27.04.2015, 11:50 Uhr

Braunkohle bringt tausende Menschen auf die Straße

Münster – Die Braunkohle hat die Menschen in Deutschland am Wochenende bewegt. Befürworter der neuen Pläne von Energieminister Gabriel (SPD), nach denen der Betrieb älterer und emissionsstarker Kraftwerke erschwert werden soll, demonstrierten im Westen der Republik. Zudem gingen im Osten die Kritiker dieser Pläne aus Angst vor dem Abbau von Braunkohle- Arbeitsplätzen auf die Straßen.

Mit seinen neuen CO2-Einsparplänen für ältere Kohlekraftwerke, die auch unter dem Stichwort Klimaabgabe firmieren, hat Gabriel die Energiebranche und Deutschland offenbar in zwei Lager geteilt. Der Energieminister will durch neue Auflagen zusätzliche 22 Millionen Tonnen CO2 bei den Kraftwerken einsparen, um die Klimaziele der Bundesregierung einzuhalten. Die Braunkohleindustrie fürchtet dadurch massiven Stellenabbau, weil inbesondere ältere Braunkohlekraftwerke betroffen wären. Befürworter sehen darin einen Schritt in die richtige Richtung. Insgesamt haben über 20.000 Menschen demonstriert

Energiewende ohne Gefahr für Arbeitsplätze

Am Samstag dem 24. April kam es in Deutschland gleich zu zwei Braunkohle-Demonstrationen. Die erste Demonstration fand in Berlin statt. Dort zogen etwa 15.000 Gegner der neuen Pläne Gabriels vom Ministerium für Wirtschaft und Energie hin zum Kanzleramt um ihren Unmut kund zu tun. Veranstaltet wurde dieser Demonstrationszug von der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie in Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft Verdi. Mit dabei waren aber nicht nur besorgte Arbeitnehmer sondern auch Politiker. Redner waren unter anderem Minister der Länder Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Sachsen. Motto der Veranstaltung war: „Gegen Massenentlassungen und für soziale Sicherheit“. Verdi sieht bis zu 100.000 Arbeitsplätze durch die neue Klimaabgabe für ältere Kraftwerke in Gefahr „Wir kämpfen für eine sozial gerechte Energiewende, für Wachstum und gute Arbeit“, sagte IG-BCE-Vorsitzender Michael Vassiliadis, „die Energiewende kann nur gelingen, wenn wir den Umstieg auf erneuerbare Energien mit wirtschaftlichem Wachstum und einem Zuwachs an Arbeitsplätzen verbinden“. Eine Analyse des Umweltbundesamtes beziffert die in Gefahr befindlichen Arbeitsplätze in der Braunkohleindustrie lediglich auf 4.700.

Sukzessiver Ausstieg aus der Kohleverstromung

Im Gegenzug kam es am selben Tag im rheinischen Revier um den Braunkohletagebau Garzweiler II im Westen der Republik zu einer Anti-Kohle-Kette. Dort fanden ca. 6.000 Menschen zusammen, um gegen die Kohleindustrie und für einen geordneten Ausstieg aus der Kohleverstromung zu demonstrieren. Zu dem Protest „Hand in Hand“ haben Greenpeace, BUND und andere Umwelt- und Entwicklungsorganisationen aufgerufen. Mit Blick auf die zeitgleich für Berlin angekündigten Proteste der Gewerkschaften IGBCE und Verdi sagt Greenpeace-Energieexpertin Susanne Neubronner: "Die Chefs der Gewerkschaften IGBCE und Verdi missbrauchen die berechtigten Arbeitsplatzsorgen ihrer Mitglieder. Statt den unausweichlichen Strukturwandel weg von der Kohle hin zu den Erneuerbaren aktiv zu gestalten und den Mitgliedern eine langfristige Zukunft zu eröffnen, klammern sich Michael Vassiliadis und Frank Bsirske an die Kohle. Doch Kohle ist von gestern: Die Zukunft ist erneuerbar." Die Veranstalter appellieren im Vorfeld des Weltklimagipfels in Paris an die Bundesregierung, den Klimaschutz entschlossen voranzubringen. Neben dem schrittweisen Abschied von fossilen Energien müssten die regenerative Energieerzeugung sowie die Förderung von Energieeffizienz und Energieeinsparung im Mittelpunkt der Politik stehen.

Quelle: IWR Online
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