02.12.2014, 11:12 Uhr

Warum die E.ON-Aufspaltung Sinn macht

Münster - Die E.ON-Aufspaltung in zwei getrennte Gesellschaften schlägt hohe Wellen. Vor allem die Abschiebung der konventionellen Energien und der Atomkraftwerke in eine neue Gesellschaft lässt Befürchtungen aufkommen, dass letztendlich der Steuerzahler für die AKW-Entsorgung zur Kasse gebeten wird. Doch könnte ein ganz anders Kalkül hinter der Aufspaltung stehen.

Die Gründe für die E.ON Aufspaltung in zwei Unternehmen scheinen klar: ein "grünes" und sauberes Unternehmen E.ON SE mit erneuerbaren Energien, Stromnetzen und Kundenlösungen und ein neues Unternehmen als Bad Bank für die konventionelle Energieversorgung und die Atomkraftwerke. Die Aufspaltung könnte aber auch Folge der Aktionärs-Interessen und -kultur sein, denn auch auf der Investorenseite prallen verschiedene Welten aufeinander.

E.ON an der Börse mit knapp 30 Milliarden Euro bewertet

Der Düsseldorfer Energieversorger E.ON wird aktuell an der Börse mit rd. 30 Milliarden Euro bewertet (Marktkapitalisierung), aufgebracht von den E.ON-Kunden. Selbst eine Abspaltung einer Gesellschaft wird sehr wahrscheinlich dazu führen, dass die alte und die neue Aktiengesellschaft im DAX vertreten sein werden. Die DAX-Unternehmen mit der geringsten Marktkapitalisierung sind derzeit K&S mit aktuell 4,6 Mrd. Euro und Lanxess mit 3,6 Mrd. Euro. Die Marktkapitalisierung als das wichtigste Kriterium für eine DAX-Aufnahme dürfte für die neue E.ON-Gesellschaft deutlich höher liegen als die der aktuell Letztplatzierten Lanxess oder K&S.

E.ON SE öffnet sich für neue Investorengruppen

Aktiengesellschaften gehören den Aktionären bzw. Investoren. Allerdings dürfen sich viele Fonds und Beteiligungsgesellschaften aus ökologischen oder ethischen Satzungsgründen nicht an Unternehmen beteiligen, die beispielsweise Atomkraftwerke betreiben. "Mit der E.ON-Aufspaltung in zwei Gesellschaften erschließt sich die alte E.ON SE neue strategische und zukunftsorientierte Investoren, die bisher nicht erreicht wurden," so IWR-Direktor Dr. Norbert Allnoch in Münster. Gleichzeitig können in der neuen Gesellschaft mit der konventionellen Energieversorgung die bisherigen Investoren gebunden werden. Allnoch: "Das ist ein Spagat mit offenem Ausgang." Die Ratingagenturen werden zudem die bereinigte E.ON SE wegen des geringeren Risikos besser bewerten als die neue konventionelle Gesellschaft mit den risikobehafteten Atomkraftwerken und Explorationsgeschäften, so Allnoch.

Sorge um AKW-Rückstellungen

E.ON hat Rückstellungen für den Abbau der Atomkraftwerke in Höhe von 14,5 Mrd. Euro gebildet. Die AKW-Rückstellungen dürften auf die neue Gesellschaft übertragen werden. Rückstellungen sind in der Bilanz solche Verbindlichkeiten, deren Höhe noch nicht genau feststehen. Niemand weiß derzeit, wie teuer der AKW-Rückbau tatsächlich wird. Den Gegenwert der Rückstellungen auf der Aktivseite der Bilanz bildet u.a. der konventionelle Kraftwerkspark. Entscheidend für die Finanzierung des AKW-Rückbaus wird daher auch die zukünftige Werthaltigkeit der konventionellen Kraftwerke sein. Fazit: In der neuen Gesellschaft werden die Assets mit dem höheren Risiko gebündelt, welche der beiden Gesellschaften tatsächlich profitabler ist, bleibt abzuwarten.

Quelle: IWR Online
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