28.01.2016, 11:58 Uhr

Kernfusions-Forschung: Merkel soll Wasserstoff-Plasma einschalten

Karlsruhe - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) soll Anfang Februar 2016 das erste Wasserstoff-Plasma an der Fusionsforschungsanlage Wendelstein 7-X in Greifswald einschalten. Damit beginnt der eigentliche wissenschaftliche Betrieb der 370 Millionen Euro teuren Anlage in Mecklenburg-Vorpommern.

Es handelt sich um die größte und modernste Fusionsanlage vom Typ Stellarator. Ziel der Fusionsforschung ist es, ähnlich wie die Sonne, aus der Verschmelzung von Atomkernen Energie zu gewinnen. Ende 2015 war es in der Anlage erstmals gelungen, Helium-Plasma zu erzeugen. Beim offiziellen Start für das Wasserstoff-Plasma am 3. Februar kann sich Diplomphysikerin Merkel ein genaues Bild über den Stand der Forschungen zur Kernfusion machen.

Meilenstein für das deutsche Fusionsprogramm

Hauptverantwortlich für Wendelstein 7-X ist das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) aus Garching bei München mit seinem Teilinstitut in Greifswald. Zudem tragen Experten des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) an zahlreichen Stellen zur Fusionsforschung bei Wendelstein 7-X bei. Klaus Hesch, Sprecher des Programms Kernfusion am KIT, erklärte: „Wir gratulieren den Kollegen in Greifswald ganz herzlich zu diesem Erfolg – das ist ein äußerst wichtiger Meilenstein für das deutsche Fusionsprogramm wie auch für die internationale Fusionsforschung.“ Im Programm Kernfusion arbeiten alleine acht Institute des KIT interdisziplinär zusammen.

Wendelstein 7-X wird wichtige Erkenntnisse liefern, wie ein kontinuierlicher Betrieb von Fusionsanlagen möglich wird. Die Magnetspulen und -felder, die das 100 Millionen Grad heiße Plasma einhüllen, unterscheiden sich daher vom Fusionsprojekt ITER in Frankreich. Wendelstein 7-X wird als Ergänzung zum ITER-Projekt gesehen, welches als Typ Tokamak gebaut wird und im Gegensatz zum Typ Stellarator nur einen pulsweisen Betrieb gestattet.

Leistung von 10.000 Küchenmikrowellengeräten für „Zündung“ notwendig

„Für das ‚Anfachen des Sonnenfeuers‘ braucht es zunächst eine ‚Zündung‘ durch eine Mikrowellenquelle, die kontinuierlich zehn Megawatt Leistung einspeist. Das entspricht 10.000 Küchenmikrowellengeräten gleichzeitig“, berichtet John Jelonnek, Leiter des Instituts für Hochleistungsimpuls- und Mikrowellentechnik. Für Wendelstein 7-X wurde federführend vom KIT die weltgrößte Mikrowellenheizung mitentwickelt: Zehn Mikrowellengeneratoren (Gyrotrons) speisen kontinuierlich je ein Megawatt Leistung bei einer Frequenz von 140 Gigahertz ein.

Endziel ist es, ähnlich wie die Sonne, aus der Verschmelzung von Atomkernen Energie zu gewinnen. Allerdings ist die Energiegewinnung in Greifswald nicht vorgesehen. Nach der erfolgreichen Plasma-Herstellung aus dem Edelgas Helium soll nun der nächste Schritt zum eigentlichen Untersuchungsobjekt, einem Wasserstoff-Plasma, getan werden.

Quelle: IWR Online

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