozent des Stroms in NRW aus Erneuerbaren Energien produzieren. Das Potenzial ist da, das haben bereits die Studien zu Wind und Sonne gezeigt. Auch die Biomasse kann hier ihren Beitrag leisten. Dabei steht der qualitative Ausbau der Bioenergie für uns im Vordergrund; Naturverträglichkeit, Effizienzsteigerung und Nachhaltigkeit haben für uns Priorität.“

Hochwertige und mehrstufige Nutzung der Biomasse

So sollen zum Beispiel Rest- und Abfallstoffe wie Gülle, Bioabfall oder Altholz verstärkt genutzt werden. Remmel erklärte, dass der Abfall von heute der Rohstoff von morgen sei. Jetzt müsse man daran arbeiten, diese Rohstoffquellen sinnvoll einzusetzen. Im Fokus steht dabei eine qualitativ hochwertige Nutzung der Biomasse durch mehrstufige Verwendung der Stoffe (Kaskadennutzung).

Enorme Bioenergie-Potenziale bei Strom und Wärme in NRW

Nach Berechnungen des Landesumweltamtes (LANUV), das die landesweite Potenzial-Studie erstellt hat, weist das NRW-Leitszenario unter den möglichen Rahmenbedingungen ein technisch machbares Biomasse-Potenzial von bis zu 31,9 Milliarden Kilowattstunden (kWh) pro Jahr aus. Davon entfallen demnach etwa 8,4 Mrd. kWh auf Strom und 23,5 Mrd. kWh auf Wärme.

Damit könnten jährlich etwa 28 Prozent aller NRW-Haushalte mit Strom und rund 17 Prozent mit Wärme versorgt werden. „Bei der Energiewende reden wir viel zu viel über Strom und zu wenig über Wärme. Die Studie zur Biomasse zeigt, dass gerade in diesem Bereich noch schlummernde Potenziale liegen“, erklärte Remmel.

NRW-Biomasseaktionsplan wird aktualisiert

Zur Bedeutung der Biomasse für die Energiewende sagte Minister Remmel: „Die Bioenergie wird nah am Verbrauchsort erzeugt – das ermöglicht vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern die Teilhabe an der Energiewende ‚made in NRW’.“ Während die Erzeugung von Energie aus Wind und Sonne immer wetterabhängig sein wird, kann durch Biomasse Energie dann erzeugt werden, wenn sie gebraucht wird. So können diese Anlagen einen wichtigen Beitrag zur Stromnetzstabilität leisten.

Die Ergebnisse der Potenzialstudie sind im Fachinformationssystem Bioenergieatlas NRW der Energieagentur.NRW und im Energieatlas NRW des Landesumweltamtes öffentlich zugänglich. Die Landesregierung startet nun mit der Aktualisierung des Biomasseaktionsplans. In Fachgesprächen mit der Branche, Wirtschaft und Wissenschaft werden die Maßnahmen zur Hebung der Potenziale unter Abwägung der vielfältigen Interessen und den Bedingungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) erarbeitet. Remmel: „Weltweit steigen die Investitionen in Erneuerbare Energien und erreichen inzwischen dreistellige Milliarden-Beträge. Wir müssen uns entscheiden: Wollen wir dabei sein oder wollen wir das Wachstum irgendwo anders stattfinden lassen?“

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