28.07.2017, 08:25 Uhr

Nordex verteidigt Marktanteil im Windenergiemarkt Deutschland

Hamburg – Noch brummt der Windenergiemarkt Deutschland. Davon profitiert auch der Hamburger Windkraftanlagen-Hersteller Nordex. Doch auch die Nordex-Manager blicken skeptisch in die Zukunft.

In den ersten sechs Monaten wurden in Deutschland an Land brutto 790 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 2.281 Megawatt (MW) neu errichtet. Das bedeutet einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um elf Prozent (1. Hj. 2016: 2.053 MW) und stellt gleichzeitig einen neuen Rekord dar. Die Nordex-Gruppe konnte im Heimatmarkt in gleicher Weise wachsen.

Nordex verteidigt 17 Prozent Marktanteil in Deutschland

Nordex hat im ersten Halbjahr 2017 den Marktanteil in Deutschland von rund 17 Prozent gehalten. Rechnerisch würde dies gemessen am Bruttozubau einer Windenergieleistung von rund 390 MW entsprechen. Patxi Landa, Vertriebsvorstand der Nordex SE, sagte dazu: „Das ist ein positives Zeichen und belegt, dass unser aktuelles Produktangebot in dem umkämpften Markt wettbewerbsfähig ist. Zudem stehen wir unmittelbar vor der Einführung einer weitaus effizienteren Anlage, für die wir in absehbarer Zeit hohe Nachfrage erwarten.“

Herausforderungen durch Windenergie-Ausschreibungsregeln

Doch wie die Windenergie-Verbände, sieht auch Nordex „Herausforderungen“ im Design der Ausschreibungsregelung in Deutschland. In der ersten Runde im Mai stammten mehr als 95 Prozent der Projekte, die bezuschlagt wurden, von sogenannten Bürgerwindparkgesellschaften. Diese Projekte benötigen keine Genehmigung nach Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG), um an dem Verfahren teilzunehmen und haben eine Umsetzungsfrist von 54 Monaten statt von zwei Jahren. Kein Hersteller habe von den rund 800 MW aus der ersten Ausschreibung nennenswerte Aufträge gewonnen, so Nordex.

Auch Verbände erwarten deutlichen Einbruch bei weiteren Ausschreibungen ohne BImSchG-Genehmigungen

Nordex-Manager Landa: „Die Teilnahme ohne Baugenehmigung ist ein Konstruktionsfehler der dauerhaft behoben werden muss, sonst steht der Standort Deutschland für die Windindustrie im Risiko.“ Bislang hat die Regierung diese Änderung nur für die beiden ersten Runden in 2018 beschlossen. Nordex selbst hat sich nach eigenen Angaben durch die bereits vor Jahren erfolgte Internationalisierung vom deutschen Markt unabhängiger gemacht. Trotzdem bleibe Deutschland für die Gruppe ein wichtiger Absatzmarkt und Produktionsstandort.

Mit der Kritik am Ausschreibungsverfahren ist Nordex nicht allein. Auch der Bundesverband Windenergie (BWE) und der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) weisen auf Realisierungsrisiken aufgrund des großen Anteils von noch nicht genehmigten Projekten in der ersten Ausschreibungsrunde hin. Falls auch bei den weiteren Ausschreibungsrunden in 2017 erneut Projekte ohne Genehmigung nach BImSchG den Zuschlag erhalten können, werde ein deutlicher Einbruch der Ausbauzahlen in Deutschland erwartet, so die Branchenverbände.

Quelle: IWR Online
© IWR, 2017