23.01.2017, 10:21 Uhr

Finnland verliert weitere Investoren für Atomkraftwerk

Helsinki/Münster – In Finnland sprengt der Bau des Atomkraftwerks Olkiluoto bereits jeden Zeit- und Kostenplan. Auch beim zweiten Projekt, dem in Planung befindlichen AKW Hanhikivi 1 in Pyhäjoki, gibt es Unruhe. Immer mehr Investoren wollen aus dem Projekt raus. Jetzt hat ein Schiedsgericht entschieden, dass ein weiteres Unternehmen die Ausfahrt nehmen darf.

In Finnland haben sich eigentlich mehrere Energieversorger und Industrieunternehmen zusammengeschlossen, um das Atomkraftwerk (AKW) Hanhikivi 1 in Pyhäjoki an der finnischen Ostsee zu bauen. Das Projekt ist weit fortgeschritten und genehmigt, nach Betreiberangaben soll 2018 soll mit dem Bau begonnen werden. Doch immer mehr Investoren wollen nicht weiter mitmachen und aus dem Projekt aussteigen.

Finnisches Gericht entscheidet: Investor Kesko darf aus AKW-Projekt aussteigen

Das Atomkraftwerk Hanhikivi 1 soll von dem finnischen Unternehmen Fennovoima gebaut und betrieben werden. Dahinter steht zu 66 Prozent die Zweck-Gesellschaft Voimaosakeyhtiö SF, an der mehrere finnische Unternehmen beteiligt sind. Die verbleibenden 34 Prozent liegen über Raos Voima Oy beim russischen Atomkonzern Rosatom. Ein Schiedsgericht hat nun entschieden, dass die finnische Handelsgesellschaft Kesko die Anteile an Voimaosakeyhtiö SF verkaufen darf, wie das Unternehmen mitteilt. Kesko hatte bereits im März 2014 bekanntgegeben, das Projekt nicht weiter zu finanzieren und die Anteile verkaufen zu wollen, war aber zunächst gerichtlich daran gehindert worden.

Fennovoima muss neue Investoren in der EU finden

Der Investoren-Verlust bringt Fennovoima in eine schwierige Lage, denn der Anteil der Fennovoima-Investoren aus der EU bzw. dem Europäischen Wirtschaftsraum darf nicht unter 60 Prozent fallen. Die finnische Regierung hatte diese Grenze im Sommer 2015 beschlossen, um den Einfluss der russischen Rosatom zu begrenzen. Noch liegt er über Voimaosakeyhtiö SF bei 66 Prozent.

Mit dem Kesko-Ausstieg verschärft sich die Situation. Wie der Nachrichtendienst Reuters berichtet, liegt der Kesko-Anteil an der übergeordneten Fennovoima bei zwei Prozent, doch weitere Unternehmen wollen aussteigen. So hat beispielsweise der skandinavische Metallkonzern Boliden nach Unternehmensangaben bereits im März 2013 beschlossen, nicht weiter in Hanhikivi 1 zu investieren. Neue Investoren müssen also innerhalb Europas gefunden werden. Ob diese Suche erfolgreich sein wird, ist fraglich.

Eon verkaufte AKW-Anteile an Rosatom

Ursprünglich wollten die Finnen das neue Atomkraftwerk mit dem Essener Energiekonzern Eon bauen. Doch der Energieriese zog sich 2013 vollständig aus dem skandinavischen Land zurück. Die 34 Prozent Eon-Anteile an Fennovoima gingen an den russischen Staatskonzern Rosatom. Das AKW Hanhikivi 1 soll über eine Leistung von 1.200 Megawatt (MW) verfügen und 2024 in Betrieb gehen. Der Baustart des 2007 gestarteten Projektes ist für 2018 anvisiert.

Quelle: IWR Online

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