29.09.2015, 08:42 Uhr

Energieforscher fordern Technologiemix für die Wärmewende

Berlin – Deutsche Energieforscher haben ihre wichtigsten Forderungen für eine Energiewende im Wärmemarkt aufgelistet. Neben einer besseren Politik zu Markteinführung erneuerbarer Energietechnologien und mehr Geld für die Forschungsförderung betonen sie auch die Notwendigkeit eines Technologiemixes.

Wie der Forschungsverbund Erneuerbare Energien (FVEE) in einem aktuellen Positionspapier erläutert, benötigen verschiedene Anwendungssituationen unterschiedliche Heiztechniken. Daher sei eine Politik falsch, die sich nur auf eine einzelne Technologie fokussiert. Zudem fordern die Forscher auch im Wärmesektor eine stärkere systemische Betrachtung.

Stryi-Hipp: Energiewende gelingt nur mit Wärmewende

Gerhard Stryi-Hipp vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE und Leiter des zuständigen Fachausschusses des FVEE stellte fest: „Die Energiewende wird nur mit einer Wärmewende gelingen. Die Wärme macht 58 Prozent des Endenergiebedarfs aus, wobei heute erst 11 Prozent davon mit erneuerbaren Energien gedeckt werden.“ Daher benötige man sowohl eine entschiedenere Markteinführungspolitik für erneuerbare Energien und Effizienzmaßnahmen, als auch eine deutlich erhöhte Forschungsförderung, um das große Innovationspotenzial in den Wärmetechnologien zu heben.

Das Positionspapier „Erneuerbare Energie im Wärmesektor – Aufgaben, Empfehlungen und Perspektiven“ analysiert den Wärmemarkt und stellt mögliche Lösungsansätze im Bereich der regenerativen Technologien wie Solarthermie, Biomasse, Wärmepumpen und Tiefengeothermie vor. Kraft-Wärme-Kopplung, Wärmespeicher, Heizen mit erneuerbarem Strom sowie Wärmenetze und kommunale Wärmepläne spielen ebenfalls eine Rolle.

Wärmewende hinkt aus verschiedenen Gründen hinterher

Eine optimierte nachhaltige Wärmeversorgung hänge dabei auch von der Ausgestaltung des Strom- und Mobilitätssektors ab. Daher bedarf der Wärmesektor einer verstärkt systemischen Betrachtung, so der FVEE. Prof. Daniela Thrän vom Deutschen Biomasseforschungszentrum und vom Helmholtz Zentrum für Umweltforschung erklärt: „Die Sektoren wirken immer mehr zusammen durch Technologien wie KWK, Wärmepumpen oder Power to Heat. Eine Bewertung einzelner Technologien ohne Beachtung ihrer Rolle im Gesamtsystem wäre nicht zielführend. Wir brauchen deshalb ein integriertes Energiekonzept für Strom, Wärme und Kälte sowie Mobilität.“

Trotz großer Potenziale und Anstrengungen von Politik und Wärmebranche in den Bereichen Effizienz und erneuerbare Energien seien bei der Wärmewende in den letzten Jahren kaum Fortschritte zu verzeichnen. Gründe hierfür werden u.a. in der hohen Heterogenität von eingesetzten Heiztechnologien und Anlagengrößen, von Gebäudetypen sowie von Eigentümern und Betreibern gesehen. Außerdem zeichne sich der Wärmemarkt durch eine höhere Komplexität im Vergleich zum Strommarkt aus. Zudem reduzierten die Abhängigkeit von global geprägten fossilen Energiepreisen sowie die sozialen Aspekte der Wärmeversorgung die Handlungsspielräume der Politik.

Politik muss der Komplexität des Wärmesektors gerecht werden

Da die verschiedenen Anwendungssituationen unterschiedliche Heiztechniken benötigen, erfordert die Wärmewende einen Technologiemix. Stryi-Hipp bekräftigt: „Jede Politik für den Wärmesektor, die nur auf eine einzelne Technologie fokussiert, ist falsch. Wir benötigen eine systemische Herangehensweise, die der Komplexität des Wärmesektors gerecht wird. Auf Basis einer fundierten Bewertung aller verfügbaren Komponenten – von der effizienten Gebäudehülle über die erneuerbare Wärmebereitstellung bis zur Wärmeerzeugung mit Strom – muss der optimierte Mix für alle räumlichen Ebenen sowie für die jeweiligen Investoren und Rahmenbedingungen gefunden werden.“

Quelle: IWR Online

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